Classic Days: Fliegende und fahrende Oldtimer

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Einmal im Jahr tobt in Schönhagen bei Berlin der Bär. Der brandenburgische Ort mit Flugplatzanschluss wird förmlich von Tausenden Pkw und Motorrädern aus Berlin und der Region zu den Classic Days belagert. Auf einer Länge von 2.500 Metern bestaunten die Besucher rund 1.000 Oldtimer sowie Dutzende Fluggeräte aus längst vergangenen Zeiten. Da waren sie wieder die Raritäten rund um den Erdball: Der Citroën DS 21, Alfa Romeos, Porsches, Mercedes-Benz, Cadillacs, Chevrolets oder Pontiacs. Motorräder, Lkw, ein Feuerwehrauto oder gar ein alter amerikanischer Gefängniswagen fanden den ungeteilten Beifall der Zuschauer. Eine Harley Davidson aus dem Jahre 1928 mit 28 PS und einen Hubraum von 1.200 ccm sorgte für emotionale Ausbrüche. Oder ein Porsche 956 mit einer Motorisierung bis zu 639 PS. Der Wagen erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 360 km/h, verbraucht um die 50 Liter Benzin auf 100 Kilometer und wiegt (leer) 820 kg. Um Aufmerksamkeit warb ein Mercedes-Benz 170 V von 1938, 38 PS, 1.697 ccm Hubraum, vier Zylinder. Das Prachtstück erreichte 108 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die produzierte Stückzahl betrug 74.964 Exemplare. Natürlich fand das Fahrzeug sein Publikum.

Großes Gedränge herrschte auch vor der russischen Staatskarosse ZIS 110 aus dem Jahr 1948, ein repräsentatives Schmuckstück mit Platz für sieben Personen. Dieses Schlachtschiff wurde in den USA als Packard Super 180 von 1939 bis 1942 gebaut und in der damaligen Sowjetunion von 1944 bis 1956 fast 1:1 „übernommen“. Diese Edel-Schmieden waren bis Ende der 1960er Jahre im einstigen Ostblock als Staatskarossen, Begleit- oder Behördenfahrzeuge im Einsatz. Um heute an solch ein Unikat zu kommen, sind exzellente Beziehungen nach Russland nötig, nicht unbedingt bis in den Kreml, aber ziemlich dicht davor. Auf jeden Fall viele, sehr viele US-Dollars, und zwar Cash!Die Oldie-Fans ergötzten sich nicht nur an den alten Autos oder Motorrädern, sondern auch an den exklusiven Flugzeugen. Um die 100 historische Flugobjekte parkten zwischen den Autos oder zogen ihre Kreise über dem Gelände. Dazu gehören edle Sammlerstücke aus der Luftfahrt wie Sport- und Reiseflugzeuge. Zu sehen waren außerdem Doppeldecker aus den dreißiger Jahren und der Nachkriegszeit sowie Segelflugzeuge aus der Vorkriegszeit.

Besonders imposant: Eine russische Antonov AN2 von anno 1957. Dieser größte einmotorige Doppeldecker der Welt sei das älteste in Deutschland zugelassene, war zu hören. Die Nostalgie hat auch ihren Preis: Rund 20.000 Euro stecken die AN2-Besitzer jährlich in ihr Hobby. Aber diese Erfahrung teilen alle Oldtimerliebhaber. Ihre restaurierten und gepflegten Schmuckstücke benötigen nicht nur Hinwendung, handwerkliches Können, sondern auch den schnöden Mammon.Natürlich ging es für die Besucher auch in die Lüfte, mit Hubschraubern, Flugzeugen und Ultraleichtmodellen. Wer erst einmal trocken „Fliegen“ wollte oder musste, testete zunächst am Boden den Simulator, um danach „richtig“ abzuheben.

Zu Lande konnten sich die Gäste im klassischen 170 V Cabrio aus den 1930er Jahren chauffieren lassen oder in einem 190 SL von Mercedes-Benz (gebaut von 1955 bis 1963).

Aussteller aus der Flieger- und Oldtimerbranche sowie ein flächendeckender Teilemarkt buhlten um Kundschaft. Raffinierte Accessoires und passende Mode fanden Abnehmer. Und – die schönsten Oldies wurden prämiert.

Text und Fotos: Erwin Halentz

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