Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Die schlimmsten Nachrichten und damit auch die dazu gehörenden bewegten Bilder in Sachen Automobilität kamen in dieser Woche zweifellos von der Autobahn A5. Der schreckliche Unfall mit dem jungen Geisterfahrer, bei dem insgesamt sechs Menschen ihr Leben verloren, war zwar leider nicht der erste seiner Art in den vergangenen Wochen, aber der mit Abstand folgenschwerste. Wobei die Anzahl der getöteten Menschen sicherlich kein Indikator für das persönliche Leid und die Tragik bei jedem einzelnen Opfer sein kann.
Die Katastrophe auf der Südwest-Autobahn zwischen Karlsruhe und Basel hatte zur Folge, dass das Thema „Geisterfahrer“ in der vergangenen Woche durch alle Nachrichtensendungen, durch alle Magazine und Hintergrund-Beiträge geisterte. Tenor immer der Gleiche: Was kann man gegen einen solchen grässlichen Unfall tun? Gibt es Präventionsmöglichkeiten? Wenn ja, welche? Große Warnschilder, wie sie in Österreich und zum Teil auch schon auf bayerischen Autobahnabschnitten gang und gäbe sind, wurden ebenso in die Diskussion geworfen, wie die „Krallen“, die die Reifen von Falschfahrern beim Auffahren auf die Autobahn die Reifen aufschlitzen.
Ein Aspekt allerdings, gegen den es, lässt man die angesprochenen „Krallen“ einmal außer Acht keinerlei Vorbeugungsmöglichkeit gibt ist die bewusste Geisterfahrt mit allen Konsequenzen als praktizierter Selbstmord. Dass in diesem Falle der Tod unschuldiger Verkehrsteilnehmer im Gegenverkehr ganz bewusst in Kauf genommen wird, spielt bei den Todesfahrern offenbar keine Rolle. Was zudem nur von einem einzigen Debatten-Teilnehmer, nämlich dem ADAC-Kollegen Klaus Reindl, angesprochen wurde, ist die Tatsache, dass Ersthelfer bei vielen schweren Unfällen ganz bewusst gegen die Fahrtrichtung auffahren müssen, um schneller an Ort und Stelle zu sein. Hier hätten also Werkzeuge, die die Reifen eines Fahrzeugs zerstören, eher eine kontraproduktive Wirkung. Ich habe in jüngster Vergangenheit etliche Tagungen und Seminare besucht, in denen es um mobile Vernetzung, um Interaktivität, um Telematik mit und zwischen den Fahrzeugen ging. Sicherlich hat die Technik auf diesem Gebiet sehr große Fortschritte gemacht und wird sie auch noch weiter machen. Dass dank modernster Kommunikationssysteme und des „Redens“ von Autos untereinander derart grauenhafte Vorgänge in Einzelfällen vermieden werden können, mag sicherlich sein.
Letztendlich aber ist es immer noch der Fahrzeugfahrer, der die Entscheidung zum falschen Auffahren auf die Autobahn trifft. Sei es nun, wie in den meisten Fällen unbewusst, oder als schwachsinnige „Mutprobe“ oder gar in suizidaler Absicht. Nicht selten geschieht es, dass man im Fahrzeug abgelenkt ist, sich mit anderen Dingen (Radio, Navi, Telefon etc.) beschäftigt. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit kann fürchterliche Folgen haben. Auch und vor allem dann, wenn bei Nebel, Regen, Schneefall oder im Dunkeln zusätzliche Gefahrenquelle hinzukommen.
Für uns alle, die wir Tag für Tag unser Bedürfnis nach persönlicher Mobilität ausleben, kann das nur heißen: ein Höchstmaß an Konzentration beim Auffahren auf Autobahnen und vor allem in lang gezogenen Linkskurven auf der Autobahn. Ich gebe zu, in solchen Situationen habe ich mehr als einmal ein mulmiges Gefühl, einem „Geisterfahrer“ plötzlich willenlos ausgeliefert zu sein. Tun wir alle alles dafür, dass es nicht so weit kommt.
Ich wünsche Ihnen ein sicheres Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun