Am Vorabend der ADAC Pfalz Westrich Rallye gab es ein sportliches Warm Up für die Piloten und eine Prise hohe Politik.
Beim Shake Down in Roschberg sah man grinsende Allradler und grübelnde Porschepiloten. Ein Subaru von Sandro Wallenwein ist natürlich nahezu prädestiniert für den schnellen Ritt auf schmierigem Untergrund und schwierigen Wertungsprüfungen. Ruben Zeltner im Porsche GT3 schaut da schon etwas kritischer auf die Strecke. Den Spaß lässt er sich aber nicht nehmen. „Zum Driften ist das mit dem Porsche natürlich super aber die Topzeiten werden nicht rauskommen“. Doch der Rallyefahrer weiß, dass am Schluss gezählt wird – wenn alle Autos am Samstag über die Zielrampe gerollt sein werden.
Bis dahin steht einiges an im vereinten Rallyeland Saar-Pfalz. Das Schmankerl ist der KÜS-City-Rundkurs in St. Wendel. Hier, beim scherzhaft Klein Monaco genannten Ritt durch die Innenstadt von St. Wendel, ist alles drin. Man muss schon einen entschiedenen und vor allem ambitionierten Verwaltungschef wie Bürgermeister Klaus Bouillon haben, um so etwas auf die Beine zu stellen.
Hohe Politik gab es am Vorabend der Pfalz Westrich – Rallye. Für den Knaller sorgten die Verantwortlichen der Sachsen-Rallye. Die vom AvD ausgerichtete Rallye zieht ihre Bewerbung für die Deutsche Rallye Meisterschaft (DRM) zurück. Der Grund: Ihre Veranstaltung sollte gleichzeitig ein Lauf zur Wertung in der Deutschen Rallye Serie (DRS) sein. Dies erlaubt das aktuelle Reglement nicht, also entschieden sich die Sachsen für die DRS. Somit hat der Kalender der Deutschen Rallye Meisterschaft nur noch sechs Läufe. Nach einem Ersatz wird Ausschau gehalten.
Die älteren Rallyefans denken noch mit einigem Unbehagen an die früheren Zeiten, als sich ADAC und AvD kräftig beharkten und keiner den anderen in seinem Gärtchen spielen ließ. Lange hat es gedauert, bis die Rallye Deutschland auch in Baumholder rollen durfte. Einen Rückschritt in alte Grabenkämpfe sollte es nicht mehr geben. Dafür ist die Position des Rallyesports, sei es in der Wahrnehmung und Teilnahme der Industrie, viel zu schwach, auch die Medienpräsenz.
Auch die Reifen für die Rallyeautos sind im Gespräch. Der koreanische Hersteller Hankook soll Einheitsreifen für alle Teams liefern. Das ist natürlich umstritten, denn die Sekunden und ihre Bruchteile auf den Wertungsprüfungen hängen nicht zuletzt vom Reifenpoker ab. Die Meinungen der Aktiven sind unterschiedlich und reichen von totaler Ablehnung bis zur Feststellung, dass die Idee für einen Einheitsreifens gut sei. Der Kompromiss, den der Deutsche Motorsport Bund und die Aktiven jetzt gefunden haben, sieht eine verbindliche Nutzung der Reifen von Hankook ab der Rallye Deutschland vor. Der Hersteller sagte zu, eine zusätzliche weichere Reifenmischung zu bringen, sprach aber auch von Lieferproblemen.
Doch jetzt regiert zunächst einmal der Sport. Am heutigen Freitag geht es los, der Start ist um 18.55 Uhr vor der beeindruckenden Kulisse des St. Wendeler Doms. Um 19.45 Uhr und um 21.15 Uhr steht dann der KÜS-City-Rundkurs in St. Wendel im Bordbuch der Teams.
Text: Hans-Georg Marmit
Fotos: Oliver Kleinz