Test-Tour: Jeep Compass 2.2 CRD

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Wer Jeep hört oder von dieser Marke spricht, der hat im gleichen Moment auch eine feste Vorstellung, ein Bild von dem, was diese vier Buchstaben beinhalten: Jeep, das ist auch nach mittlerweile 70 Jahren immer noch der ungebrochene Lockruf der großen automobilen Freiheit. Der Name Jeep steht für den anheimelnden Geruch von Lagerfeuer, für weite, unendlicher Prairie. Der Begriff Jeep beinhaltet die unverwechselbare Aura von Cowboys, die im wuchtigen Offroader, dem kein Wasser zu tief und kein Felsen zu steinig ist, ihre Herden beisammen halten.

Gut, ein bisschen Wildwest-Romantik mag ja immer noch in diesem legendären Auto stecken, das 1941 mitten im zweiten Weltkrieg seine pragmatische Geburtsstunde erlebte. Jeep fahren ist auch heute noch ein Stück Authentizität und Originalität. Jeep fahren heißt aber heute auch, sich eines Fahrzeugs zu bedienen, das in technischer, komfortabler und ökonomischer Hinsicht auf der Höhe der Zeit ist und dennoch seine Wurzeln nicht vergessen hat. Wir fuhren den kompakten Jeep Compass mit permanentem Allradantrieb und einem 163 PS starken Dieselaggregat.

Auch nach der Übernahme des US-Konzerns Chrysler durch Fiat wurde an der Unverwechselbarkeit der Marke festgehalten. Jeep steht weiter für Geländewagen, soll aber – auch und vor allem – im guten alten Europa mit überarbeiteten, zeitgemäßen Modell an die inzwischen leicht angestaubten Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Das gilt auch und vor allem für den kompakten Jeep Compass, den wir unmittelbar im Anschluss an das mächtige „Arbeitstier“ Jeep Wrangler „Sahara“ fuhren. Der Compass macht den etwas distinguierteren, urbaneren, gezähmteren Eindruck. Und ist doch sozusagen ein „US-Boy under cover“ in einem italienischen Weltkonzern.

Die Außenansicht des Jeep Compass wurde völlig überarbeitet. Sie erinnert mit dem wuchtigen, dominanten Kühlergrill ohne Umschweife an den mächtigen Jeep Grand Cherokee. Viel Chrom an Front und Heck unterstreicht den markanten Auftritt, zudem auch das optionale Glasschiebedach passt. Im „Innenleben“ unseres Testfahrzeugs wurde neben hochwertigem, vielfach verstellbarem Ledergestühl keine Low-Budget-Hartplastikwelt inszeniert. Das ist alles sehr gediegen und stilvoll in Auswahl der Materialien und deren Verarbeitung. Am äußerst variablen Raum für die Passagiere in der ersten und zweiten Reihe sowie an zahlreichen Ablagemöglichkeiten mangelt es ebenfalls nicht.

Da der Jeep Patriot mittlerweile aus der Angebotspalette gestrichen wurde, soll der Compass jetzt diejenigen Kundenschichten bedienen, denen der Wrangler ein wenig zu kernig und rustikal ist, die sich aber dennoch gerne mit einem unverwechselbaren Jeep schmücken möchten. Hier ist die Synthese zwischen den Wurzeln einer eigenständigen, unverwässerten Marke und den Anforderungen an die automobile Neuzeit trefflich gelungen. Mit 1.600 Kilogramm ist der Jeep Compass zwar kein Leichtgewicht, dem 163-PS-Aggregat mit seinen 320 Newtonmeter Drehmoment bereitet dieser Wert jedoch keine Kopfzerbrechen.

Er beschleunigt zügig und ruckelfrei aus den tiefsten Drehzahlbereichen heraus. Zwar verrät das Triebwerk akustisch durchaus seine Herkunft aus der Ideenfabrik des Herrn Rudolf Diesel, der sich dereinst mit dem Prinzip des selbst zünden Motors befasste. Störend oder als lauthals nagelnd empfindet man diese Begleitmusik indes nicht. Zumal keine Vibrationen an den Fahrzeug-Körper weiter gegeben werden und wir auch mit einem Verbrauch von knapp sieben Liter (Werksangaben 6,6) zurecht kamen.

Die manuelle Sechsgang-Schaltung rief kein Verlangen nach einer dem SUV angemessenen Automatik hervor. Sie ist leichtgängig und flüssig zu bedienen. Dass der kompakte SUV mit einer V-Max von 201 km/h angegeben ist, wird bei der Kaufentscheidung sicherlich keine Rolle spielen. Tatsache ist jedoch, dass der Wagen auch dank der erhöhten Sitzposition und der guten Abroll-Eigenschaften in Verbindung mit einem ausgewogenen Fahrwerk Limousinen-Qualitäten verriet. Leider fehlte es uns im Testzeitraum an den zu dieser Jahreszeit sonst üblichen winterlichen Straßenbedingungen, anhand derer wir uns ein Bild von den Allrad-Eigenschaften des Probanden hätten machen können.

Zur serienmäßigen Ausstattung bei den Sicherheits-Komponenten gehören unter anderem ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, mehrstufige Airbags für Fahrer und Beifahrer, Windowbags für vordere und hintere Sitzreihe, Antriebsschlupfregelung (ASR), Berganfahrassistent, Kindersitzbefestigung (Isofix) und ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) inklusive Überrollschutzsystem. Mit einem Einstiegspreis von 31.800 Euro, der nach oben hin mit vielen Optionen durchaus noch erweitert werden kann, ist der Kandidat in dieser Variante (2.2 CRD 4X4 Limited) mit dem zuverlässigen Mercedes-Triebwerk in diesem Segment ein höchst interessantes Fahrzeug. Eines, das zwei Zeitalter, aber auch zwei Philosophien von Off- und Onroad-Mobilität miteinander verbindet.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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