Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Haben Sie die Bilder ja auch im Fernsehen gesehen in dieser Woche: US-Präsident Barack Obama auf Staatsbesuch im Nahen Osten. Erst in Israel, dann bei den Palästinensern. Es galt schließlich, nicht nur die Contenance, sondern auch den Proporz zu wahren. Dass der oberste Staatschef der westlichen Hemisphäre in dieser ewigen Krisenregion der Welt standesgemäß unterwegs sein muss, versteht sich von selbst. Für solche Zwecke hat der „Secret Service“, der für die Sicherheit des Präsidenten überall verantwortlich ist, dessen technisch hoch gerüsteten, fahrenden Hochsicherheitstrakt dabei. Die Cadillac-Limousine, die angeblich über eine Million Dollar teuer ist, wurde auch in diesem Fall eigens für den Staatsbesuch eingeflogen.

„Das Biest“ nennen Obamas Security-Leute das schwarze, rollende Ungetüm, das – so schreibt zumindest Spiegel online – gegen Angriffe mit biochemischen Waffen gerüstet ist, eine eigene Sauerstoff-Versorgung für die Insassen für den Fall eines Attentats hat und natürlich feuerfest und kugelsicher ist. Und dennoch: Dieses Unikat der Fahrzeug-Industrie (oder vielleicht gibt es ja so eine Art Placebo-Limousine, die so ähnlich aussieht) ist gegen die schnöden Fallen des alltäglichen Durch- und Schwachsinns nicht gefeit. Der Präsident musste nämlich im Laufe seines Aufenthaltes im Heiligen Land auf ein – eigens und eiligst herbei geschafftes – Ersatzfahrzeug umsteigen. Vorsichtshalber hatte man in Jordanien für den Fall aller Fälle eine Ersatz-Staatskarosse deponiert, und die wurde rasch eingeflogen.

Der Hintergrund des ganzen Malheurs zeigt uns Alltags-Autofahrern, die wir manchmal mit den Tücken unseres fahrenden Objektes auch mehr zu kämpfen haben, als uns lieb ist, dass auch die höchsten Würden- und Entscheidungsträger vor den dümmsten Fehlern nicht geschützt sind. Die eigentliche Präsidenten-Limousine, die für den Einsatz vorgesehen war, hatte nämlich ihren Geist aufgegeben. Das Auto hatte sich, wie man in solchen Fällen zu sagen pflegt, „verschluckt.“ Das mit einem Ottomotor ausgestattete „Obama-Mobil“ war in Jerusalem versehentlich mit Diesel betankt worden. Das berichteten zumindest einige israelische Medien.

Ob der Chauffeur des „Biests“ nun ohne Ortskenntnis auf der Suche nach einer möglichst preiswerten Tankstelle ein wenig durch Jerusalem kutschiert ist und schließlich an irgend einer Hinterhof-Tanke fündig wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Und auch jener der israelischen Kollegen. Was mich ehrlich gesagt wundert, ist die Tatsache, dass bei einem solch sündhaft teuren „Präsidenten-Schiff“ der Diesel-Tankstutzen in den Benzin-Tankzugang passt. Für alles ist Vorsorge getroffen: Gewehre allen möglichen Kalibers, Bomben, B- und C-Waffen können dieser mobilen Festung nichts anhaben. Aber 50 Liter Diesel legen den Superkarren lahm.

Ganz ehrlich: Ein bisschen Schadenfreude kommt da schon auf. Bei mir zumindest. Denn Selbiges ist mir auch einmal passiert. Wenn auch nicht vor Jahren, sondern sogar vor Jahrzehnten mit einem alten Fiat 128, der daraufhin seinen Dienst quittierte. Hatte ich damals wohl gemutmaßt, dass mein eigenes, leicht klapperndes, mit ersten Rostflecken versehenes Fahrzeug (das, so glaube ich, Anfang der 1970er Jahre um die 2.000 D-Mark gekostet hatte) jemals etwas mit der Staats-Karosse des amerikanischen Präsidenten gemein haben würde? Nein, natürlich hatte ich das nicht.

Manchmal aber ist die Welt Gott sei Dank auch ein wenig gerechter als allgemein angenommen wird und wir alle werden auf Normalmaß zurecht gestutzt. Was, so denke ich, noch niemandem geschadet hat.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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