Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Das berühmte lateinische Schlagwort „citius, altius, fortius“ (schneller, höher, weiter) wurde einst vom Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, als Motto seiner im 19. Jahrhundert ins Leben gerufenen Bewegung installiert. Glaubt man einer Pressemitteilung, die in dieser Woche unter einer von Vielen in dem ganzen Wust an E-Mail-Guthaben auf uns niederprasselte, dann befleißigt sich aber auch der eine oder andere Auto-Hersteller dieses Leitsatzes. Ohne dabei freilich in Erwägung zu ziehen, ob denn derlei ins Unermessliche gesteigerte „Triebkraft“ wirklich der Umsetzung in die Realität bedarf.

Der Zuffenhausener Sportwagen-Hersteller Porsche nämlich arbeitet derzeit an der Entwicklung eines schier monströsen Extrem-Fahrzeugs, das von drei Motoren angetrieben werden soll. Der Porsche 918 Spyder soll gegen Ende des kommenden Jahres auf den Markt kommen und dabei – wie der Name schon sagt – auf 918 Stück limitiert werden. Sein Preis: 645.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Das wären dann inklusive Steuer 768.000 Euro. Man muss bei einem Blick auf das Leistungsvolumen der Antriebsaggregate nicht unbedingt ein mathematisches Genie sein, um rasch auf die Faustformel „pro PS 1.000 Euro“ zu kommen.

Auch wenn weder der Autor (der mit Sicherheit nicht) und wahrscheinlich auch die wenigsten Leser meiner Kolumne sich mit dem Gedanken an den eventuellen Erwerb dieses Objektes tragen werden, möchte ich Ihnen gerne einen Blick in das technische Kaleidoskop dieses Ungetüms, der den physikalischen Grenzbereich noch weiter interpretiert als ein Carrera GT, gestatten. Der Porsche 918 Spyder generiert seinen Antrieb aus drei Motoren, von denen zwei elektrisch betrieben sind. An einen im ultrabreiten Heck untergebrachten Achtzylinder-Motor mit 570 PS ist ein Hybridmodul angeschlossen, das aus Elektromotor und Trennkupplung besteht.

Als Parallel-Hybrid kann der 1.700 Kilogramm schwere und Flunder-flache Porsche an der Hinterachse über die Elektromaschine, über den Verbrennungsmotor oder über beide Aggregate angetrieben werden. Die hintere Elektromaschine (122 PS) arbeitet bis zur Höchstgeschwindigkeit. Die zweite, an der Vorderachse angebrachte Elektro-Einheit (109 PS) „ballert“ noch einmal zusätzliche Kraft hinein, zieht sich aber bei knapp 230 km/h vornehm zurück, weil ab diesem Toleranzbereich ein Drehmomentabfall einsetzt. Immerhin: Die gemeinsame Systemleistung kommt so auf satte 770 PS. Man gönnt sich ja sonst nichts. Vielleicht wird im Preis ja auch noch ein entsprechendes Stück Autobahn zum Ausfahren mit geliefert.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende, auch bei wesentlich zivilerem und angenehmerem, weil preiswerterem Tempo.

Ihr Jürgen C. Braun

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