Mit dem Auto zur Fußball-EM: Eine Reise ins Abenteuerland

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Am 8. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Waren Anreise und Aufenthalt für Fußballfans aus der Region, die vor vier Jahren mit dem Auto unterwegs waren, in Österreich und der Schweiz relativ einfach, so kommen in diesem Jahr nicht nur bürokratische Hürden auf die Besucher zu. Wir geben Besuchern, die mit dem Auto anreisen möchten, an dieser Stelle ein paar hoffentlich wertvolle Tipps.

Ein Fußballfan aus Köln muss beim Besuch aller Spiele mit deutscher Beteiligung bis zum erhofften Finale etwa 8.000 Kilometer zurücklegen. Nach vorsichtigen Schätzungen des Autoclubs Europa (ACE) beträgt die reine Fahrzeit für diese Strecke, – Pausen und etwaige Pannen nicht mitgerechnet – 98 – 100 Stunden.

Im EU-Mitgliedsland Polen ist das Verkehrsnetz recht gut ausgebaut und entspricht teilweise westeuropäischen Standards. Ein Teil der Fahrstrecken zu den polnischen Austragungsorten kann auf Autobahnen zurückgelegt werden. Die Strecke Warschau – Posen kann zu fast zwei Drittel auf der Autobahn befahren werden. Mit dem Auto ist die A 2 von Frankfurt/Oder bis Lodz befahrbar. Auf den letzten 90 Kilometern bis Warschau kann es zu Verkehrsstörungen kommen.

In Südpolen ist die A 4 über Breslau bis Krakau durchgehend befahrbar. Ursprünglich sollte die A 4 weiter bis nach Lemberg in die Ukraine führen, dieses Teilstück wurde bis zur EM jedoch nicht fertig gestellt. Besondere Vorsicht ist bei Nachtfahrten und Fahrten auf Landstraßen angebracht. Dort sind oft unzureichend beleuchtete Traktoren, Fuhrwerke und Fußgänger unterwegs. Zudem besteht erhöhte Gefahr von Autodiebstählen. Besonders begehrt sind hochwertige deutsche Fahrzeuge. Zahlreiche Hotels bieten bewachte Parkplätze an. Auch in den Städten gibt es diesen Service rund um die Uhr.

Die Situation in der Ukraine ist dagegen sehr viel schwieriger. Trotz Versprechen, rechtzeitig zum EM-Beginn die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, gibt es gravierende Lücken. Lediglich um die Hauptstadt Kiew herum gibt es ein nennenswertes Netz an Autobahnen. Ansonsten gehören Schlaglöcher, Buckelpisten und nicht gesicherte Verkehrswege zum Alltag. Nachtfahrten sollten generell vermieden werden.

Die ukrainischen Behörden haben für die Dauer der EM und im Vorfeld eine vereinfachte Grenzabfertigung auch bei mehrmaligem Grenzübertritt angekündigt. Derzeit ist an der Grenze mit langen Wartezeiten zu rechnen. Korruption ist leider noch häufig an der Tagesordnung, und wer nicht entsprechend in die Tasche greift, kann bei manchen ukrainischen Grenzbeamten nicht unbedingt auf bevorzugte Abfertigung hoffen.

Beim Umgang mit der Verkehrspolizei in der Ukraine gilt: Nicht die Polizei muss Regelverstöße nachweisen, sondern der Beschuldigte muss beweisen, dass er die Verkehrsübertretung nicht begangen hat. Ohne Sprachkenntnisse ein aussichtsloses Unterfangen. So etwas lässt sich meist nur mit Hilfe des Geldbeutels regeln. Beim innerstädtischen Verkehr in Kiew herrscht in den Stoßzeiten, vormittags zwischen 7 und 9 sowie nachmittags nach 17 Uhr praktisch Stillstand. Für eine Strecke von vier Kilometern sollte man bis zu 90 Minuten veranschlagen.

Die Entfernungen zwischen den einzelnen Spielstätten sind zum Teil riesig. Für eine Strecke von 100 Kilometern braucht man mindestens 80 Minuten. An der Treibstoffversorgung hapert es auch. Bleifreies Benzin ist nicht überall erhältlich, so dass man den Tank unterwegs immer wieder komplett füllen sollte, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Für Fans, die dennoch mit dem Auto anreisen wollen, gilt daher das Motto eines der bekanntesten PUR-Hits: „Komm mit mir ins Abenteuerland – Der Eintritt kostet den Verstand.“

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Autoreporter

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