Es sind oftmals die sogenannten Kleinen, die sich als besonders innovativ und pfiffig zeigen. Das zeigte auch diesmal die IAA, die noch bis 25. September ihre Pforten geöffnet hat.
Gerade in Halle 4 finden klassischer Ingenieursgeist, Mut zum Risiko, Einfallsreichtum und meist auch beschränkte Etatmittel zueinander. Einige Beispiele aus dem Bereich der Elektroantriebe mögen hierfür stehen.Die französische Firma mia electric hat einen Micro-Van entwickelt und zeigt ihn in fahrbereitem Zustand. Der hat es trotz seiner knappen Außenmaße richtig in sich. Sogar drei Varianten werden angeboten im Bereich Personen und Warentransport.
Strategie-Chef Murat Günak bringt seine Philosophie auf einen Nenner: Wir haben mit einem weißen Blatt Papier angefangen und uns immer wieder die Frage gestellt: Was braucht ein Kunde wirklich, um in der Stadt mobil zu sein? Wege zum Kindergarten, zur Schule, zur Arbeitsstätte, zum Einkaufen: Alles spielt sich innerhalb eines Volumens von 50-100 Kilometern ab. Also muss die Reichweite maximal 130 Kilometer sein. So entstand das mia-Konzept auf der Basis elektrischen Antriebs. Bei nur 2,87 Metern Länge zeigt sich der Micro-Van als äußerst agil mit nur 8,5 Metern Wenderadius. Zudem erleichtern beidseits Schiebetüren Ein- und Ausstieg auf gewöhnlich zu engen Parkplätzen. Zwischen 3 und 5 Stunden benötigen die Akkus, um wieder voll bei der Sache zu sein, mit 100 % also. Schicke und pfiffige Detaillösungen im Inneren unterstützen das 3-Personen-Konzept: der Fahrer sitzt mittig, hinter ihm haben 2 Personen reichlich Platz. ABS und Notbremsassistent sind serienmäßig, Airbags ebenfalls. Das Leichtgewicht (ca. knapp 800 Kilogramm) hat zwei Fahrstufen: vorwärts und rückwärts. Da mutet der Einstiegspreis von 19.500 Euro wie ein Schnäppchenangebot an. Mia beginnt gerade, ein Vertriebsnetz aufzubauen.
Wo man es am wenigsten erwartet hatte, beim Thema Super-Sportwagen, tut sich Beachtliches. Porsche-Hersteller und -Veredler Alois Ruf aus Pfaffenhausen, zudem auch Besitzer von 5 Wasserkraftwerken, hat sich neuerdings dem elektrischen Antrieb verschrieben. Sowohl ein Coupé als auch ein Targa paradieren auf der IAA in diversen Mutationen: schick, schnell und sauber, da zu 100 % mit elektrischer Energie gespeist. Gegen Ende 2012 werden die ersten Exemplare in wohlhabende Kundenhände geliefert, denn ab 200.000 Euro sollte man schon mal rechnen, so Franz Vidal von Ruf Automobile. Gedacht für den Ausflug in die City oder in die nähere Umgebung für jene Klientel, die als Erstfahrzeug einen Porsche Carrera in der Garage stehen hat. Und Naturstrom zum Aufladen der Batterien liefert Alois Ruf gleich aus eigener Produktion. Genial, einfach!
Dass mit zunehmender Elektromobilität auch das handwerkliche Ausbildungswesen zum Mechatroniker gehörig erweitert werden muss und wird, dafür sorgt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), der bereits neue Richtlinien und Ausbildungsmodalitäten für den Hochvolt-Bereich ausgearbeitet hat. Die angeschlossenen Werkstätten müssen dann danach ausbilden und arbeiten.
Ob klein, ob groß: Für alle gelten die gleichen zu bewältigenden Aufgaben der Zukunft, die über Sieg oder Niederlage der elektrischen Systeme entscheiden: Endpreis, Gewicht, Sicherheit, Umweltbilanz und Reichweite, Reichweite, Reichweite …, die sich mit der von konventionellen Fahrzeugen halbwegs vergleichen lässt.
Text und Bilder: Frank Nüssel/CineMot