Pick-Ups im Vergleich – Zwischen Arbeit und Adel

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In Deutschland gelten Pick-Ups nicht unbedingt als Statussymbol. Sie befinden sich überwiegend in Händen von Handwerkern, Waldarbeitern, Jägern, Gartengestaltern, Hoch- und Tiefbauingenieuren. Einige dienen auch dem Freizeitbereich und dem Lifestyle. Das ist irgendwo auch systemimmanent, da Größe der Kabine und Ladefläche bei diesen Allradlern ein recht ausgeglichenes Verhältnis zueinander aufweisen. Es sind nur noch 6 Marken übrig geblieben, die hierzulande ihre nutzvollen Produkte anbieten, da Mazda seinen BT 50, der baugleich mit dem Ford Ranger war, zurück genommen hat. Schade drum. Den Markt teilen sich auf: Ford, Isuzu, Mitsubishi, Nissan, Toyota und VW, als jüngster Dazu- Kömmling. Sie ähneln sich alle ziemlich, das darf vorab gesagt werden. Und es sind ausschließlich Diesel-Triebwerke, die den Vortrieb besorgen. Dennoch gibt es recht markante Unterschiede. Wir hatten 2012 drei Pick-Ups zum Testen: den D-MAX von Isuzu, den L 200 von Mitsubishi und den Hilux von Toyota, allesamt in ihrer aktuellen technischen und optischen Überarbeitung. Die anderen 3 Marken folgen an dieser Stelle in 2013.

ISUZU D-MAX: ein 2,5 Liter Selbstzünder mit 5-Gang-Automatik nebst manueller 5-Gang-Getriebekulisse. Innen mit noblem Leder ausgeschlagen, die 3 Varianten des Antriebs (2 WD, 4WD, 4WD-Untersetzung) wurden per Drehsteller vorgespannt. Die 163 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment verhalfen der Fuhre, deren Ladefläche von einem Hardtop überspannt wurde, zu recht lebendigen Fahrleistungen. Die Automatik wurde jedoch bei Steigungen mehrmals durch den manuellen Eingriff ersetzt, weil der Automat sich viel Zeit mit dem Runterschalten ließ, was auch dem Spritverbrauch zugute kommt. Vor allem beim Überholen musste dieser Kniff ab und an angewandt werden. Das Fahrwerk ist eher softig ausgelegt und belohnt die Insassen zwar mit gutem Komfort, aber auch mit spürbaren Wankbewegungen der Karosserie, was aber der Fahrsicherheit keinerlei Abbruch tut. Die Lenkung ist etwas streng, aber trotzdem zielgenau. Der Diesel läuft in jedem Betriebszustand gut vernehmbar, ist eindeutig der Nutzfahrzeugbranche zuzuordnen. Die spürbare Kraft, die an langen Autobahnsteigungen für flottes Hochkommen sorgt, scheint auch einer geschickten Übersetzungsphilosophie der Zahnräder zu verdanken zu sein. Schon die Tatsache, dass es den D-MAX ab Werk auch als 3-Seiten-Kipper und mit anderen Handwerker-Features ausgestattet gibt, weist auf seine überwiegenden Einsatzgebiete hin. Eine angenehme Ergänzung im Pick-Up-Angebot.Der Testverbrauch lag bei 8,71 Litern Leichtöls.Zwischen 23.400.- und 39.300.- Euro liegen die verschiedenen Serien-Modelle ohne Sonderausstattungen.

Mitsubishi L 200: Er gehört zu den beliebtesten und meist dekorierten Pick-Ups der Szene. Die moderne, ungewöhnlich gerundete Gesamtform, die anfangs so manchen etwas verunsicherte, hat sich durchgesetzt. Dadurch wirkt er nicht ganz so machohaft, eher zierlich und elegant. Das Wohnzimmer ist mit freundlichen und wertigen Materialien ausgekleidet, das Instrumentarium dazu sehr gut ables- und bedienbar: eben Pkw-like. Auch ist ein 2,5 Liter Turbodiesel am Werk, der entweder 136 oder gar 178 PS abgibt. Im Prinzip genügt der 136 PS-Triebling, aber der stärkere Bruder macht alles mehr aus dem Handgelenk, leichter, spielerischer. Und hat zudem ab 2.200 Touren richtig Bums zum Überholen und am Berg. Die Bodenfreiheit liegt allerdings mit etwa 20 Zentimetern 3-4 Einheiten unter der bei den Mitbewerbern. Er ist zwar ein Nutz-Fahrzeug vom Wesen her, wird aber auch gerne als Lifestyle-Gerät zum Transport größerer Sportrequisiten genutzt. Auch hier eine 5-Gang-Automatik mit Modus für sequentielles Schalten im Angebot. Entgegen dem äußeren Eindruck beileibe kein Softie! 8,45 Liter Diesel rannen im Schnitt während des Tests durch die Einspritzdüsen, womit er der Sparsamste war. Die Preise liegen zwischen 24.290,- und 37.400,- Euro für den Beau unter den Pick-Ups.

Toyota Hilux: Die Pick-Up-Legende, der Dienstälteste im Terzett. Nahezu auf dem ganzen Globus verbreitet und geachtet als unkaputtbarer Vielkönner. Auf dem Markt als 2,5 und 3,0-Liter Diesel. Die kleinere Version hatten wir zur Verfügung, die mit 144 PS und 400 Newtonmetern recht leichtfüßig daher kam. Er war damit eher der schwächeren Fraktion im Trio zuzuordnen. Und so quittierte der Turbodiesel seine Anstrengungen im täglichen Stress zwar mit unbedingter Zuverlässigkeit, aber auch 9,8 Litern Dieselsprits. Auch die Höhe der Zuladung ist nicht mehr ganz zeitgemäß, so dass sich Toyota entschieden hat, den Hilux wohl schon 2013 als komplett neues Modell in den Markt rollen zu lassen. Die Mitbewerber haben nicht nur aufgeholt, sondern sind auch in der Moderne angekommen. Verarbeitung, technische Zuverlässigkeit und Funktionalität sind untadelig, die Innenmaterialien wirken nicht ganz so hochwertig wie bei den beiden Mitbewerbern. Er ist als Arbeitstier auf die Welt gekommen, hat bis heute einen Topp-Job gemacht, darf sich aber bald verjüngen. Gefragt ist der Hilux bei allen Arbeiten, die an's Material gehen: Großbaustellen, Waldarbeiten, Braunkohlereviere, Bau von Überlandleitungen. Nur bedingt wird er als Lifestyle-Fahrzeug eingesetzt, obwohl er dazu taugen würde. Auch im Angebot bei Toyota: der Hilux mit einem 3-Liter-Triebwerk, das 177 PS leistet. Da geht manches etwas leichter und zügiger, aber der Verbrauch ist dann nicht mehr ganz zeitgemäß.

Bilanz: Das Dreigestirn bietet viel Charaktervolles: ein Arbeitstier, ein Allrad-Multi-Tool und einen leicht eleganten Beau mit Pkw-Genen. Die Qual der Wahl gerät dabei schnell zum Vergnügen.

Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot

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