Im 101. Jahr nach der Gründung des automobilen Firmennamens durch den Schweizer Louis Chevrolet ( 1878-1941) fand am Wochenende 28./29. Juli 2012 die erste Louis Chevrolet-Tour statt. Startort und Ziel waren identisch: das in privatem Besitz von Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich befindliche Schloss im Eifeldorf Satzvey. Partner bei dieser Veranstaltung war das Fachmagazin Auto Zeitung. Knapp 40 Fahrzeuge wurden frühmorgens auf den Laufsteg kurvenreicher Eifelstraßen bis an die deutsch-niederländische Grenze geschickt, ein nicht anspruchsloser Parcours, der den teils doch betagten Oldies einiges abverlangte. Zur Beruhigung der Veranstalter, das darf vorweg genommen werden, erreichten alle das Ziel, obgleich immerhin etwa 200 Kilometer asphaltierter Strecke zu bewältigen waren. Den Zuschauern am Wegesrand bot sich ein gar buntes Starterfeld, das sich zur Halbzeit in einer stillgelegten Zinkhütte bei Stolberg traf, die heute als Automuseum fungiert.Es waren wunderschöne Klassiker, die dann am Nachmittag die Burg Satzvey wieder erreichten, teils in offenen Cabrios, teils in Limousinen oder Coupés. Wer heute einen Oldie besitzt, muss zumeist über genügend Bares verfügen, um neben dem Kauf das Fahrzeug fachkundig warten und pflegen zu lassen. Oder ein begnadeter Schrauber sein, der viel von der Technik versteht und zudem beste Verbindungen zu Ersatzteilquellen hat.
Im Jahre 2012, bei den nicht gerade Hartz-IV-kompatiblen Preisen für gut erhaltene Oldtimer, wirkt Louis Chevrolets Credo, dass ..sich jedermann ein Auto leisten können sollte.. leicht etwas antiquiert. Etwa ein Drittel der Teilnehmer bestand aus GM-Konzern-fremden Fahrzeugen, schließlich waren auch andere Marken und Modelle für diese Tour eingeladen, um den Begriff Oldtimer etwas weiter zu fassen. So präsentierten sich auch Modell- Raritäten von Ford, Jaguar, Mercedes, Nissan, Porsche, Renault, Volvo und VW. Die Besucher auf der Burganlage zeigten sich fachkundig und freuten sich über Chevy- Repräsentanten der guten alten Zeit, nur fanden zu wenige den Weg dorthin. Zeitlich parallel und zudem nur wenige Kilometer entfernt stand nämlich die Eifel-Classic an, auf der Rallye-Legenden aus Technik und Teams antraten. Das im Burg-Innenhof zelebrierte Finale führte dann mit genügend Zeit zum Bestaunen der Oldie-Juwelen aus den guten alten Tagen: Stars waren die verschiedenen Modelle der Corvette, jenem brachialen US-amerikanischen Topp-Sportwagen vom C1 bis zum C3 und dem Andacht erregenden Stingray, als Cabrio oder Coupé, dem legendären und starken Volkssportwagen Camaro (beide Modelle gibt es auch heute in moderner Version). Auch die flachen und eleganten Limousinen-Cabrios mit dem enorm breiten Höhen-Leitwerk fanden ihre Bewunderer. Hubraum nach oben spielte damals ebenso wenig eine Rolle wie heute offensichtlich. Aufsehen erregten auch die klassischen Pickups in gewöhnungsbedürftigem Reseda- Grün oder in feinem Airbrush-Rost-Look. Unter der Haube und im Fahrwerk geht es da aber richtig zur Sache. Eine außen liegende, am Beifahrerfenster angebrachte Klimaanlage sorgte allenthalben für Staunen.
Als Bilanz darf gezogen werden: Es war die erste Veranstaltung dieser Art von Chevrolet Deutschland. Wahres Herzblut, das die verschiedenen Fahrzeuge mit sich brachten, wurde vom Moderator Detlef Krehl mit hohem Fachwissen und ganz lockerer Lippe zur individuellen Unterhaltung umgemünzt. Ein etwas günstigerer Veranstaltungs-Zeitpunkt und vielleicht etwas mehr Einbindung auch überregionaler Presse hätten aus dieser liebevoll inszenierten Geschichte einen richtig großen Erfolg werden lassen können. Die, die dennoch den Weg ins abgeschiedene Eifeldörfchen Satzvey fanden, durften sich glücklich schätzen, mal wieder in eine automobile Zeit geschnuppert zu haben, die sie live oft gar nicht mehr erlebt hatten.
Text: Frank Nüssel /CineMot
Bilder: Roland Geisler, Frank Nüssel