Ich fuhr extra langsam nach Hause, etwa 50-60 km/h. Die Waldstrecke war mir gut bekannt. Dann tat es plötzlich einen Schlag, ich bremste voll, die Lenkung war blockiert. Zum Ausweichen war es eh zu spät.Diesen und ähnliche Sätze hören die Polizeibeamten nach Wildunfällen immer wieder anlässlich der Unfallaufnahme.
Herbst und Wildwechsel gehören untrennbar zusammen. Rot- und Schwarzwild verlegen auf der Suche nach Futterorten ihre Claims auch über größere Distanzen. Dabei überqueren sie oft Straßen. Meist in Familien oder kleineren Herden, bisweilen auch solo. Ihre Hauptverkehrszeit: morgens und abends, wenn meist Dämmerung herrscht.
Worauf sollten die motorisierten Verkehrsteilnehmer besonders achten?Grundsätzlich heißt es, an Waldrändern und innerhalb von Waldgebieten die – wenngleich erlaubte – Fahrgeschwindigkeit soweit zurücknehmen, dass bei plötzlichem Auftauchen von Wild das Fahrzeug noch sicher zum Stand gebracht werden kann (u. a. § 1 der STVO). Von heftigen und urplötzlichen Ausweichmanövern rät das ZDK/Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe dringend ab, da hierbei durch unkontrollierbare Aktionen das Fahrzeug meist im Graben oder an Waldbäumen landet. Eine volle Bremsung und Festhalten des Lenkrads gelten nach Ansicht von Unfallexperten als sicherste Maßnahmen.
Auf jeden Fall sollte man von Fernlicht auf Abblendlicht schalten, um die Tiere nicht zu blenden oder zu irritieren. Dabei bleiben sie meist stehen oder rennen gar in der Gegenrichtung weg. Bei Abblendlicht können sie sich besser orientieren und sicherer die Fahrbahn verlassen.
Sollte es doch zu einem Kollisionsunfall gekommen sein, dann gilt folgendes:
1)\x09das getötete Tier mit Handschuhen an den Fahrbahnrand ziehen
2)\x09die Unfallstelle mit Pannendreieck (50 Meter Abstand!) absichern
3)\x09die Polizei rufen
4)\x09bei Verletzten den Krankenwagen rufen, was allerdings auch die Polizei meist arrangiert
5)\x09Ist ein verunfalltes Tier schwer verletzt, auch dies der Polizei melden, damit die den zuständigen Revierleiter in Kenntnis setzt.
Für die Fahrzeug-Kaskoversicherung gilt: Blut- und Haarspuren vom Wild dokumentieren, am besten auch fotografieren nebst den Schäden am Fahrzeug und den Schaden umgehend der Versicherungsgesellschaft melden. Der Fahrer hat nämlich die sogenannte Beweispflicht. Die zudem nötige Bestätigung des Unfalls wird von der Polizei für die Versicherung ausgestellt.Herbstzeit = Wildwechselzeit. Heißt auch: Den Gasfuß zurück nehmen und mit größter Aufmerksamkeit durch Wald und Flur fahren. Zumal die hohe Luftfeuchtigkeit in Form von Nebel auch die Fahrbahnen rutschiger macht und somit Bremswege verlängert.
Text: Frank Nüssel/ CineMot
Quelle: ZDK promotor