25 Jahre Gruppe-B-Rennwagen

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Sie waren die Wildesten der Wilden unter allen Pistenfegern, die aus der Großserienproduktion stammen. Mit den legendären Gruppe-B-Rennern erlebte die Rallye-Weltmeisterschaft vor 25 Jahren ihren Leistungszenit, gleichzeitig brachten die Boliden ihre brachiale Kraft und Optik aber auch in den ganz normalen Straßenverkehr. Denn die ultimative Supergruppe musste entsprechend dem WRC-Reglement regulärer Bestandteil des Verkaufsprogramms der jeweiligen Marken sein. Dies allerdings überwiegend in raren Stückzahlen von 200 Einheiten, beste Basis für die Fahrzeuge, um später Traumnotierungen bis jenseits der 100.000-Euro-Marke auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu erzielen.

Nur fünf Jahre nach Einführung des Reglements zur Gruppe B war am 1. Januar 1987 nach einer Serie von Unfällen schon wieder Schluss mit des von Turbos und Kompressoren aufgeladenen Wettbewerbs, die auch durch Top-Piloten wie Walter Röhrl, Marko Alen, Stig Blomqvist und Hannu Mikkola so viele begeisterte Zuschauer anzog wie keine Rallye-Serie zuvor.

Während es auf den Rallyestrecken 1987 mit entschärften Versionen oder Neukonstruktionen der Sportler weiterging, avancierten die zivilen Homologationsauflagen der Hochleistungsathleten nicht nur zu gesuchten Sammlermodellen, sondern auch zu Imageträgern für die jeweiligen Marken: so der Peugeot 205 Turbo 16. Der aufgeladene 16-Ventil-Motor entwickelte 177 kW/240 PS in der Serien- und rund 235 kW/320 PS in der Rennversion, was einem Leistungsgewicht von weniger als 3 Kilogramm pro PS entsprach. Bereits die Serienversion sprintete in unter 6 Sekunden auf Tempo 100. Wer den damals 94.400 Mark teuren Straßenflitzer auf Asphalt bewegen wollte, tat gut daran, die Drehzahl oberhalb von 4.000 Touren zu halten, denn nur in diesem Bereich spie das Turboaggregat sein Leistungsfeuer.

Mit insgesamt 15 Siegen schon in der ersten Saison entwickelte sich der Lancia Delta S4 zum Überflieger in der Rallye-EM und -WM sowie auf Piste wie Straße zum härtesten Rivalen des Peugeot 205 Turbo 16. Gekrönt werden sollte das Delta-Programm 1987 durch den Delta ECV mit einem Chassis aus Karbon-Verbundmaterial und bis zu 441 kW/600 PS Leistung.

Ein Audi Sport quattro kann heute noch als gepflegtes Exemplar bis zu 120.000 Euro erzielen. Der Supersportwagen mit kurzem Radstand trat 1984 die Nachfolge des vier Jahre zuvor lancierten Rallye-Seriensiegers quattro an. Allerdings konnte er sich in der WM gegen die Peugeot und Lancia nur selten durchsetzen. Ganz anders auf der Straße. Als einziges Gruppe-B-Auto glänzte der Sport quattro hier mit Alltagstauglichkeit. Vom konventionellen quattro-Coupés unterschied sich der Sportler vor allem durch den von 2,52 auf 2,20 Meter verkürzten Radstand und die weit potenteren Maschinen mit Werten von 225 kW/306 PS bis 331 kW/450 PS.

Der bis dahin schnellste und teuerste europäische Ford war bis 1986 ebenfalls für die Gruppe B entwickelt worden. Allerdings kam der allradangetriebene Mittelmotor-Supersportwagen RS 200 für diese Rallyeserie fast zu spät. So entwickelte sich die auf 200 Einheiten limitierte Serienversion des vom italienischen Designer Ghia gezeichneten Coupés zum exklusiven Straßenfeger. 175.000 Mark kostete der Ford mit Karosserie aus kohlenstoff- und aramidfaserverstärktem Harz damals. Dafür erhielten die Käufer mindestens 168 kW/230 PS Leistung und 240 km/h Vmax sowie den Sprint von Null auf Tempo 100 in unter 5 Sekunden.

Neben den legendären Superstars brachte das Gruppe-B-Reglement aber auch eine Reihe von Helden des automobilen Alltags hervor. Coupés wie Mazda RX-7, Opel Manta und Toyota Celica erzielten weit mehr als Achtungserfolge. So waren die wilden Jahre 1985 und 1986 für viele Sportfans der ultimative Leistungshöhepunkt auf Strecke und Straße.

Text und Fotos: Spot Press Services/Wolfram Nickel
Fotos: autodrom archiv, SPS

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