Volkswagen, „der Ring“ und die jungen Wölfe

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Das Glänzen in seinen Augen und das schier spitzbübische Grinsen in seinem Gesicht waren bereits am frühen Samstagmorgen nicht zu übersehen. In seinem VW Scirocco R war der alte Herr auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings nämlich unverkennbar in seinem Element. Kein Wunder, denn auch mit mittlerweile 61 Jahren hat Markku Alen, 1978 letzter „inoffizieller“ Weltmeister vor Einführung der Rallye-WM, den Spaß am Motorsport nicht verloren. Gemeinsam mit seinem finnischen Landsmann Juha Kankkunen, seines Zeichens vierfacher Rallye-Weltmeister und dem spanischen Rallye-Champion und „Dakar“-Sieger Carlos Sainz stellte sich der Mann aus dem Land der 1.000 Seen am DTM-Wochenende bei glühend heißen Temperaturen einer Meute sprichwörtlich junger Wölfe.

Beim siebten Lauf des Scirocco-R-Cups im Rahmen der DTM auf dem Nürburgring trafen die hoch dekorierten „Quertreiber-Altmeister“ auf die 21 permanenten Starter in einem „Legendenrennen“ dieses Volkswagen-Markenpokals. Als „Rookies“ im fortgeschrittenen Alter präsentierten sich die Rallye-erprobten Herren am Rande des Vorruhestand-Daseins den aktuellen Rundstrecken-Piloten allerdings in keiner Weise. „Ich denke, dass ich mit mittlerweile 53 Jahren mit den Spezialisten auf der Rundstrecke zwar nicht mehr mithalten kann“, meinte Vierfach-Champion Kankkunen. Der Volkswagen R WRC, den VW Motorsport derzeit für das nächste Jahr aufbaut, „der würde mich auch jetzt noch einmal als Rallyepilot reizen.“

Volkswagen hatte eine Woche vor dem deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft („Rallye Deutschland“) an der Mosel und im Hunsrück die Heroen früherer Jahre werbewirksam noch einmal in die Rennversion seines sportlichen Serienfahrzeugs Scirocco gesteckt und sich damit größte Aufmerksamkeit gesichert. Für die Wolfsburger steht nicht nur in diesen Wochen, sondern in der unmittelbaren Zukunft viel an Image und Renommee auf dem Spiel. Nachdem sich der Konzern nach drei Gesamtsiegen aus der Prestige-trächtigen „Rallye Dakar“ zurück gezogen hat, wird Europas größter Autobauer im nächsten Jahr mit einem Polo R WRC in die Rallye-Weltmeisterschaft einsteigen.

Bereits in diesem Jahr bestreitet der Franzose Sébastien Ogier, lange Jahre „Kronprinz“ von Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb bei Citroën, für Volkswagen Motorsport die Serie in einem Werks-Škoda Fabia in der leistungsschwächeren Klasse S2000. Das Haus, an erfolgsträchtigen Schlagzeilen immer interessiert, besetzt die Serie mit den hoch motorisierten, werbewirksamen Straßen-Fahrzeugen wie Ford Fiesta, Citroën C4, Škoda Fabia oder eben VW Polo nicht nur des olympischen Gedanken wegens: „Dabei sein ist alles.“

Auf Dauer, das verhehlt auch der vom Konkurrenten Ford abgeworbene neue VW-Motorsport-Direktor Jost Capito nicht, will man auch in der Rallye-WM dorthin, wo man bei der „Dakar“ aufgehört hat. Ganz nach oben nämlich. Denn nichts hasst der allgewaltige Volkswagen-Chef Dr. Martin Winterkorn mehr als Mittelmaß. Egal, in welcher Sparte. Wenn man sich also auf dem langen Weg zum Gipfel im Rahmen einer eigenen Rundstrecken-Serie schon einmal mit den Besten ihrer Zunft aus der glorreichen Vergangenheit schmücken kann, dann hat sich das sicherlich nicht zum Nachteil des „Projekts Rallye-WM“.

ausgewirkt. Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz

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