Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Wenn es nach bestimmten Menschen geht, lesen Sie hier das letzte PS-Geflüster auf unserer Webseite lesen. Denn an diesem Samstag schreiben wir den 15. Dezember und eine Woche später folglich den 22. Dezember. Da aber – nach einer Interpretation des Maya-Kalenders – einen Tag zuvor = am 21. Dezember – der Weltuntergang eintritt, wäre es eine ziemliche Zeitverschwendung meinerseits, noch einen Beitrag für einen Zeitpunkt zu fertigen, an dem unsere liebe Mutter Erde bereits das Zeitliche gesegnet hat. Das Ende naht also, und wir alle haben genügend andere Dinge zu tun, als Kolumnen zu schreiben, die kein Mensch mehr lesen kann. Panik ist mancherorts angesagt, aber auch eine, die jährlich immer wiederkehrt: Alle Geschenke eingekauft? Nichts vergessen bis zum 24. Dezember? (Kann ja eh keiner mehr auspacken, also egal).

Ganz und gar kann man sich der beschriebenen Endzeit-Angst nicht entziehen, allen Zweifeln zum Trotz. Autohändler im kanadischen Toronto nutzen die düstere Stimmung geschickt für ihre Zwecke. Man weiß ja nie in dieser komplexen IT-Welt: Vielleicht geht die Welt ja aufgrund irgendeiner technischen Panne am kommenden Freitag doch nicht unter. Und dann? Wenn es wirklich so kommen sollte, dann hat die „Humberview Group“ in Toronto auf das richtige Pferd gesetzt.

Genau so nennt sich nämlich der Zusammenschluss einiger Autohändler, die eine Kampagne namens Mayan Motor Mayhem“ ins Leben gerufen haben. Darin geht es auf den ersten Blick um einen gewöhnlichen Preisnachlass auf Neuwagen der Marken Chevrolet, Buick und Cadillac. Allerdings verleihen die Händler dem Rabatt-Schnäppchen noch einen ungewöhnlichen Nervenkitzel: Ihr Versprechen an die Käufer lautet nämlich: Geht die Welt am 21. Dezember unter, dann müssen Sie den Kredit nicht mehr abbezahlen. In einer professionellen Radio-Botschaft lassen die Auto-Händler verkünden. „Sicher möchten Sie sich vor dem Weltuntergang noch von einer Menge Leute verabschieden. Je nachdem, wo Ihre Liebsten wohnen, müssen Sie weite Strecken fahren – für diesen Zweck können Sie doch bestimmt ein qualitativ hochwertiges Auto gebrauchen… Abschließend heißt es aus dem Äther: Machen Sie sich auf ein paar verrückte Dinge gefasst: Auf Seuchen, monströse Vulkanausbrüche, Asteroidenregen – aber auch auf einen 2012er Chevy Cruze mit Nullprozent-Finanzierung. Auf der Internetseite mynextgm.ca zeigt ein Kalender an, wie viel Zeit noch zum Kauf eines Autos bleibt. Geben Sie Gas, steht darüber, bevor buchstäblich alles vorbei ist!

Die Humberview Group verkauft im Übrigen Fahrzeuge des US-Autokonzerns General Motors. Und der kennt sich ja aus eigener leidvoller Erfahrung durchaus mit Weltuntergangs-Szenarien aus. Auch Reifenhersteller Toyo springt auf den „Zug nach Nirgendwo“ auf und wirbt in großformatigen Zeitungsanzeigen mit der Prophezeiung: Wir glauben, dass die Erde noch vieles aushalten wird – genau wie unsere Reifen.

Eines möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle vorsichtshalber noch mit auf den Weg geben: Vergessen Sie ihre Lieben in der nächsten Woche besser nicht. Denn wenn die Welt wider Erwarten am 21. Dezember doch nicht untergehen sollte und Sie bekommen dann nirgendwo mehr Weihnachtsgeschenke für Menschen, die es unverhoffterweise doch noch gibt, dann stehen Sie am Heiligen Abend ganz schön blöd da. Das Argument, „Ich habe gedacht, wir wären alle nicht mehr da“ überzeugt unter dem Weihnachtsbaum angesichts fehlender Geschenke keineswegs.Auch ich habe mich übrigens entschlossen, doch noch ein PS-Geflüster für den 22. Dezember vor zu bereiten. Für alle Fälle…

Einen schönen Advent wünscht Ihnen

Ihr Jürgen C. Braun

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