Erste Erfahrungen: VW up!

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Up, up and away! – Bei der Fahrpräsentation des neuen Wolfsburger Flohs namens up! in der Ewigen Stadt feierten die VW-Verantwortlichen den kompakten Kleinen wie die sprichwörtliche Neuerfindung des Rades. Als ob die Wolfsburger nicht schon in früheren Zeiten kleine und praktische Autos gebaut hätten – man erinnere sich nur an den Fox oder den Lupo. Aber mit einem Tamtam wie beim neuen up! (wichtig ist den Wolfsburgern übrigens das Ausrufezeichen, er ist Bestandteil des Namens) wurden die kleinen Vorgänger eher selten ins Licht der automobilen Welt gestellt.

Nach dem Lupo nun also der up! der, so sind sich die deutschen Autobauer sicher, wieder ein richtiger Wagen fürs Volk werden wird. Junge Leute wolle man mit dem Kleinwagen ebenso ansprechen und erobern wie das ältere Volk. Ab 9.850 Euro rollt der Viersitzer mit zwei Benzinern und fünf Ausstattungen ab Ende November zum Händler – dabei sei man 150 Euro unter der psychologischen Schmerzgrenze von 10.000 Euro geblieben.

Günstig, denkt sich da der Käufer in spe auf den ersten Blick – aber tatsächlich relativiert sich das auch ganz schnell wieder, wenn man sich intensiver mit der Preisliste beschäftigt, denn VW lässt sich alles, was einigermaßen nett ist, gut bezahlen. Die Basisausstattung take up! kommt nämlich ziemlich überschaubar daher: Die Fenster müssen von Hand gekurbelt, das Auto mit dem Schlüssel auf- und zugeschlossen werden, das Handschuhfach ist offen, die Rücksitzlehne nur komplett umklappbar und von einer Klima- und Audioanlage sowie einem Tempomaten ist nichts zu entdecken.

Die zweite Ausstattungsvariante mit dem Namen move up! (ab 10.650 Euro) bietet da schon klassenübliche Features wie Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber oder eine teilbare Rücksitzlehne und ein Handschuhfach mit Klappe. Und das VW-Topmodell high up! (ab 12.450 Euro) macht das Auto mit 15-Zoll-Alu-Felgen, Nebelscheinwerfern, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, CD-Radio, Klimaanlage, Lederlenkrad und verschieden farbigem Armaturenträger zum trendigen Stadtflitzer. Zum Marktstart gibt es außerdem noch zwei Sondereditionen up! black und up! white, die zu Preisen ab 13.700 Euro neben 16-Zoll-Alurädern auch das portable Infotainmentsystem maps + more an Bord haben.

Wie immer im wahren Leben gilt eben auch bei der Auto-Mobilität: Wer es etwas chicer haben möchte, darf gerne mal etwas tiefer ins Portemonnaie greifen – und schwups, wird aus dem günstigen up! dann schnell ein recht teurer Kleinwagen, der jedoch über eine für diese Klasse wirklich vorbildliche Sicherheitsausstattung mit ESP, Front- und Seitenairbags sowie eine City-Notbremse, die sich unterhalb von 30 km/h automatisch aktiviert, verfügt.

VW verweist auf den ungewöhnlich langen Radstand von 2,42 Metern bei einer Gesamtlänge von 3.54 Meter und 1,64 Meter Breite. Wer jedoch die Rückbank entert, sollte sich einen kurzbeinigen Fahrer und Beifahrer ausgucken, ansonsten ist intensives Kuschelfeeling hinten angesagt. Absolut nicht meckern kann man über die erste Reihe – hier ist wirklich schön viel Platz, mehr als in so manchem Konkurrenz-Wägelchen. Die Haptik in den höheren Ausstattungsversionen ist sehr gut, alles sieht fein aus und ist auch gut verarbeitet, wenngleich es natürlich insgesamt betrachtet doch Abstriche gibt. Ein echter Stadtwagen sei der up! – da verwundert es doch sehr, dass das Start-Stopp-System nicht Serie bzw. zum Verkaufsstart nicht gleich erhältlich ist, sondern erst im Frühjahr kommen wird. Dass VW bei der Entwicklung eben trotzdem auf jeden Cent geschaut hat, wird bei einer intensiveren Beschäftigung mit dem neuen Kleinen offensichtlich.

So fehlt etwa dem Haltegriff die silikongedämpfte Feder und den integrierten Kopfstützen ein Verstellmechanismus. Auch das blanke Blech und die Ladekante im Kofferraum zeugen von Sparsamkeit. Das machen die Konkurrenten von Fiat, Nissan oder Ford aber auch nicht wesentlich schicker.

Die Stadt sei das natürliche Lebensumfeld des up. Dort machte er seine Sache bei ersten Testfahrten durch die Stadt am Tiber auch gar nicht schlecht. Wendig und agil ließ sich das Wägelchen durch den Verkehr dirigieren, um enge Kurve zirkeln und locker in enge Gässchen oder Parklücken wuseln. Rom im Feierabendverkehr ist eine echte Herausforderung für Motor und Nerven der Passagiere. Da bleibt Zeit genug, um sich wahlweise mit der noch ausbaufähigen Navigation zu beschäftigen oder mit den anderen Verkehrsteilnehmern sowie den Sehenswürdigkeiten rechts und links der Route. Ein Lob sei den Designern auf jeden Fall gezollt, denn die Italiener, bekannt für ihr ausgesprochenes Faible für Trends und Design, betrachteten la piccola tedesca ausgesprochen wohlwollend.

Zum Start sind zwei identische 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit gleichem Drehmomentverlauf von 95 Nm ab 3.000 Touren mit den zwei Leistungsstufen von jeweils 44 kW/60 PS oder 55 kW/75 PS zu haben. Wobei es in der Stadt kaum einen Unterschied macht, in welcher Leistungsstufe man unterwegs ist. Den Aufpreis von 600 Euro für die PS-stärkere Variante sollte man daher besser in die Ausstattung stecken. Die EU-Normverbräuche bewegen sich mit 4,5 Litern respektive 4,7 Litern Super je 100 Kilometer auf annähernd gleichem Niveau – allerdings relativieren sich die Zahlen ganz gewaltig, wenn man für 30 Kilometer durch die Stadt über zwei Stunden braucht und die meiste Zeit davon nur rum steht – gute 10 Liter Verbrauch zeigte der Bordcomputer an.

Fazit: Richtig abgefahren ist der neue up! leider nicht. Designtechnisch ist er für deutsche Wagen zwar ziemlich flott geraten, aber so ein wirklicher und vor allem innovativer Kopfverdreher ist er leider nicht. Immerhin ziert seine Brust ein übergroßes VW-Logo und das garantiere einen hohen Wiederverkaufswert.

Text: Katja Eden (JCB-Communication)
Fotos: Volkswagen

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