Erste Erfahrungen: Ford Focus 1.0 Ecoboost

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Downsizing ist das Zauberwort in der Sprache der Motorenbranche. Will heißen: Aus Triebwerken mit immer geringeren Hubräumen dank exorbitant ansteigender Drehmomentkurve ein immer größeres Plus an Leistung zu generieren. Die auf „Taschenbuchformat“ zusammen gestauchten Mini-Motörchen sind nicht nur der „dernier cri“ in der Gilde der Motorenbauer, sondern auch eine Art Wundertüte. Wo die immer weiter auseinander klaffende Schwere zwischen Hubraum und PS-Zahl nämlich wirklich an ihrer Grenze angelangt sein wird, vermag derzeit noch niemand zu sagen. Das extremste Beispiel an derlei Antriebs-Möglichkeiten verrichtet jetzt seit kurzem seine Arbeit in der neuen Generation des Ford Focus: Ein Dreizylinder mit nur 1.0 Liter Hubraum, aus dem wahlweise entweder 100 oder gar 125 PS heraus gepresst werden.

Was wäre Ford ohne den neuen Focus? Das im saarländischen Saarlouis gefertigte Kompaktfahrzeug steht für die nach oben tendierende Kurve bei den Verkaufszahlen der Ford Motor Company. Ein Marktanteil von 8,5 Prozent im vergangenen Jahr in Europa: Das bedeutet Rang Nr. 2 – zwei hinter dem Branchenprimus aus Wolfsburg. In Deutschland waren es 7,4 Prozent Marktanteil im gleichen Berichtszeitraum und damit das beste Jahr der Kölner seit 1998. Und der Focus rangiert unter den zehn meistgekauften Autos in Deutschland im vergangenen Jahr.

Grund genug also für den Hersteller, dem Million-Seller weiterhin fruchtbaren Boden zu bereiten. Wozu auch das neue Wunder-Triebwerk, dessen Motorblock nicht größer als ein DIN-A4-Blatt ist, gehört. In Köln ist man dermaßen von dem neuen Antriebsstrang überzeugt, dass die Marketing-Oberen frohgemut verlauten lassen: „Wir erwaten, dass in Zukunft jeder dritte Motor im Ford Focus ein 1.0 Liter Ecoboost sein wird.“

Zu den weiteren technischen Daten des Mini-Herzens: Im Ford-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Aachen, das so eine Art moderner Hexenküche der Ford-Motorbauer ist, wurde ein Turbolader entwickelt, der extrem schnell anspricht. Durch die geringen Massenkräfte des Laders fällt das in früheren Jahren arg gefürchtete „Turbo-Loch“ im unteren Drehzahlbereich ganz weg, wie wir auf unseren ersten Testfahrten erfreut bemerken durften. Eine ganz spezielle Motorcharakteristik mit einem maximalen Drehmoment von 170 Newtonmetern zwischen 1400 und 4000 Umdrehungen bei beiden Versionen beinhaltet zweierlei: Da ist einmal der Vorteil eines klassischen Dieselantriebs, in dieser Form aber bei dem direkt einspritzenden Aggregat mit dem typisch kraftvollen Antritt und der Dynamik eines drehfreudigen Benziners kombiniert.

Da zu erwarten ist, dass Dieselantriebe angesichts der zu erwartenden drastischen Abgasvorschriften in den kommenden Jahren immer kostspieliger werden, ist dieser kleine Direkteinspritzer-Benziner eine interessante Alternative. Die Kraftübertragung übernimmt in der 125 PS-Version ein Sechsgang-Getriebe, ein Fünfgang-Getriebe ist es beim schwächeren 100-PS-Aggregat.

Bei unseren ersten Testfahrten mit beiden Versionen waren wir erstaunt von der Leichtigkeit, mit der das Aggregat den knapp 1.300 Kilogramm schweren Focus in Schwung bringt. Und das quasi aus dem Stand heraus. Auch aus dem „Keller“ heraus beschleunigt der Ford Focus 1.0 Ecoboost ohne Probleme. Wir dürfen dem Probanden sogar eine gewisse Schaltfaulheit nicht als Nachteil auslegen, was wohl auch den Verbrauchszahlen zugute kommen dürfte. Aufwändige Dämmarbeiten haben dazu geführt, dass der Dreizylinder kein Krawallbruder wurde. Der Riemen für den Nockenwellenantrieb läuft in Öl, und für die Motorabdeckung wurde Schall-schluckender Schaum verwendet. Einher damit geht auch eine vergleichsweise hohe Laufkultur ohne größere Vibrationen.

Nach dem Focus wird dieser Motor im Lauf des Jahres auch in den Modellen B-Max und C-Max eingesetzt werden. Darüber hinaus kündigt Ford eine weitere Verwendung des Aggregats in Modellreihen mit noch kompakteren Fahrzeugen wie etwa dem Fiesta an. Mit dem neuen 125-PS-Motor ist der Ford Focus um 200 Euro teurer (20.700) als der 1,6 Liter TI-VCT mit ebenfalls 125 PS. Die leistungsschwächere 1.0-Liter Variante mit 100 PS kommt auf 18.050 Euro.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Jürgen C. Braun, Ford

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