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Hans-Ulrich Grimm: Tödliche Hamburger.Wie die Globalisierung der Nahrung unsere Gesundheit bedrohtHirzel Verlag; 26 Euro

Das im Italienurlaub für so lecker befundene Pesto gibt es längst im deutschen Supermarkt gleich um die Ecke – und viele andere internationale Spezialitäten sowieso, natürlich in verschiedenen Preisklassen. Räucherfische, kurzum, die viel diskutierte Globalisierung hat sich zumindest auf dem Gebiet des Essens und Trinkens längst vollzogen, mag sie in anderen Bereichen immer noch auf ihr Für und Wider diskutiert werden.

Was der Journalist Hans-Ulrich Grimm aber zu dem Thema zu sagen hat, ist alles andere als erfreulich. Und nach der Lektüre seines herzerfrischend direkt geschriebenen Buches wünscht man sich tatsächlich in Astrid Lindgrens Smaland um 1910, wo die Nahrung der Menschen überwiegend aus Beeren, Quellwasser, Getreidegrütze, Vollkornbrot, selbst gekirnter Butter, selbst gemachtem Käse und gelegentlich mal einem Stück Fleisch bestand, das „bio“ war, auch wenn es die Bezeichnung damals noch gar nicht gab. Kurz, die Auswahl an Nahrungsmitteln war nicht groß und bestimmte Genüsse blieben den (seltenen) Feiertagen vorbehalten, aber dafür hatte die Nahrung erstens Nähr-Wert und zweitens keine Giftstoffe in sich, es sei denn, Schimmel bei unsachgemäßer Lagerung. Die Globalisierung der Nahrung konnte es gar nicht geben, weil die Voraussetzungen dafür fehlten. Es musste zwangsläufig bei der Regionalisierung des Essverhaltens bleiben.

Je breiter das Nahrungsangebot, je „unstillbarer“ der Drang des Verbrauchers danach, umso unübersehbarer die Folgen.

Gelegentliche dramatische Zwischenfälle mögen nie ganz auszuschließen sein (wem wäre nicht schon mal was im Kühlschrank verdorben oder in der Speisekammer verschimmelt?), worauf Grimm hinweist, ist die extreme Ausbreitung der beschriebenen Phänomene.

Aber: Es gibt, letztlich, einen gar nicht so komplizierten Ausweg. Die Verbraucher haben, jedenfalls in den Städten, die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern, sie können auf den Markt gehen oder in den Supermarkt, sie können die frischen Sachen kaufen oder jene aus der Dose. Vielerorts können sie auch in den Bioladen gehen. Viele Verbraucher könnten den Billigkram ignorieren, eingedenk des fast in Vergessenheit geratenen Grundsatzes „Was nichts kostet, ist nichts wert.“

Ein erschreckendes Buch, aber keines, das jetzt zum Totalfasten aus lauter Verzweiflung anregt, weil man letztlich gar nichts mehr essen könne … nur zu erhöhter Aufmerksamkeit.

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