Test-Tour: Hyundai ix35

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Man spürt sie deutlich, die 184 PS: Ruck- und stressfrei zieht der Motor den kleinsten SUV von Hyundai über die Pisten. Kleine Anhöhen, steile Rampen oder längere Anstiege scheinen die Leistung des Dieselaggregates dabei nicht zu bremsen. So kann man, einmal in der Schaltkulisse fünfter-sechster Gang angekommen, problemlos durch die Mittelgebirge wie die Eifel rollen, ohne dabei hektisch im Getriebe rühren zu müssen. Allerdings, das sei erwähnt, lässt man dabei die angegebenen, außerstädtischen 5,4 Liter Durchschnittverbrauch schnell hinter sich. Wer zügig über Berg und Tal fährt, muss sich auf einen Verbrauch einstellen, der sich um die zehn Liter einpendelt – zumindest bei unserem Testwagen. Auf der Autobahn tut der sechste Gang gut: Der ix35 läuft ruhig, die Geräusche im Innern sind angenehm und lassen den Diesel völlig in Vergessenheit geraten. Hält man sich an die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen und sich selbst einigermaßen in Zaum, schafft es der Hyundai mühelos, den Kraftstoffverbrauch deutlich unter die sechs Liter-Marke zu drücken. Besteht ein plötzlicher Bedarf an Mehrleistung, genügt ein beherzter Tritt aufs Gaspedal: Der enorm elastische Motor packt selbst im unteren Drehzahlbereich kräftig zu und verhilft dem Auto schnell zur flotteren Gangart. Auch wenn der Motor an sich ein breites, nutzbares Drehmoment bietet, am Ende kann er die guten Beschleunigungswerte nur im Zusammenspiel mit dem Getriebe erbringen. Unser Testwagen war mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ausgerüstet, das jedoch gegen Ende der Testphase einem technischen Defekt erlag. Dazu später mehr.

Test: Antrieb und Fahrwerk

Sechs Gänge sind für den ix35 völlig ausreichend, sechs Gänge, die sich präzise einlegen lassen und die alle über kurze Wege erreichbar sind. Da die Innereien eines SUV in der Regel mit denen der Straßenversionen gleich sind, lässt sich der ix35 walten und schalten wie ein konventioneller Pkw. Bei unserem Testwagen jedoch kolabierte am vorletzten Testtag mitten in der Eifel der Kupplungsnehmerzylinder. Einen Gang einzulegen war damit unmöglich, noch unmöglicher erschien es uns, den Heimweg von gut 300 Kilometer mit dem Hyundai zurückzulegen. Was blieb waren Abschlepp- und Leihwagen – bis dahin hatten wir jedoch Nerven zu beweisen. Mehr dazu im Fazit.

Das Fahrwerk hat uns alle überrascht: Statt strammen Schiffschaukeln, wie man es erwartet hätte, zeigen sich Einzelradaufhängung, Feder und Dämpfer von ihrer sportlichen Seite. Unsere Testkurve auf der A3 kurz vor der Ausfahrt Wertheim lässt sich mit dem Hyundai in fast unbeschreiblichem Tempo nehmen, zumindest aber deutlich schneller als mit vergleichbaren Fahrzeugen und nicht wesentlich langsamer als mit einer Limousine. Trotz tiefer Spurrillen, einer nach außen hängenden Kurve bleibt der ix35 absolut spurneutral und stabil. Noch besser zeigt das Fahrwerk sein Können auf der Landstraße: Schnelle Kurvenkombinationen nimmt der ix35 genauso stoisch hin wie die immer größer werdende Zahl Schlaglöcher. Auch wenn das Fahrwerk straff abgestimmt ist, neigt der ix zu keiner Zeit zur Bockigkeit – statt unkontrollierter Sprünge auf unebenem Untergrund läuft das Auto beinah wie auf Schienen. Nicht getestet haben wir die Geländegängigkeit, schlichtweg weil das Terrain gefehlt hat und wir dem Förster-Ärger aus dem Weg gehen wollten.

