Formel 1 am Nürburgring: Fansfeiern weiter unbeirrt ihre Helden

Beitragsbild
Foto 1

Trotz ungewisser Zukunft über den Fortbestand der Formel 1 am Nürburgring und nasskalten Juli-Wetters in der Eifel: Viele Fans am Rande des „Großen Preises von Deutschland“ ließen sich am Wochenende die Stimmung nicht verderben. Frei nach dem Motto: Heute wird gefeiert. Und alles andere wird man sehen. Ein Beispiel stellvertretend.

Jan hat sich den Ausflug an den „Ring“ etwas kosten lassen. Geld, Zeit, Herzblut. Und nach Hause bringt er (wahrscheinlich) neben einem unvergesslichen Erlebnis auch noch eine gehörige Erkältung mit. Zu Hause: Das sind knappe 650 Kilometer, irgendwo in der Uckermark. Weitere investigative Bemühungen seitens des Befragers blockt er ab: „Kennste sowieso nicht. Issen ganz kleines Kaff, wo wir herkommen.“

In einem elf Jahre alten VW Polo ist er mit zwei Freunden am Donnerstag angereist. Auf Parkplatz P5, direkt gegenüber der Döttinger Höhe, hat es sich das Trio mit seinem kleinen Zelt „gemütlich“ gemacht. Jan (23) ist Stuckateur, die beiden anderen absolvieren noch ihre Lehre. Der Zeltplatz am „Ring“ gleicht an diesem frühen Sonntagmorgen eher dem Geläuf beim „Galopper des Jahres“ als einer halbwegs zivilisierten Bleibe für drei Menschen von Donnerstag bis Sonntag.
br> Dass sie „nasse Füße bis zur Nasenspitze“ bekommen an diesem Wochenende, macht ihnen nichts aus. Sie sind nicht zum ersten Mal in der Eifel, waren auch schon beim 24-Stunden-Rennen vor Ort. „Hier passt einfach alles zusammen: Die Strecke, die Stimmung, das ganze Drumherum vor Ort.“ Es gehen ihnen nicht nur um das „Erlebnis Nordschleife“, sondern auch um die Grand-Prix-Strecke. Darum, „mal Formel 1 zu sehen.“ Und zu hören natürlich. Denn „das kann man sich nicht vorstellen, wenn man nicht mal dabei war.“

Es ist ihr erster Besuch bei der Formel 1 am Nürburgring. Den wollen sie genießen und sich den Trip nicht mit schwermütigen Gedanken über die Zukunft „ihrer“ Formel 1 an diesem Ort vermiesen lassen. „Wir können das ohnehin nicht beeinflussen. Aber ich denke, je mehr Leute da sind bei jedem Rennen, umso mehr Druck wird auch auf alle gemacht, dass die Formel 1 hier weiter fährt.“ Die Preise (Eintritt, Campinggebühren, Fanartikel, usw.) finden die drei „nicht gerade volkstümlich, aber das weiß man ja vorher, was das kostet.“ So einen Ausflug, den mache man ja nicht alle Tage und schließlich „haste da mehr von, als wenn de am Ballermann rum hängst.“Jan und seine Kumpels packen das Notwendigste schon mal ein an diesem frühen Sonntagmorgen. Schließlich fahren sie nach dem Rennen noch nach Hause. Der Caro-Kaffee in den Plastik-Bechern ist schon leicht abgestanden. Der Härtegrad der restlichen Brötchen (vom Samstag, versteht sich) ähnelt inzwischen dem der Zeltstangen. In der mobilen Unterkunft herrscht eine leicht süß-säuerliche Aura aus schalem Bier, Luftmatratzen-Extrakten und Schweißfüßen vor, die dem Formel-1-Wochenende eine ganz besonders pikante Note verleiht.

Aber auch das gehört vor allem für die jugendlichen „Hardcore-Fans“ der Formel 1 wohl irgendwie dazu. Während ihre Heroen wie Schumacher und Vettel an diesem Wochenende die „Historie der Rennstrecke“ und die „Autonation Deutschland“ im persönlichen Einsatz um den Erhalt der „Königsklasse“ in der Eifel bemühen, bringt es der zahlende Nachwuchs prägnant auf den Punkt: „Ohne Formel 1 ist das nicht mehr der Nürburgring.“ – Peng. Basta.Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Nürburgring Automotive GmbH

Scroll to Top