Buchtipp der Woche (1)

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Pascal Beucker/Anja Krüger: Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis. Knaur Taschenbuch Verlag; 8,99 Euro.

Es gilt das gebrochene Wort steht ganz groß im Klappentext. In der Tat sparen die Politikjournalisten Pascal Beucker und Anja Krüger nicht mit deftiger Ironie, um den Politikbetrieb unserer Tage zu analysieren. Ihr Ergebnis ist schockierend, weil es keine Einzelfälle sind, die sie unter die Lupe nehmen, sondern ein schon globales Phänomen: Macht- und Geldstreben stehen ganz obenan – auch bei denen, die vorgeben, eigentlich den Auftrag der Wählerschaft zu erfüllen. Da mutet es besonders dreist an, wenn zum Beispiel die beiden Autoren zweien der vier Politiker knallhartes Machtkalkül nachweisen, die vor einigen Jahren die Wahl von Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin von Hessen verhinderten. Machtstreben durch Wortbruch gegen Loyalitätsverweigerung wegen eigener Karriere-Interessen – das ist schon starker Tabak.

Auffallend ist, dass Pascal Beucker und Anja Krüger die Politik wie eine Parallelwelt zur Realität der Bürger beschreiben, die diese Politiker in regelmäßigen Abständen wählen sollen. Während der Bürger sich Finanzkrisen, drohendem Arbeitsplatzverlust und teuer werdenden Grundnahrungsmitteln bei sinkendem Lohn oder Gehalt ausgesetzt sieht, mag der Politiker als solcher ausgesorgt haben, hat er erst einmal einen bestimmten Rang in seiner Parallelwelt erreicht. Folgt man dieser (natürlich inakzeptablen) Logik, wundert einen das, was hier beschrieben wird, nicht mehr so arg.

Leserinnen und Leser lässt das Buch, so brilliant es geschrieben und recherchiert ist, so wahr seine Inhalte sein mögen, doch ratlos zurück. Denn die dringend notwendige Änderung der Verhältnisse, die Rückkehr der Spezies Politiker zur Realität derer, die ihnen den Auftrag erteilen, scheint nicht in Sicht. Woher auch – man fühlt sich an Erich Kästner erinnert: Es ist schon wahr, nichts wirkt so rasch wie Gift. Der Mensch, und sei er noch so minderjährig, ist, was die Laster dieser Welt betrifft, früh bei der Hand und unerhört gelehrig.

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