Thomas Sjöberg u.a: Carl XVI. Gustaf. Der widerwillige Monarch.
Heel Verlag; 14,95 Euro.
Skandalbücher, mit großem Werbeaufwand angekündigte Werke, mögen es an sich haben, dass etliche Teilnehmenden an den multimedialen Debatten über die Werke diese nur teilweise – oder vielleicht gar nicht – gelesen haben. Und so, wie Deutschland vor wenigen Monaten heftig unter Verdacht stand, sich abzuschaffen, geht es derzeit in Schweden um das Problem, ob der König des Landes womöglich dessen Reputation abschafft. Jetzt liegt das so engagiert behandelte Buch auf Deutsch vor.
Die Autoren schreiben kühl und analysierend, sie charakterisieren Carl XVI. Gustav als einen Monarchen, der diese Rolle nicht allzu gerne einnimmt, dem qua Geburt aber nichts anderes übrig blieb: Seit seinem 27. Lebensjahr ist der König, der in diesem Jahr 65 wird, der oberste Repräsentant des Landes. Schon der Erstkontakt zwischen Autor Sjöberg und Carl XVI. Gustaf stand unter keinem guten Zeichen: Griesgrämig habe der König gewirkt, erinnert sich Sjöberg wörtlich.
Wie viel an den Enthüllungen über ein nicht allzu vorbildliches Privatleben des Königs wahr ist, ist für die Bedeutung des Buches vielleicht gar nicht so wichtig. Dass kein Mensch nur aus Tugend besteht, am wenigsten die, die das vorgeben, ist anno 2011 längst bekannt. Auch dass das Ansehen des Landesvaters bei seinen Untertanen sehr wechselhafte Phasen hatte, ist nicht neu: Schlagzeilen machte es schon, als er bei der Wahl zum Schweden des Jahrhunderts haushoch der Schriftstellerin Astrid Lindgren unterlag. Eher ungeschickte Auftritte in der Öffentlichkeit und die Diskussion um seinen heutigen Schwiegersohn Daniel, Prinz von Schweden, sind die eine Seite des Königs, eine bewegende und im echten Wortsinn anrührende Rede anlässlich des Tsunami in Thailand eine andere.
So mag man die Enthüllungen hier sogar eher mit Gleichmut aufnehmen – Monarchen sind auch nur Menschen. Die viel wichtigere Debatte, die das Buch anstoßen kann, lautet: Welche Aufgabe kann – und vielleicht: sollte – eine Monarchie in unserer Zeit haben? Nicht nur in Schweden.