Test-Tour: Chevrolet Orlando 2,0L Diesel

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Alle Achtung: Der Chevrolet Orlando mit 163 Pferden unter der Haube schiebt mächtig an und lässt so manchen, deutlich windschnittigeren Wagen hinter sich. Und das nicht nur beim Ampelspurt, sondern auch bei flotter Landstraßenfahrt und bei gleichmäßigem Tempo auf der Autobahn. Dabei macht vor allem die Tankuhr eine gute Figur: Selbst lange Distanzen mit durchweg hohen Geschwindigkeiten, also dann, wenn die Nadel bei ca. 200 km/h hängen bleibt, begnügt sich der Chevrolet laut Anzeige mit gut acht Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer. Nicht schlecht, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass der Wagen schon leer mehr als 1,5 Tonnen wiegt und sein Karosseriedesign alles andere als sportlich ist. Auch „von unten raus“ zeigt der Zweiliter-Motor des Orlando, was er kann – aber erst, wenn die Drehzahl die 1.500er Markierung hinter sich gelassen hat. In diesem Bereich hat der Motor ein richtiges Leistungsloch, das die Freude, wenn auch nur kurz, eintrübt. Besonders beim Anfahren macht sich das Loch bemerkbar und wer es nicht kennt, wird seine liebe Müh und Not haben, ruckfrei anzufahren. Hat der Motor diesen Bereich überwunden, zeigt er sich als enorm elastisch, kräftig und sparsam. Selbst mit fünf Personen besetzt, nimmt der Diesel die Mittelgebirge ohne Probleme unter die Räder. Und: Wer Geschick im Umgang mit seinem Gasfuß beweist, kann es durchaus schaffen, die 5-Liter-Verbrauchsmarke zu knacken.

Test: Antrieb und Fahrwerk

Was nutzt ein durchzugsstarker Motor, wenn das Getriebe nicht passt? Nichts, aber beim Orlando ist alles „stimmig“: Die sechs Gänge sich clever gestuft, nicht zu kurz und nicht zu lang, einfach ideal. Der sechste Gang beim manuellen Getriebe sorgt für Ruhe und reduziert den Kraftstoffverbrauch auf langen Strecken deutlich. Die Gänge lassen sich präzise schalten, wobei die Wege zwischen den einzelnen Kulissen gut abgestimmt sind. Selbst bei nahezu maximaler Beladung ziehen die Vorderräder den Orlando ruhig an und stoisch folgt der 7-Sitzer der vorgegebenen Fährte. Ganz ohne Manko scheint der Chevi jedoch nicht auszukommen: Bodenwellen und Schlaglöcher kommentiert er mit lautem Rumpeln, was bei dauerhaftem Befahren schlechter Straßen gewaltig an den Nerven zehrt. Da das Fahrwerk einen erstklassigen Job macht und den Wagen selbst bei schnellen Kurvenwechseln nicht aus der Ruhe bringt, liegt die Vermutung nahe, dass die „Rumpel-Quelle“ ein Ergebnis der Hinterachskonstruktion ist. Apropos Fahrwerk: Trotz der für Vans typischen Höhe von mehr als 1,60 Metern neigt sich der Wagen auch bei schneller Kurvenfahrt nur unmerklich – ein gemeinsamer Verdienst von Federn und Dämpfer, die gut abgestimmt sind und in Verbindung mit dem Motor selbst sportlich ambitionierten Fahrern viel Freude bereiten.

Test: Karosserie, Interieur und Bedienung

Der Orlando polarisiert, unter den Betrachtern existieren nur zwei Meinungen: Gefällt oder gefällt nicht. Sein Auftritt lässt sich nicht so recht einordnen und reicht von Retro bis Future, auf jeden Fall eigenständig, nicht weichgespült und nicht dem Massenauftritt seiner Wettbewerber angepasst. Überzeugen kann er mit den vielen Feinheiten, die ihm die Entwickler schenkten. So lassen sich die Türen extrem weit öffnen, was das Ein- und Aussteigen sehr vereinfacht. Gerade wenn man Opa oder Oma zum Kartenabend chauffiert, danken die Herrschaften den Konstrukteuren für den bequemen Einstieg. Da der Orlando ein astreiner 7-Sitzer ist, zeigt sich das Kofferabteil bei umgeklappter zweiter Rückbank eingeschränkt und bietet damit etwas weniger als 750 Liter Stauraum. Die Rückenlehnen der umgelegten Rückbank bieten dann den Boden des Kofferabteils. Je nachdem was transportiert wird, kann das Gestühl schon Schaden nehmen. Eine entsprechende Abdeckung, die von Chevrolet als Zubehör angeboten wird, ist ratsam. Diese Konstruktion hat aber auch Vorteile, denn so lässt sich das Be- und Entladen des Kofferraums durchaus als rückenschonend bezeichnen. Worunter der Orlando faktisch nicht leidet ist Platzmangel. Auf allen Plätzen, selbst auf der dritten Rückbank ist ordentlich Beinfreiheit gewährt und man kann erhobenen Hauptes Platz nehmen. Übrigens: Insgesamt 16 verschiedene Möglichkeiten, die Sitze umzuklappen, bietet das Auto seinem Besitzer!

