Test-Tour: Volvo V60 DRIVe

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Über Jahrzehnte hinweg galten Fahrzeuge aus der Produktion des schwedischen Autobauers Volvo als Synonym für Sicherheit auf den Straßen. „Sicher wie ein Volvo“ hieß (und heißt) es. Die Autos aus dem hohen Norden aber hatten auch einen ebenso auffälligen wie eindringlichen Makel: Sie galten als nicht besonders chic. Das böse Wort vom „Schwedensarg“ machte ob der langen, kantigen Modelle mit den überdimensionalen Stoßstangen die Rede. Mit diesem Vorurteil hat Volvo indes seit Jahren aufgeräumt. Die Schweden bringen heute sportliche, aber dennoch auf die täglichen Bedürfnisse zugeschnittenen Autos auf den Markt. Egal ob Limousinen, Kombis, Kompaktfahrzeugen, Cabrios oder SUV’s.

Inzwischen aber ist Volvo sogar auf dem Gebiet alternativer Antriebe zum Vorreiter geworden. Im skandinavischen Mutterland machte die Marke den Ethanolantrieb, der sich hierzulande noch nicht durchsetzen konnte, salonfähig. Sogar mit einem eigenen Label geht Volvo jetzt hin, um den Spritverbrauch seiner Modellpalette mit konventionellen Maßnahmen zu senken. Was bei anderen Herstellern etwa „Green line“, „Bluemotion“ oder „efficient dynamics“ heißt, nennt sich bei Volvo „DRIVe“. Optisches Signal ist ein (wie könnte es anders sein) grünes „e“ auf der Typenbezeichnung der Karosserie. Wir fuhren die Sparausgabe des Kombis V60 mit der Bezeichnung „DRIVe“.

Auch Volvo-Kombis sind längst keine Limousinen-Transporter mit angeflanschtem Gepäckabteil mehr. Sie sind, wie etwa ein Alfa Romeo Sportwagon, aufgehübschte Lifestyle-Fahrzeuge mit variabler Belademöglichkeit für Mensch oder Material. Das ist beim V60 Kombi DRIVe nicht anders. Der dermaßen einer Spritdiät unterzogene Skandinavier wird von einem lediglich 1,6 Liter großen und 115 PS starken Selbstzünder angetrieben. Das ist nicht gerade viel und ein Himmelsstürmer ist der Volvo V60 DRIVe nun auch mitnichten. Stattdessen hat er Qualitäten, die beispielsweise der Start-Stopp-Automatik oder der (recht überdimensionalen) Schaltpunktanzeige im Display geschuldet sind. Zwar gibt der Hersteller den Verbrauch-Mix des Vierzylinders mit 4,5 Litern auf 100 Kilometer an. Ein Wert, den wir aber auch bei defensiver Fahrwiese nicht erreichten. Auch nicht auf der ein paar hundert Kilometer langen Anreise ins weihnachtliche Skigebiet. Im Drittelmix zwischen lokalem Kurzstreckenverkehr sowie An- und Abreise kamen wir dennoch auf einen äußerst zufriedenstellenden Wert von 6,8 Litern. Wobei die spezifischen Eigenschaften des Lifestyle-Kombis (Ski-Durchreiche, 430 Liter Kofferraumvolumen, Trennnetze, lange ebene Ladefläche) unserem persönlichen Unterfangen durchaus zugute kamen. Stellt man sich den Probanden nun noch mit etwas länger übersetztem Getriebe und vielleicht dem einen oder anderen Kilo weniger „auf den Hüften“ vor, dann dürfte auch das schwungvolle grüne „e“ am Typenschild mit noch größerer Berechtigung angebracht sein.

Dass die sportlichen Gene des Fahrzeugs angesichts dieser Voraussetzungen nicht gerade besonders üppig ausgebildet sind, mag einleuchten. Auf der Autobahn entspannt im sechsten Gang dahin gleitend, offenbart der V6o durchaus die Qualtäten einer Reiselimousine. Geht es dagegen ans flotte Arbeiten am Schaltknüppel des manuellen Sechsgang-Getriebes, dann wünscht man sich schon des Öfteren etwas mehr Leistung und Hubraum. Doch dergleichen stand wohl nicht im Lastenheft der Ingenieure bei der Entwicklung des Öko-Schweden. 190 km/h als Höchstgeschwindigkeit und eine Zeit von 11,3 Sekunden für den Spurt von Null auf 100 dürften dennoch Befürworter einer solchen Fahrzeug-Konzeption zufrieden stellen. Denn: mehr darf, muss aber nicht sein.

Der Grundpreis von 29.150 Euro für den optisch wirklich ansprechenden V60 ist angemessen. Schließlich will Volvo ja auch nach eigenem Selbstverständnis in einer Liga spielen, in der man gegen BMW touring, Audi Avant oder (siehe eingangs) Alfa Romeo Sportwagon und ähnliche Konkurrenten antritt. Volvo lässt es, der Geschichte des Hauses Respekt zollend, an der Sicherheitsausstattung an nichts mangeln. Hinzu kommen jede Menge optionale Assistenzsysteme, die aus dem V60 so eine Art mobilen Hochsicherheitstrakt für Insassen und in die Quere kommende Fußgänger macht. Was sich natürlich auch bei der Gestaltung der Preiskategorie entsprechend niederschlägt. Was natürlich auch dann gilt, wenn man die Anschaffung des Spritsparmodells im besonders sportlichen „R-Design“ in Betracht zieht.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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