Der Start erfolgte am Neujahrstag in Mar del Plata/Argentinien. Von den gemeldeten 465 Teilnehmern traten 22 weniger an, die bereits an der technischen Abnahme gescheitert waren. Als erstes prominentes Opfer muss Alfie Cox aus Südafrika genannt werden. Jener sympathische Haudegen, der als Zweirad-Artist schon bei diversen Afrika-Dakars zur Legende geworden war. Er hatte in einem Pilotprojekt einen Volvo V60 aufgebaut und war erwartungsvoll angetreten. Doch schon nach kurzer Zeit begann sein Rallyeauto erst Qualm, dann Feuer zu spucken. Fahrer und Co konnten sich gerade noch auf freier Strecke retten, dann flambierte sich der Volvo unrettbar selbst. Emporio Mendoza, mein Kollege vor Ort, beschrieb die Situation per Satellitentelefon: Schon von Weitem sahen wir einen schwarzen Rauchpilz in etwa 10 Kilometern Entfernung. Das sah gar nicht gut aus. Feuer ist immer was Schlimmes. Beim Näherkommen sahen wir aber Alfie und seinen Beifahrer neben dem Auto unverletzt stehen und sie mussten hilflos zuschauen, wie ihr Juwel ein Opfer der Flammen wurde. Die Kunststoffkarosserie schmolz wie Wachs in der Sonne und am Schluss stand nur noch das metallene Gerippe da. Alfie sagte mit leichtem Galgenhumor, es sei wohl ein unpassendes Aufeinandertreffen von Hydrauliköl aus einer geplatzten Leitung und glühend heißen Motorteilen gekommen, was nur selten gut ausgehe.
Den ersten Tagessieg holten sich Leonid Novitskiy/ Andy Schulz vor Krzysztof Holowczyc/J.M.Fortin und Stéphane Peterhansel/Cottret. Das Monster Energy-Team von X-Raid landete also einen spektakulären Dreifacherfolg. Ein weiterer Favorit, der Dakar-Sieger von 2009, Giniel de Villiers auf dem brandneuen Imperial-Toyota Hilux aus Südafrika, ging's mit Ruhe an und hielt mit Rang vier den Anschluss, quasi in Lauerstellung für die kommenden Tage. War es Taktik oder konnte er mit dem V8-Hilux den Diesel-Wiesel-Minis wirklich nicht folgen? Freund Emporio belauschte dann am 2. Tag den Südafrikaner, nachdem er erneut den Minis den Vorrang einräumen musste: Es ist unfassbar, aber die Diesel- Minis mit den BMW-Motoren sind sogar auf den langen Geraden schneller als wir mit dem V8-Benziner.
Robby Gordon hat einen prominenten Teamgefährten bei der Hummer-Connection, die diesmal nur als zweirädrig angetriebene Rallyegräte antreten und somit vom Cockpit aus blitzschnell alle 4 Reifendruckwerte ändern und anpassen können: Nasser al Attyah, den letztjährigen Dakar-Sieger. Er fand kurzfristig nun doch noch einen Platz hinter dem Volant. Aber es lief am 1. Tag suboptimal: während Robby Gordon drittschnellster war, brachten einerseits technische Probleme den Qatari ins Grübeln, andererseits sorgten Sprachprobleme mit seinem Co in der so wichtigen Onboard- Kommunikation für heftige Irritationen und Verfransungen. Also, zum Mitschreiben: Peterhansel hatte eine unspektakuläre, wenngleich scharfe Klinge gezogen, holte sich den 2. Tagespodestplatz hinter dem schnellen und wieder erstarkten Al Attyah und behält somit die Gesamtspitze. Holowczyc auf Gesamtrang zwei und de Villiers bleibt mit Tagesplatz 6 auf Schlagdistanz zu den Mitfavoriten. Nani Roma, neben Peterhansel und Holowczyc ebenfalls auf dem Racing-Mini, hat sich gleichfalls angemeldet mit dem heutigen 5. Tagesrang. Spinelli auf dem Racing-Lancer liegt schon fast 20 Minuten hinter dem Führungs-Sextett. Es bleibt spannend. Und die großen Wüsten und die Anden kommen erst noch…
Text: Frank Nüssel/CineMot
Fotos: Teams