Elektroantriebe: Geht es (noch) weiter?

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Die Frühjahrsshow des internationalen Automobilbaus feiert gerade in Genf fröhliche Urständ' und schon sind deutliche Knirschgeräusche aus dieser und jener Ecke zu vernehmen. Es geht um das liebste Kind der letzten 4 Jahre, den Elektroantrieb. Der Hype scheint bereits wieder am Verblassen zu sein, bevor er richtig zu strahlen begonnen hatte. Die Zulassungszahlen rein elektrisch betriebener Fahrzeuge, von der Kanzlerin vor 2 Jahren noch mit einer 7-stelligen Zahl hochgejubelt, treiben den Herstellern die Tränen in die Augen. Nicht vor Begeisterung. Sondern vor Frust. General Motors, mit der brillanten technischen Lösung eines Range Extenders für den Opel Ampera und den Chevrolet Volt auch kritische Journalisten überzeugend, hat derzeit den Verkauf beider Modelle nahezu völlig eingestellt, weil die Nachfrage zu gering war. Während Mercedes und BMW für die Frühjahrsmesse und danach innovativen Mut bezeugen und neue Modelle mit E-Antrieb vorstellen, die noch 2013, spätestens 2014 auf den Markt kommen, hat ausgerechnet Audi kurz vor Genf einen gewaltigen Rückzieher hingelegt. Die bereits in Test-Stückzahlen laufenden Modelle von A1, A2 und der R8-Flunder, die den Familien-Zunamen e-tron tragen, wurden eingefrostet, von einer Serienproduktion nehmen die Ingolstädter erstmal Abstand (Slogan: e-tron. Die Zukunft elektrischer Mobilität). Wie weit sich diese Vorstandsentscheidung mit dem Mantra der Ingolstädter, Vorsprung durch Technik, vereinbaren lässt, sei erstmal dahin gestellt, doch kommt der Zeitpunkt der Entscheidung wohl nicht gerade zur glücklichsten Zeit.

Nun gibt es bekanntlich immer mehrere Gründe, um große Entscheidungen zu rechtfertigen. Zum Beispiel wirtschaftliche oder technische. Was schlussendlich in Ingolstadt zum Rückzug aus der Elektrogesellschaft geführt hat, weiß man nur dort, aber es werden mit Sicherheit auch Probleme mit den Zulieferern der Akkus mit entschieden haben. Zu wenig Fortschritt in der Akkutechnologie, zu langsame Generationen, zu wenig Speicherkapazität, zu lange Lieferzeiten, zu hohe Entwicklungskosten.

Und gerade hier beginnt der Teufelskreis sich auch wieder zu schließen: zu wenige Verkäufe und zu hohe Entwicklungskosten haben noch nie ein tragbares Konzept hervor gebracht. Und es sieht so aus, als habe Audi den Rückzug angetreten, um nicht durch Malheurs der Zulieferer ins Gerede zu geraten. Was immer schlecht ist, wenn man vorher bereits im Gespräch ist … Wir haben enorm viel investiert in neue Akkutechnologien, haben alle finanziellen Ressourcen bis an den Boden ausgeschöpft. Und dann will keiner unsere E-Autos, weil sie dem Kunden zu teuer erscheinen. So lässt sich auf Dauer kein einziges Projekt refinanzieren. So ein Entwickler aus der Batterienbranche. Das klingt überhaupt nicht gut. Und so darf man gespannt auf die ersehnte Erfolgsgeschichte der E-Autos bei Mercedes und BMW sein. Die einzigen, die vielleicht über den Audi-Schritt schmunzeln werden, sind die Ingenieure von Toyota: die setzen seit über 10 Jahren erfolgreich auf den Voll- Hybridantrieb, weltweit. Und genau auf diese Antriebsalternative will Audi nun auch setzen. Mal sehen, ob das so hopplahopp auch funktioniert.

Text: Frank Nüssel
Fotos: Audi, Opel

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