Erste Erfahrungen: Nissan Micra DIG-S

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Für Fahrzeuge ihrer „Öko-Flotte“ haben die meisten Autobauer ein eigenes Label gefunden. Während Volkswagen diese Modellkette „Blue Motion“ nennt, spricht Mercedes-Benz von „bluetec“. Wobei das „blue“ sinnigerweise den Begriff „grün“ symbolisieren und untermauern soll. Diesem Beispiel sind viele andere Hersteller gefolgt. „Pure Drive“, also soviel wie „reines fahren“ nennt Nissan seine Familie besonders verbrauchsarmer und schadstoffgünstiger Fahrzeuge. Voraussetzung, um ein solches „Familienmitglied“ werden zu können, ist ein Schadstoffausstoß, der nicht mehr als 130 g/km CO2 beträgt. Dieses Attribut in der Modellfamilie des japanischen Herstellers erfüllen der Pixo, der Micra mit 80 PS, der Note, der Juke und der Qashqai auf.

Ein ganz besonderes „Objekt der Begierde“ in der „Pure-Drive“-Familie ist dabei der neue Micra DIG-S, der zudem von einem äußerst innovativen Herzstück, nämlich einem Kompressor-aufgeladenen Dreizylinder mit nur 1,2 Liter Hubraum, befeuert wird. Das Kürzel DIG-S steht für „Direct Injection Gasoline – Supercharged“. Was wiederum signifiziert, dass es sich um einen direkt einspitzenden Benziner handelt, der von einem Kompressor – und eben nicht einem Turbolader – bei der Leistungsmaximierung unterstützt wird. Dergestalt kommt der kleine Frauenliebling aus dem Hause Nissan auf stolze 98 PS. Und soll sich, den Angaben des Erbauers folgend, dennoch mit gerade mal 4,1 Liter Sprit auf 100 Kilometer in der Basisversion zufrieden geben. Und seine 95 Gramm CO2, die er auf 100 Kilometer emittiert, unterschreiten die Pflichtgrenze von 130 Gramm bei Weitem.

Bislang gab es für den Micra lediglich einen 80 PS starken Benziner. Auf diesem baut der neue DIG-S mit dem 1,2-Liter-Aggregat auf und wird auf 98 PS aufgeplustert. Die Kraft, die der vierte Zylinder normalerweise schöpft, resultiert in diesem Fall beim Dreizylinder aus Kompressor und Direkteinspritzung. Dergestalt wurde das reine Leistungsergebnis um 18 PS übertroffen. Hinzu kommt ein erhöhtes maximales Drehmoment, das statt bisher 110 jetzt 142 Newtonmeter beträgt.

Der Kompressor im DIG-S-Motor verdichtet die angesaugte Luft bei niedrigen Drehzahlen und schöpft auf diese Weise zusätzliche Durchzugskraft. Dies merkt man zwar im Stadtverkehr weniger, doch bei Überholvorgängen auf der Landstraße ist die neu gewonnene Kraft hilfreich und wird auch ebenso schnell zur Verfügung gestellt wie sie generiert wurde. Ohne „Turboloch“ nämlich dank der früh einsetzenden Kompressor-Arbeit. In 11,3 Sekunden beschleunigt der Micra DIG-S von null auf 100. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt zwar 180 km/h, aber je mehr sich die Tachonadel in diese Dimensionen empor schwingt, um so eher geht dem Kleinen etwas „die Puste flöten“.

Die normalerweise auftretenden Vibrationen und Unwuchten eines Dreizylinders beseitigt Nissan durch ein versetztes Gegengewicht auf der Kurbelwellenscheibe. Dadurch ergeben sich ovale Bewegungen, die die vertikalen Vibrationen der Kolben etwas besänftigen. Im Vergleich zum konventionellen Vierzylinder mit ähnlichem Leistungsvermögen hat Nissan die interne Reibung der Dreizylinder um 30 Prozent verringern können. Voraussetzung dazu waren kreisrunde Bohrungen für die Kolben, eine Beschichtung aus diamantähnlichem Karbon für die Kolbenringe sowie eine Ölpumpe mit variablem Hub.

Der Micra DIG-S ist serienmäßig mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Zur weiteren Verbrauchsreduktion tragen auch eine variable Ventilsteuerung und eine elektronisch gesteuerte Abgasrückführung bei. Außerdem wird die Lichtmaschine nicht ständig über einen Keilriemen vom Motor angetrieben. Stattdessen wird über die regenerative Lichtmaschine des DIG-S-Triebwerks beim Bremsen Energie zurückgewonnen und wieder der Batterie zugeführt.

Der Micra mit dem neuen 98-PS-Dreizylinder-Motor ist erhältlich als Handschalter oder mit automatischem CVT-Getriebe. Die Basisversion Visia in Verbindung mit Fünfgang-Schaltgetriebe erfüllt diese Voraussetzungen für Verbrauch- und Abgas-Reduktion. Die beiden höheren und somit auch schwereren Ausstattungsvarianten Acenta und Tekna sollen laut Nissan 0,2 Liter mehr auf 100 Kilometer verbrauchen. Der CO2-Wert soll dann bei 99 Gramm pro Kilometer liegen.

Der Nissan Micra VISIA 1.2 DIG-S kostet mit Fünfgang-Schaltgetriebe 13.440 Euro. Zum serienmäßigen Sicherheitspaket gehören neben sechs Airbags und fünf Kopfstützen auch ABS, elektronische Bremskraftverteilung (EBD), der Nissan Bremsassistent und ein elektronisches Stabilitätssystem (EBS). Topversion ist der mit vielen zusätzlichen Extras ausgerüstete „Tekna“ mit CVT-Automatikgetriebe, der auf 18.240 Euro kommt.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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