Volkswagen setzt seine Vorbereitung auf den Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft mit Nachdruck fort. Nachdem die Wolfsburger bei der Rallye Spanien Ende Oktober erneut mit zwei jungen Nachwuchspiloten auf zwei Fabia S2000 der Konzernmarke Škoda getestet hatte, war das Werksteam in dieser Woche auf den Spuren der Rallye Deutschland unterwegs. Am Steuer des VW Polo WRC unter anderem Ex-Rallye-Weltmeister und „Dakar“-Gewinner Carlos Sainz.
Das Team um VW-Motorsportdirektor Kris Nissen überlässt bei der Planung zum Einstieg in die Rallye-WM nichts dem Zufall. Auf einem rund 2,8 Kilometer langen Asphaltkurs wurde der Polo WRC in seinem jetzigen Entwicklungszustand auf Herz und Nieren geprüft. In Veldenz an der Mittelmosel hatte das VW-Werksteam eine Servicestation für den weißblauen „Rennzwerg“ mit dem VW-Logo aufgebaut. Eine Atmosphäre (fast) wie bei der Deutschland-Rallye im August dieses Jahres.
Volkswagen hat sich mit seinem Engagement in der WM große Ziele gesetzt. Europas größter Autohersteller will in zwei Jahren nicht nur ein bisschen mitfahren auf den schwierigsten Rallyestrecken dieser Welt, sondern hat ein genau definiertes Ziel: Der Titel muss her. Und das am besten so schnell wie möglich. So wie das auch schon beim „Unternehmen Dakar“ der Fall gewesen ist.
Nach drei Siegen in Folge bei der umstrittenen Wüstenrallye hat sich Volkswagen im Motorsport neue Ziele gesetzt. In zwei Jahren werden die Wolfsburger in die Rallye-Weltmeisterschaft einsteigen. Bis 2013 entwickelt das Team von VW Motorsport unter der Leitung von Kris Nissen auf Basis des Polo ein rund 300 PS starkes Rallye-Fahrzeug mit einem 1,6 Liter großen direkt einspritzenden Benzinmotor und Allradantrieb. Neben dem zweifachen Rallye-Weltmeister Carlos Sainz war an der Mosel auch Volkswagen-Entwicklungs-Vorstand Dr. Ulrich Hackenberg mit dabei. Hackenberg ist selbst passionierter Motorsportler und absolvierte in einem Erdgas-Scirocco bereits das 24h-Rennen auf dem Nürburgring.
„Der erste Test mit dem neuen Polo R WRC ist ein besonderer Moment. Er markiert einen wichtigen Meilenstein in der Vorbereitung auf unseren Einstieg in die Rallye-WM“, sagte Hackenberg und bekräftigte zudem: „Wir liegen gut im Zeitplan und können ab sofort unsere Konzepte und Entwicklungen in der Realität überprüfen.“ Die WRC, so der VW-Manager, sei die Königsklasse im Rallyesport und stelle eine große Herausforderung für das gesamte Team und die Technik dar. „Dieser Herausforderung“ stellen wir uns und werden die Zeit bis zum ersten Wettbewerbseinsatz effizient nutzen.
Das Fahrzeug, mit dem die Volkswagen-Truppe in der Nähe von Veldenz auf einer WP-Teilstrecke der Rallye Deutschland unterwegs war, ist allerdings nur eine Vorstufe des späteren Einsatzfahrzeuges bei den WM-Läufen. VW Motorsport wird dieses Auto in den kommenden Monaten quasi als Testträger für verschiedene Komponenten wie Fahrwerk, Motoren oder Getriebe dienen. „Später sollen diese Erkenntnisse direkt in den Aufbau des ersten reinrassigen Polo R WRC einfließen“, erklärte Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen.
Hackenberg und Sainz absolvierten am ersten Testtag mit Co-Pilot Timo Gottschalk rund 100 Testkilometer auf dem Asphalt-Geschlängel in der Nähe der Mittelmosel-Gemeinde. Im Mittelpunkt des ersten „Moselausflugs“ standen neben Funktionstests Abstimmungsarbeiten an Motor und Fahrwerk.
„El Matador“ Carlos Sainz war jedenfalls sehr angetan von dem kleinen weißblauen Rennzwerg: „Mir macht es großen Spaß, in die Entwicklung und Erprobung des neuen Polo R WRC eingebunden zu sein. Das Auto befindet sich zwar noch in einem frühen Stadium, fühlt sich aber schon gut an.“
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz