Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Wenn ein Auto für Sie auch mehr ist als nur ein Stück Blech mit vier Gummi-Walzen unten dran, und Sie ein wenig (mehr) an der Geschichte des Automobils interessiert sind, dann darf ich Ihnen heute einen Ort und einen Termin empfehlen, wo Ihr Herz sicherlich höher schlagen wird. Das kann ich um so mehr, weil dabei keinerlei Produkt-Unterstützung mit verbunden ist. Am kommenden Wochenende findet noch bis einschließlich Sonntagabend in Essen die weltweit größte Oldtimer-Messe, die „Techno Classica“, statt.

Ähnlich wie bei der alljährlich im November an gleicher Stelle über die Bühne gehenden „Essen Motor Show“ geht es auch dort um Autos und Emotionen. Allerdings nicht so schrill und mitunter ziemlich „crazy“, sondern etwas gediegener und mit mehr Sendungsbewusstsein für das Automobil und dessen außergewöhnlichste Protagonisten. Marken mit einer großen Tradition wie Porsche, Mercedes-Benz, Alfa Romeo oder die Amicale Peugeot (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) werden dort zeigen, dass ein Automobil seit inzwischen 125 Jahren mehr als nur ein Mittel zum Zwecke der komfortablen Überbrückung großer Entfernungen ist.

Mitunter fragt man sich, woher überhaupt diese immer wieder zu konstatierende emotionale Beziehung zwischen Mensch und Maschine kommt. Da bei geht es beileibe nicht nur um Autos. Die Fernseh-Serie „Eisenbahn-Romantik“ etwa verzeichnet Einschaltquoten in Rekordhöhe. Am Bodensee wird das Dornier-Museum nahe Lindau jetzt vergrößert, weil es dem Publikums-Ansturm nicht mehr gewachsen ist. Und zum Marine-Ehrenmal Laboe in der Ostsee pilgern per anno Tausende und lassen sich von der Geschichte der Seefahrt inspirieren.

Offenbar verbindet Mensch und Maschine doch mehr als nur das Verhältnis vom homo sapiens zu toter Materie. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass in längst vergangenen Kindertagen ein Ehepaar in der Nachbarschaft immer wieder Krach miteinander gehabt hat, weil der Hausherr sich offenbar mehr mit seiner elektrischen Modell-Eisenbahn aus dem Hause Märklin als mit seiner Gattin befasst hat. Nun ist das schon einige Jährchen her und die Dame ist mir vor meinem geistigen Auge nicht mehr so präsent, als dass ich ihm quasi „posthum“ meine persönliche Absolution für dieses Verhalten erteilen könnte.

Einer der ganz großen aus der Geschichte des Automobilsports hat in einem Gespräch mit mir einmal einen bemerkenswerten Satz zu diesem Thema gesagt: Das war Walter Röhrl, die deutsche Rallye-Legende, der vor ein paar Tagen 65 Jahre alt geworden ist. Der hat sein persönliches Verhältnis zum Automobil dabei folgendermaßen umschrieben. „Ich bin bei jeder Rallye in ein Auto gestiegen, um damit so schnell wie möglich und den Verhältnissen angemessen zu fahren. Aber ich wollte diesem Auto dabei nie wehtun.“

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Frühlings-Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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