Für den Fahrer ist alles erforderliche mühelos erreichbar: Schalter, Hebel, Knöpfe und Taster lassen sich ohne Verrenkungen bedienen. Instrumente und Anzeigen sind gut einsehbar und selbst die ins Auto strahlende Sonne kann den Blick aufs Wesentliche nicht trüben. Die Liste der Serienausstattung ist lang und so wollen wir nur einige der wichtigsten Ausstattungsmerkmale nennen: Bordcomputer, Ablagetaschen hinter Fahrer- und Beifahrersitzesrücklehne, automatisch abblendbarer Innenspiegel, Laderaumabdeckung, Gepäcknetz, Außentemperaturanzeige, Kartenhalter in der Seitentür, Beleuchtung im Kofferraum, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Scheinwerfer mit Follow-me-home-Funktion, zusätzlicher Innenspiegel (Kinderspiegel), USB- und AUX-Anschluss, Audio-Fernbedienung am Lenkrad, elektronische Klimaanlage, ABS, Bremsassistent, elektronische Stabilitätskontrolle (ESC), Traktionskontrolle (TCS), 6 Airbags (Front, Seiten und Fenster, Fahrer- und Beifahrerseite), Beifahrerairbag manuell abschaltbar, ISOFIX-Kindersitzbefestigung, Sicherheitsgurte vorne mit Gurtkraftbegrenzer, Einparkhilfe mit Abstandsmelder hinten, und, und und …

Testergebnis

Der Chevrolet Orlando wird als „Family-Van“ verkauft und genau das ist er auch: Ein vielseitiges Familienauto, das flexibel ist und genügend Spielraum für alle Eventualitäten lässt. Aber auch für kleinere Haushalte, die ihre Freizeit aktiv gestalten, ist der Orlando nicht zu groß. Denn Fahrräder lassen sich ebenso bequem transportieren wie Hunde. Der Preis für die günstigste Version (LS) liegt knapp unter 19.000 Euro und ist damit eine echte Kampfansage an alle Wettbewerber: Viel Auto für heutzutage wenig Geld – ein Vergleich, den man suchen muss. Selbst das Topmodell – der LTZ – hält sich beim Griff in die Geldbörse der Kunden zurück und kostet etwas mehr als 26.000 Euro. Dafür ist fast alles an Bord, was die Zubehörliste deutlich schrumpfen lässt. Wir sind mit dem Orlando jederzeit gut gefahren, unseren Ansprüchen ist er stets gerecht geworden und konnte in vielen Belangen überzeugen. Abzuwarten bleibt, wie sich der Orlando im Laufe der Zeit entwickelt und sich im Alter bewährt. Bleibt anzumerken, dass der neue Van von Chevrolet solide verarbeitet ist, dass der Hersteller bei der Wahl seiner Materialien ein glückliches Händchen bewiesen hat und dass man sich prompt in dem Wagen wohl fühlt. Festzuhalten gilt jedoch gleichermaßen, dass die Optik gewöhnungsbedürftig ist und der Wagen im Detail sicherlich ein paar Verbesserungen erfahren dürfte. Für uns steht außer Frage, dass sich der Orlando im Preis-Leistungs-Verhältnis sicherlich wacker schlagen wird und so manchen Kunden auf seine Seite ziehen kann. Noch ist er selten auf Deutschlands Straßen zu sehen – schade, denn ein Nischendasein hat er nicht verdient.

Daten:

Motor:\x09 Diesel Reihenmotor, quer vor der Achse eingebaut
Anzahl Zylinder:\x09\x094
Hubraum cm³:\x09\x091998
Max. Drehmoment:\x09\x09315 Nm bei 2.000 min-1
max. Leistung:\x09\x09120 kW (163 PS) bei 3.800 min-1
Höchstgeschwindigkeit:\x09195 km/h
Beschleunigung: \x0910,0 sek. bis 100 km/h

Antrieb
– Vorderradantrieb
– Zweischeiben-Trockenkupplung
– 6-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk
– McPherson-Federbeine vorne
– Verbundlenkerachse hinten
– Reifengröße: 215/60R 16
– Felgengröße: 6,5Jx16
– hydraulische Servolenkung

Bremse
– 4-Kanal-ABS, 4 Sensoren
– X-diagonal Bremskreis
– Innenbelüftete Bremsscheiben vorne (300 mm Durchmesser)
– Bremsscheiben hinten (292 mm Durchmesser)

Maße
– B, H, L: 1.836 mm, 1.633 mm, 4.652 mm
– Kofferraumvolumen: 89l (hinter 3. Sitzreihe) bis 1.499 l (2. und 3. Sitzreihe weggeklappt)
– Anzahl der Sitzplätze: 7

Gewichte
– Anhängelast kg: 1.500 gebremst, 750 ungebremst
– Leergewicht kg: 1.655
– Maximale Dachlast kg: 100
– Zulässiges Gesamtgewicht kg: 2.287

Kraftstoffverbrauch
– Tankinhalt l: 64
– CO2-Emission kombiniert g/km: 159
– Kraftstoffart: Diesel
– Kraftstoffverbrauch außerorts l/100km: 4,9
– Kraftstoffverbrauch innerorts l/100km: 7,9
– Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100km: 6,0

Test, Text und Fotos: Redaktionsbüro Uwe Meuren

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