Sitzen oder Liegen – beim Radfahren?

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Dass in der Automobilproduktion heute die Hochtechnologie Einzug gehalten hat, darf als bekannt gelten. Dass es sich aber in der motorlosen Fortbewegungsbranche genau so verhält, dafür sorgt der Liegerad-Hersteller HP Velotechnik im hessischen Kriftel. In dem 30-Mann-Betrieb entstehen Fahr- Räder, die im Liegen betätigt werden. Das hat eine Menge an Vorzügen: tiefer Schwerpunkt, geringerer Luft- und Windwiderstand, ergonomische Position mit Schonung der Gelenke, Muskeln und Knochen. Dabei begegnen sich subtile Ingenieurskunst, ausgewählte, hochwertige Materialien mit Hochpräzision beim Zusammenbau.

Drei Produktfamilien werden angeboten: das einspurige, also zweirädrige Modell speedmachine. Ein sportliches Tourenrad mit allen Ingredienzien modernsten Zweiradbaus: Vollfederung, hydraulisches Bremssystem vorne und hinten, Feststellbremse, und eine 27-Gang-Schaltung, die allen anstehenden Belastungen gerecht wird. Liegeräder weisen gegenüber den klassischen Touren-, Trekking-, City- und Rennrädern noch andere Vorzüge auf: sie pendeln kaum oder gar nicht, die Sturzgefahr sinkt rapide. Die speedmachine zielt auf den sportiven, konditionsstarken Marathon-Menschen als Kunden. Schnell, komfortabel bedienbar und für längere Touren geeignet. Sein Dreirad- Geschwister Gekko fx weist andere Vorzüge auf: es kann nicht kippen, steht mit seinen 3 Pneus fest auf dem Boden, ist ebenso flott zu bewegen, voll gefedert, mit Licht versehen und: faltbar. Es passt in nahezu jeden Pkw-Kofferraum und darf als ideales Urlaubs-Trike für die Familie mitreisen. Auch hier entscheidet das Baukasten-Prinzip über Umfang der gewünschten, individuellen Ausstattung. Die offerierten Schaltungen weisen einen Standard von 3×9 Gängen aus. Wer noch eines drauf legen will, lässt sich bei HP dazu noch eine 3-Gang-Nabenschaltung verpassen und darf anschließend 81 (!) Gänge fein säuberlich sortieren. Die dritte Familie hört auf den Namen Scorpion. Das wiederum fühlt sich nicht nur auf Asphalt wohl, sondern gilt als schnelles Trekking-Trike. Mit Vorlieben fürs grobe Geläuf, damit auch als Offroad- Spezialist für den Outdoor-Urlaub. Wendigkeit und Schnelligkeit verbunden mit höchstem Fahrkomfort und ausgefeilter Sicherheitstechnik zählen zu den primären Stärken.

Hightech bei allen Modellen, ausgesuchte, hochwertige Materialien und viel Ingenieurs-Know-how haben natürlich auch ihren Preis: Ab 1.990.- Euro darf der Einstieg ins Trike geplant werden, die Skala individueller Ausbaustufen und der Preise ist nach oben reichlich offen, 100.000 Optionen sind theoretisch und praktisch möglich. In allen denkbaren RAL-Farben. Da jedes Liegerad bei HP ein sorgsam zusammen gefügtes Einzelstück darstellt, kann man es auch nicht von der Stange kaufen. Liegeräder kommen richtig in Fahrt: Weltweit wird exportiert und nur ausgewählte Händlerbetriebe dürfen den Service übernehmen. Und das ist gut so, garantiert allzeit optimale Leistung und Qualität. Wer die Zeichen der Zeit noch weiter nutzen möchte, der kann sich ein Trike mit zusätzlichem Elektro-Antrieb bauen lassen, dessen Akkus sich mit rekuperativer Energie, zum Beispiel beim Bremsen, wieder aufladen. Dass die Preise bereits für eine Selektion der Kundschaft sorgen, muss einfach hingenommen werden. Dass derzeit vor allem Ex-Leistungssportler, Akademiker und sportive Prominente zur Kundschaft zählen, muss nicht abschrecken. Man darf aber auch als ambitionierter Normalverbraucher auf ein Trike von HP hoffen. So elitär ist es nun auch wieder nicht …

Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot

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