Test: Karosserie, Interieur und Bedienung

Die Karosserie lässt keinen Zweifel aufkommen, beim ix35 handelt es sich um einen waschechten SUV. Mit einer Bodenfreiheit von 170 mm kann man sicherlich auch mal über die Wiese fahren, einen Acker überqueren oder ohne schlechtes Gewissen den Feldweg nutzen. Die mit Straßenprofil versehenen Reifen taugen – zumindest optisch – nicht wirklich für den verwegenen Ritt quer durch den Wald. Interessant ist das geschmeidig gestaltete Blechkleid allemal: Rund und weich mit viel Harmonie verlaufen Kanten und Sicken um den Wagen, geschmeidig sind Scheinwerfer, Rückleuchten und Anbauteile in die Form integriert. Die Designer haben beim ix35 gute Arbeite geleistet, auch wenn gerade das Äußere reine Geschmackssache ist. Mit etwas weniger Schnörkel, stattdessen mit deutlich mehr Funktionalität zeigt sich der Innenraum. Auf allen Plätzen lässt es sich bequem sitzen und selbst längere Touren können mühelos und ohne Kreuzschmerzen überwunden werden. Der Arbeitsplatz des Fahrers ist aufgeräumt, übersichtlich und alltagstauglich, denn alles, was zu sehen sich lohnt, liegt im Blickfeld und alle relevanten Schalter sind gut erreichbar. Der ix35 wird in drei Ausstattungsvarianten angeboten: Comfort, Style und Premium. Die High-End Version, der Premium, lässt keine Wünsche offen und verfügt fast über eine Vollausstattung. Lediglich das Navigationssystem mit Rückfahrkamera muss auf Wunsch separat geordert werden, um den Premium perfekt zu machen. Aber auch die beiden kleineren Modelle haben eigentlich schon alles an Bord, was Bequemlichkeit, Komfort und Sicherheit erhöhen. Lediglich die eigenen Befindlichkeiten sind es, die am Ende Wünsche zu Tage fordern. Grandios ist der Kofferraum, der mit seinen mehr als 460 Litern Fassungsvermögen mehr Lasten als das Auge erfasst. Wird die Rückbank umgelegt, bieten sich 1.436 Liter Stauraum. Wesentlich mehr Ladefläche stellt nur ein Transporter zur Verfügung. Zu ergänzen ist der Einstieg in den ix35. Dank großer Türen, die weit aufschwingen und entsprechend großen Türausschnitten, fällt das Einsteigen sehr leicht. Die große Beinfreiheit vorne und hinten tut ihr übriges, um bequem in und aus dem Auto zu gelangen.

Testergebnis

Offen bleibt der Ausgang der Panne, die uns in der Eifel ereilte: Nachdem klar war, dass der Wagen ohne Kupplung nicht mehr zu bewegen ist, haben wir die Hyundai-Service-Hotline angerufen. Die, man höre und staune, an Wochenenden erst ab 10 Uhr dem Kundenklientel zur Verfügung steht. Da es sich um einen Testwagen von Hyundai Motors Deutschland handelte, konnten wir die Frage nach unserem Händler nicht beantworten. Der Ton wurde im Laufe des Telefonates immer ruppiger, während der Ladezustand unseres Handys gleichzeitig immer mehr abnahm. Irgendwann rissen Verbindung und Geduldsfaden – im weiteren Verlauf musste sich ein Redaktionsmitglied am Samstag mit zwar freundlichen, aber dennoch inkompetenten und offenbar mangelhaft ausgebildeten Hotline-Mitarbeiterinnen herumärgern. Erst kurz vor Eskalation beider Seiten schaltete sich der Chef der Service-Hotline ein und versuchte nun seinerseits, eine Lösung herbei zu führen. Die Vorschläge reichten von Zugfahrt bis Leihwagen beim nächsten Händler – zur Erinnerung: Wir standen inmitten der Eifel, umgeben von unberührter Flora und Fauna, weit abseits vom nächsten Hyundai Vertragshändler und noch weiter weg von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs. Überdies saß uns ein Kundentermin im Nacken, der nicht aufzuschieben war. Nur der Geduld und dem Durchsetzungsvermögen des Redaktionsmitgliedes war es am Ende zu verdanken, dass wir einen Leihwagen erhielten und somit den Heimweg antreten konnten.

Das Auto allerdings kann nichts für die Unfähigkeit der Service-Hotline, im Gegenteil: Auch wenn der Ärger groß war, nach gewissem Abstand zur Situation überwog am Ende die Freude über das gute Auto. Ein echter Spaßmacher ist der ix35 – kultiviert, sportlich, dynamisch und dennoch elegant. Auch wenn der ix35 alltagstauglich ist, so ist er nicht alltäglich: Sein prägnantes Gesicht bringt in die graue SUV-Masse ein wenig Leben, denn gerade in diesem Bereich ähneln sich die Fahrzeuge trotz unterschiedlicher Herkunft immer mehr. Das Urteil des Redaktionsbüros Meuren sowie aller Redaktionsmitglieder ist eindeutig: Der Hyundai ix35 ist mehr als eine Alternative – es ist die erste Wahl im Bereich mittelgroßer SUV.

Text und Test: Redaktionsbüro Uwe Meuren
Fotos: Hyundai

Motor:\x09Reihenmotor, Turbolader mit variabler Schaufelgeometrie (VGT) und Ladeluftkühlung, Oxidations-Katalysator, Dieselpartikelfilter
Anzahl Zylinder:\x09\x094
Einspritzsystem:\x09\x09Common-Rail Direkt-Einspritzung
Hubraum cm³:\x09\x091995
Max. Drehmoment:\x09\x09383 Nm bei 4.000 min-1
max. Leistung:\x09\x09135 kW (184PS) bei 4.000 min-1
Höchstgeschwindigkeit:\x09194 km/h
Beschleunigung: \x09\x0910,0 sek. bis 100 km/h

Antrieb
– Allradantrieb
– elektromagnetische Mehrscheibenkupplung am hinteren Differential, schlupfabhängige, variable Kraftverteilung (100 bis 50 % Vorder- und 50 % Hinterräder)
– 6-Gang-Schaltgetriebe
– elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), Traktionskontrolle (TCS)
Fahrwerk- Vorne: Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen mit Stoßdämpfern, Schraubenfedern, Stabilisator
– Hinten: Einzelradaufhängung an Multilenkerachse mit Stoßdämpfern, Schraubenfedern, Stabilisator
– Reifengröße: 215/70R 16 Felgengröße 6,5Jx16
– Zahnstangenlenkung, elektrisch unterstützt

Bremse
– elektronisch geregeltes 4-Kanal-ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBV), Bremsassistent
– Innenbelüftete Schwimmsattel-Scheibenbremse

Maße
– B, H, L: 1.820 mm, 1.670 mm, 4.410 mm
– Kofferraumvolumen: 465 l bis 1.436 l
– Anzahl der Sitzplätze: 5
– Anzahl der Türen: 5

Gewichte
– Anhängelast kg: 2.000 gebremst, 750 ungebremst
– Leergewicht kg: 1.600 – 1.754
– Maximale Dachlast kg: 100
– Zulässiges Gesamtgewicht kg: 2.140

Kraftstoffverbrauch
– Tankinhalt l: 58
– CO2-Emission kombiniert g/km: 159
– Kraftstoffart: Diesel
– Kraftstoffverbrauch außerorts l/100km: 5,4
– Kraftstoffverbrauch innerorts l/100km: 7,2
– Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100km: 6,1

Versicherungseinstufung
– Haftpflicht:\x0923
– Teilkasko:\x0921
– Vollkasko:\x0924

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