Ringo Starr: Ringo 2012. (Roccabella/Universal)
Zugegeben, es hat länger gedauert als bei den anderen drei Beatles, bis Ringo Starr echte künstlerische Wertschätzung als Solist zuteil wurde. Länger als bei Lennon/McCartney, die sich über fehlende öffentliche Aufmerksamkeit nie zu beklagen hatten, länger auch als bei George Harrison, obwohl der stets als der stille Beatle galt.
Für Ringo hat sich die Situation grundlegend geändert, spätestens seit seinem 1998er Werk Vertical Man – da war er immerhin schon fast 60. Seither macht er in regelmäßigen Abständen auf sich aufmerksam, indem er völlig entspannt eine Produktion nach der anderen abliefert.
Und: Wenn Ringo ruft, kommen die Kollegen nur zu gerne. Hatte Y Not Joss Stone, Paul McCartney und Richard Marx als Gastmusiker, mischen jetzt Van Dyke Parks, Dave Stewart (ja, genau, der Ex-Eurythmics, der unter anderem den letzten Joss-Stone-Erfolg LP1 maßgeblich mit prägte), Joe Walsh, Charlie Haden und Edgar Winter mit.
Er muss sich gar nicht mehr neu erfinden und tut's auch nicht. Dass ihn die Beatles geprägt haben, hört man, und das dürfte Ringo nicht unrecht sein, anders als noch vor Jahrzehnten, als jeder der vier um nahezu jeden Preis nur noch als Solist wahrgenommen werden wollte: Anthem ist eine Fortsetzung seines Friedens-Mantras, Wonderful eine Hommage an Ehefrau Barbara, und wenn ein Starr-Song In Liverpool heißt, braucht er überhaupt keine Erklärung. Seinen Jugendidolen Buddy Holly und Leadbelly erweist Ringo die Ehre mit Eigeninterpretationen von Think it Over und Rock Island Line.
So weit, so konventionell, so altersweise. Aber: Zweimal hat Ringo Starr, Meister der Selbstironie, sich höchstpersönlich gecovert: Step Lightly stammt von seinem 1973 veröffentlichten Album Ringo. Wings erschien 1977 auf Ringo The 4th (übrigens in dem Jahr, als McCartneys Band THE WINGS mit Mull Of Kintyre ihren größten Hit hatte). Die neue Version klingt dynamischer, was nicht unwesentlich an Joe Walshs Gitarre liegt.
Man glaubt eigentlich nicht, dass dieser Mann in wenigen Monaten sage und schreibe 72 Jahre alt wird.