Frankfurter Buchmesse: Eine Nach-Lese (2)

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Nein, wir haben ihn nicht vergessen – den diesjährigen Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse. Und wer, wenn von Neuseeland die Rede war, bisher allenfalls an Kiwis und vielleicht noch an den Bergsteiger Edmund Hillary dachte, sah in den Messehallen einen Ehrengast, der sich literarisch vielfältig präsentierte. Dazu gehört die Neuauflage von Erzählungen der jung verstorbenen Katerine Mansfield, die bis heute die vielleicht einzig weltweit bekannte Autorin des Gastlandes ist. Ein ganz besonderes Zeugnis seiner Erlebnisse in Neuseeland legt freilich Martin Bettinger ab: Wo der Tag beginnt nennt er sein Buch, das im Untertitel schnörkellos Storys aus Neuseeland heißt. Und die bezieht der gebürtige Saarländer aus seiner Zeit als writer in residence im neusseländischen Wellington.

Freilich wäre die Messe, Ehrengast hin, literarisches Angebot her, nur halb so interessant ohne die anwesenden Autoren, die nicht nur aus ihren Werken lesen, sondern Interviewern vor Zuhörern live Rede und Antwort stehen. Auf musikalischem Wege tat das, jedenfalls teilweise, Eddi Hüneke. Wer den Frontmann der Vokalpop-Band Wise Guys – er selbst würde sich wohl nie so nennen – aus nächster Nähe sehen wollte, hatte am Stand freilich Pech. Da drängelten sich die Fans, und manche trugen den Bandnamen schon auf ihrem T-Shirt. Die Tatsache, dass am Sonntag nun auch Buchverkauf und nicht nur das Schauen gestattet ist, mag zum Andrang beigetragen haben – man konnte das Werk kaufen und gleich signieren lassen. Immerhin war die Mikrofonübertragung so gut, dass das Mitsingen des von Eddi angestimmten Ob-La-Di, Ob-La-Da problemlos klappte. Die Fragen und Antworten verstand man aber auch sehr gut. So freundlich, offen und unverstellt wie der Mann am Mikrofon erwies sich auch sein Buch.

Ein anderer Gast fiel schon optisch auf, als er noch gar nicht auf dem Podium stand: Irokesenfrisur in hellrot, der Rest Glatze, darunter formelle Kleidung -Sascha Lobo war das, an dem sich so schön die Geister scheiden. Kaum in Frage stellen wird man aber den Tenor seines Buches übers Internet: Alles gut, praktisch, sinnvoll und spaßstiftend, so lange der Mensch Herr über das Medium bleibt statt umgekehrt. Nichts unbedingt Neues vielleicht, aber passend zur aktuellen Diskussion um das Buch des Neurologen Manfred Spitzer, der Digitale Demenz am Horizont der Gesellschaft sieht und den Segen des Internet mittlerweile gar sehr in Frage stellt.

Ein Buch darf in dieser Sammlung nicht fehlen, einfach, weil der Rezensent den Titel zunächst kaum glauben konnte: Auf ein prima Klimakterium! nennt die Autorin ihren Ratgeber für Frauen in reiferen Jahren. Ihr Credo: Nur nicht verrückt machen lassen von Hitze- und anderen Schockwellen, mit denen das Thema seit Jahrzehnten behaftet ist. Da muss ein Lektorat schon Mut haben, um solch einen Titel zu wagen, der mit dem Wort Klimakterium eines führt, das in der öffentlichen Wahrnehmung ausschließlich negativ behaftet sein dürfte. Weiß man allerdings, wer die Autorin ist, wird klar, dass ihr Buch zum Thema gar keinen zaghafteren Titel haben kann: Das würde zu Marianne Sägebrecht schlichtweg nicht passen.

Nächstes Jahr geht's weiter mit allerlei Neuerscheinungen rund um Bücher, CDs und DVDs. Dann heißt der Ehrengast Brasilien.

Bibliographische Angaben

Martin Bettinger: Wo der Tag beginnt. Storys aus Neuseeland. Conte Verlag; 15,90 Euro.

Eddi Hüneke: Jetzt ist deine Zeit. Mein Weg, das Leben zu genießen. Kreuz Verlag; 16,99 Euro.

Kathrin Passig/Sascha Lobo: Internet – Segen oder Fluch? Rowohlt Berlin; 19,99 Euro.

Marianne Sägebrecht: Auf ein prima Klimakterium! Meine Ratschläge und Geschichten für das reife Weibsbild von heute. Nymphenburger Verlag; 19,99 Euro.

Internet: www.buchmesse.de

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