Mikael Krogerus, Roman Tschäppeler: Die Welt erklärt in drei Strichen.Das kleine Buch der großen Veränderungen. Kein und Aber Verlag; 16,90 Euro.
Die Schlagzeilen fliegen einem nur so um die Ohren: Finanzkrise, Rettungsschirm, Stephen Hawkings 70. Geburtstag, Aufstände, Megaupload und so weiter. Seien wir ehrlich: Erklärt werden die Hintergründe in den seltensten Fällen, zumal jede einzelne dieser Schlagzeilen anno 2012 – Internet sei Dank – schon in 60 Minuten durch eine vermeintlich interessantere übertroffen wird. Seien wir nochmal ehrlich: Mehr als einmal bleibt man trotz sorgfältiger Lektüre mit der Frage zurück, ob man nun selbst ein wenig schlicht geraten ist oder es an sorgsam aufbereiteter Information fehlt.
Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler plädieren klar für Letzteres. Es gibt nichts, was nicht in drei Strichen erklärt werden könne, lautet ihre Devise. Denn: Wir verstehen unsere (Um)welt mit Hilfe von Modellen. Die wenigsten davon sind endgültig und unwiderlegbar bewiesen und dienen nur als Ansatz, um eine Frage oder ein Problem verstehen zu wollen.
Also: Wie ist denn überhaupt unsere Welt entstanden? Letztlich erklären kann das niemand. Während die finnische Mythologie sagt, dass das Universum schlicht und einfach schon immer da gewesen sei, beruft sich das Alte Testament auf Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. Stephen Hawking wiederum, der Popstar unter den Naturwissenschaftlern, beruft sich auf die noch nicht entdeckte Weltformel, aus der heraus das Universum sich als Notwendigkeit geschaffen habe. Die Quintessenz beider Autoren: Wir wissen es nicht, weswegen sie Leserinnen und Leser ausdrücklich fragen, welche der Theorien denn nun einem zusagt.
Spielerisch und respektlos, aber mit dem gebotenen redlichen Interesse an den Themen, erklären die beiden Mittdreißiger vieles von dem, was immer wieder in den Schlagzeilen auftaucht, in mehr oder minder kompliziert geschriebene Folianten gepackt wird, bisweilen auch mithilfe auflagenstarker Tageszeitungen zu Bestsellern geworben wird, ohne diejenigen, die es lesen, tatsächlich zu informieren.
Besondere Aufmerksamkeit verdient sicherlich das Diktatorenmodell: Wovon lassen wir uns denn so beeindrucken, und warum? Als zentralen Faktor machen die Autoren simple, nackte Angst aus. Alles, was Angst macht, wird bevorzugt rezipiert. Mut wäre entschieden angebrachter. Zum Beispiel auch der Mut, sich nicht gleich von jeder Schlagzeile kirre machen zu lassen. Oder sich selbst einmal kritisch die Frage zu stellen: Beherrsche ich selbst das E-mailen oder beherrscht das E-mailen mich? Einfacher Ausweg, einer von mehreren: E-Mail-Korrespondenz jeweils auf eine Stunde am Beginn und am Ende des Arbeitstages begrenzen.
Dieses Büchlein lädt nicht nur zur Selbstkritik ein, sondern auch zum vergnüglichen Umgang mit allerlei Themen, an die man sich vielleicht bislang nicht traute.