Liebe Leserin, lieber Leser!

Selten war das Thema Automobil in den Nachrichten-Sendungen, in Rundfunkbeiträgen und in Tageszeitungen so präsent wie in der vergangenen Woche. Kein Wunder, denn Neuigkeiten aus der Branche gab es ja reichlich. Da ist einmal die derzeit laufende größte Automesse der USA, die North America Motor Show in Detroit. Sie eröffnet traditionell das Autojahr als Treffpunkt der Insider und Konsumenten.

Da stand aber auch die Bilanz von Volkswagen zur Diskussion, wo auf dem Weg zum Gipfel ein weiterer Meilenstein erklommen wurde. Zum ersten Mal verkauften die Wolfsburger im vergangenen Jahr weltweit mehr als neun Millionen (genau 9,07 Millionen) Autos. Damit verkürzten sie den Abstand zu den beiden derzeit führenden Anbietern General Motors und Toyota ein weiteres Mal. Zwar legten die beiden Konkurrenten aus den USA und Japan bis derzeit noch keine offiziellen Zahlen vor. Doch auch bei den GM und Toyota steht zu vermuten, dass die Verkaufsmeldungen in Millionenhöhe mit einer neun vor dem Komma beginnen.

Sogar das von meist ebenso überflüssigen wie unergiebigen Talkshows traktierte Fernsehvolk durfte am Montagabend bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“ in einer seltsam zusammen gestellten Runde mit erleben, dass es kein Problem ist, 75 Minuten tot zu quatschen, ohne dabei tief schürfende neue Erkenntnisse ans Licht zu bringen. Verkehrsminister Peter Ramsauer, Formel-1-Boxen-Quälgeist Kai Ebel, Wander-Papst Manuel Andrack, der Tübinger Grünen-OB Boris Palmer und die ehemalige Autohaus-Besitzerin Heidi Hetzer schnabulierten zum Thema „Blitzer, Steuern, Citymaut – Freie Fahrt nur für reiche Bürger“ umeinander herum, dass es eine Lust war.

Außer ein paar bereits Dutzende Male auf der Mattscheibe tot getretenen Allgemeinplätzen wurden keine wesentlichen neuen Argumente aufgeführt. Damit es weder zu hart noch zu fair wurde, wurde zum Schluss noch einmal eine Folge aus der ehemaligen ARD-Sendereihe „Der 7. Sinn“ aus den achtziger Jahren gezeigt. Die erklärte dem geneigten Zuschauer vor circa 30 Jahren (wieder einmal), warum Frauen nicht einparken können. Erstens, weil sie – Pardon, liebe Leserinnen, aber das ist jetzt nicht auf meinem Mist gewachsen – dazu schon technisch nicht in der Lage seien und zweitens, weil sie das mit Stöckelschuhen sowieso nicht auf die Reihe bekämen. Das war nun wirklich zum Brüllen. Sicher nicht nur für mich.

Nur gut, dass uns alles Wissens- und Erklärenswerte in dieser frühen Januar-Sendung des neuen Jahres nicht nur in Plasbergs Quasselbude, sondern auch noch in dem einen oder anderen Nachrichtenbeitrag auf informativen TV-Kanälen näher gebracht wurde. Aber, wer weiß, vielleicht stehe ich mit meiner Meinung und der Einschätzung der Dinge ziemlich alleine da. Das Gute daran ist nämlich, dass sich die Geister beim Thema Automobil scheiden wie sonst höchstens beim Fußball. Und in beiden Fällen ist (fast) alles erlaubt, außer Nachtreten. Ganze Thekenrunden und Kaffeekränzchen sind da schon unter der Last der oft stundenlang sezierten Meinungen und Argumente zusammen gebrochen.

Deshalb nennt sich derlei seichte Fernseh-Unterhaltung ja auch „Talkshow“ und nicht Seminar, Konferenz oder Tagung. „Talken“ wir also weiter und lassen uns die Show nicht nehmen. Vor allem und erst recht nicht beim Thema Automobil.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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