Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

In Kindertagen war das „Autoquartett“ eines meiner liebsten Kartenspiele. Da konnte man entweder regelrecht in einer Traumwelt versinken, oder sich an der Basis orientieren – hieß: sich mit technischen Daten der „Brot- und Butter-Autos“ der 1960er Jahre auseinandersetzen. Beim Auto Quartett verging die Zeit wie im Fluge und es dauerte nicht lange, da hatte ich die abgebildeten Fahrzeuge und ihre dazugehörigen Komponenten weitaus schneller griffbereit im Kopf als die Mathematik-Aufgaben oder die Englisch-Vokabeln für den nächsten Tag.

Ein ganz bestimmtes Fahrzeug hatte es zu jener Zeit uns Jungs besonders angetan. Denn damals waren (pardon, meine Damen) Autos reine Männersache. Auch wenn die Männer noch kurze Lederhosen trugen und der erste Bartflaum noch auf sich warten ließ. Also: Unbestrittener König beim Auto-Quartett war damals, wer eine britische Fahrzeug-Legende sein eigen nennen durfte,. Ein faszinierendes Auto, das alle übrigen Blech-Proportionen in den Schatten stellte. Wir Kleinstadt-Pennäler am westlichen Rande der Republik waren „im Alltag bestenfalls an VW Käfer, Opel Kadett oder Peugeot 304 gewöhnt und wurden schon alleine vom Abbild eines solchen Autotraums in schieres Verzücken versetzt. Welches Auto das war? Klar, es konnte nur einer sein: der Jaguar E-Type. Der „Jag“ übertraf alles, was sonst noch an Karten im Auto-Quartett steckte.Doch genauso wie sich die Papp-Variante aus dem Auto-Quartett verabschiedete, war auch der real existierende Jaguar E-Type bald nur noch ein Stück wehmütige Erinnerung an untergegangene glorreiche Automobil-Kulturen. 1974 lief der letzte E-Type vom Band.

Und jetzt das, fast 40 Jahre danach – die Meldung, dass das Kultobjekt der „Golden Sixties“ seiner fröhlichen Wiederauferstehung entgegen blickt. 2013 soll das Nachfolgemodell, dann aber unter dem Namen „F-Type“, die britische Traditionsmarke wieder „zum Kern und Ursprung seiner Markenidentität“ zurück führen, wie Jaguar in einer Pressemitteilung verkünden ließ.Ich muss gestehen, dass mich alleine schon der bloße Gedanke an die Wiedergeburt oder auch die Neuauflage des klassischen englischen Roadsters elektrisiert. Klar, das Vermarktungs-Rezept wird auf die aktuelle Situation im Automobilgeschäft ausgerichtet sein, der Jaguar F-Type aber mit den historischen Vorgaben früherer Jahrzehnte antreten: Motor vorn, Antrieb hinten, dazu ein knackiges, kurzes Heck. Very british! Auf dem Pariser Autosalon feierte er in dieser Woche seine Premiere. Drei Triebwerke soll es zum Einstieg geben, von 340 bis 495 PS. Die Preise sollen zwischen 73.000 und 99.000 Euro liegen. Als notwendige Hommage an den Zeitgeist wird es im F-Type erstmals einen britischen Sportwagen aus dem Hause Jaguar mit einer Start-Stopp-Funktion geben.

Jaguar gehört seit vier Jahren zum indischen Tata-Konzern. Seit dieser Zeit haben sich auch die Bilanzen der ehemals angeschlagenen Raubkatze wieder verbessert. Bleibt nur zu hoffen, dass das britische Commonwealth seligen Andenkens jetzt eine Retrospektive unerwarteter Art.

Und ich? Gestehe: Die Aussicht, den Nachfolger meines Auto-Quartett-Stars dann mal persönlich zu fahren, stimmt mich vergnügt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende. Have a nice time!

Ihr Jürgen C. Braun

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