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Liv Winterberg: Vom anderen Ende der Welt
Deutscher Taschenbuch Verlag; 14,90 Euro

»Schau genau hin! Siehst du die durchscheinende Haut, die aufgestellten Härchen,die Seitenrippen und das Geäst der Äderchen?Konzentriere dich, bevor du Hand anlegst, denn sollte deineEntscheidung die falsche sein, wirst du ein weiteres Opfer bringenmüssen.Hörst du das leise Knacken beim Brechen?Jede deiner Beobachtungen musst du nun genau notieren, denndu bist dafür verantwortlich, all denen, die dies nicht sehen können,davon zu berichten und ihnen deine Erkenntnisse weiterzugeben.Denn das, Mary, das ist das Herz der Wissenschaft: dieErkenntnis. Und du siehst es hier vor dir: Erkenntnisse sind nichtzu erringen, ohne dass Opfer erbracht werden müssen. Deshalbentscheide ruhigen und klaren Gemütes, egal, was du tust. Hastdu das verstanden?«»Ja, Vater, das habe ich.«Sie fixierte das dem Schutz der verzweigten Hecke entrisseneBlatt und begann, den Arm zurückzuziehen.

Im England des späten 18. Jahrhunderts wird die junge Mary Linley von ihrem Vater zur Botanikerin ausgebildet und möchte mit ihm die Welt bereisen und erforschen. Es ist eine Jugend entgegen der üblichen Konventionen der Zeit. Genau die holen Mary nach dem Tod ihres Vaters ein: Marys Tante möchte sie so schnell wie möglich verheiraten. Mary wäre allerdings nicht die Tochter ihres Vaters, wenn sie nicht ihrer Berufung folgen würde. So gibt sie sich kurzerhand als Mann aus und geht an Bord des Schiffes Sailing Queen auf Expeditionsfahrt. Und ihr Traum erfüllt sich, sie erkundet fremde, faszinierende, neue Welten. Als sie sich allerdings verliebt, gerät ihr Weltbild ins Wanken.

Liv Winterberg (Jahrgang 1971, Drehbuchautorin und Rechercheurin aus Berlin) entführt die Leser nicht nur in eine andere Zeit, sondern nimmt sie auch mit auf eine weite Reise in faszinierende, ferne Länder. So nimmt man beim Lesen ganz automatisch Anteil an einer großen (imaginären) Expedition.

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