Brandenburg: Auto-Historie vor den Toren von Berlin

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Das 6. Ost-Fahrzeugtreffen im brandenburgischen Finowfurt lockte Tausende Besucher. Im Luftfahrtmuseum des Ortes vor den Toren Berlins war aus Produktionen der Ex-DDR und anderer ehemaliger Ostblock-Länder so ziemlich alles zu sehen, was Rang und Namen hat: Trabant und Wartburg, Tschaika, Wolga oder Moskwitsch, Polski Fiat, der P 70, Saporosh und Lada in den Modellen 1.200, 1.300, 1.500 oder 1.600. Auf dem riesigen Gelände waren ferner Technik und einstiger technischer Fortschritt zu bestauen bei Bussen, Lkw, Feuerwehren, Traktoren, Polizei- und Militärfahrzeugen, Baumaschinen sowie Motorräder und Mopeds.

Besonderes Interesse der Gäste fand die ehemalige russische Staatskarosse Tschaika (Möwe) aus dem Gorkier Automobilwerk (GAZ) in Nischni Nowgorod, im zentraleuropäischen Teil Russlands. Die Luxuslimousine war ausschließlich für die Führungselite der Sowjetunion und ihrer verbündeten Staaten im Einsatz – ausgerüstet einem 8-Zylinder V-Motor und in der ersten Ausführung mit 4.890 ccm versehen. Die Leistung betrug 180 PS, das Fahrzeug erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.

Der Wagen von 1959 trägt die Nummer 0026 und ist damit ältester bekannter Tschaika. In den Jahren 1959 bis 1965 war die Karosse als Musterfahrzeug auf Messen und Ausstellungen im Einsatz. Von 1966 bis 1982 wurde das Gefährt in der UdSSR-Botschaft in der DDR eingesetzt. Die Edel-Limousine wurde als vierter Wagen der Botschaft für Delegationen genutzt. Danach kam die Karosse in die UdSSR zurück. Ein Luxemburger Geschäftsmann kaufte das Fahrzeug Mitte der 1990er Jahre, restaurierte es und setzte das Schmuckstück für Hochzeitsfahrten ein. 2007 schließlich gelangte die einstige Staatslimousine nach Berlin zurück. Sein jetziger Besitzer setzte das Nobelstück in 400 Arbeitsstunden behutsam in die Vergangenheit zurück.

Neben dem Tschaika präsentierten sich ein Lada Niva, ein Barkas „B 1.000“ (gab es als Kleinbus, Pritschen- oder Kofferwagen) sowie ein original erhaltener Wartburg „311“. Natürlich fehlte der DDR-Klassiker „Trabant“ in verschiedenen Modellen und Variationen nicht.

Bei den Zweirädern schien fast alles am Start zu sein, was in den ehemaligen Ostblock-Ländern auf die Straßen kam: allen voran die MZ, die tschechische „Jawa“ TS 350 sowie zahlreiche Mopeds-Modelle und Roller aus dem thüringischen Suhl.

Auch der Teilemarkt legte kräftig zu. 2012 waren fast 50 Prozent mehr Verkäufer zugegen. Das 6. Ost-Fahrzeugtreffen zeigte erneut, wie viele Menschen in ihren Garagen und Werkstätten schrauben und basteln. Das Interesse für alte Autos und Motorräder ist ungebrochen.

Text und Fotos: Erwin Halentz

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