Die Strecke gilt als eine der schönsten, aber auch eine der schwierigsten im jährlichen Formel-1-Kalender. Und wer könnte dort besser zuhause sein als der siebenfache Weltmeister. Am Wochenende kehrt Michael Schumacher auf den hügeligen Ardennenkurs nach Spa-Francorchamps zurück. Doch beim „Großen Preis von Belgien“ gilt der Rückkehrer in die Formel 1 diesmal nicht als einer der Favoriten, sondern eher als Mitläufer. Wenn auch als ein umschwärmter. Denn viele deutsche Motorsportfreunde wollen die Gelegenheit nutzen, ihr Idol nur ein paar Kilometer hinter der deutschen Grenze bei Aachen live zu erleben.
Drei Tage vor dem Rennen musste Michael Schumacher ein wenig überlegen, bis er eine konkrete Antwort auf die Frage nach seinen schönsten Erlebnissen auf dem Ardennen-Kurs hatte. Die Strecke, an der vor 19 Jahren alles begann. Seine sportliche Geburtsstätte quasi. Dort, wo er damals mit seinem Manager Willi Weber noch in einer Jugendherberge übernachtet hatte und wo er ein Jahr später sein erstes Rennen in der Formel 1 gewinnen sollte. „Es war das Rennen 1995, die dauernden wechselnden Witterungsbedingungen“, kramt der siebenfache Weltmeister schließlich aus seiner Erinnerung hervor. Von Platz 16 aus war er damals gestartet, „kassierte“ im strömenden Regen einen Konkurrenten nach dem anderen und feierte schließlich einen der spektakulärsten seiner 91 Siege in der Formel 1.
Dazu wird es am Sonntag nicht kommen. Auch wenn ein erneutes Regenrennen nicht auszuschließen ist. Denn erstens ist der Mercedes (noch) nicht siegfähig und der Fahrer selbst hat nach dreijähriger Pause noch großen Nachholbedarf in einem Auto, in dessen Entwicklung er nicht eingebunden war. „Aber das muss ich jetzt so akzeptieren wie es ist und mich auf das nächste Jahr konzentrieren.“ Dass auch die Fans enttäuscht sind, verstehe er: „Wir hatten uns den Verlauf der Saison auch anders vorgestellt.“
Zudem muss der 41-Jährige, der mit sechs Siegen auf der „Berg- und Talbahn“ noch immer der ungekrönte Formel-1-König von Belgien ist, am Sonntag ein weiteres Handicap verkraften. Nach seiner heftigen Attacke gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Rubens Barrichello beim Großen Preis von Ungarn wird er nach dem Qualifying in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt. Falls das überhaupt noch geht, denn nur allzu oft verlief die Samstags-Entscheidung für den in der Schweiz lebenden Kerpener äußerst enttäuschend.
Dort hat er in den vergangenen drei Wochen bei der Familie wieder neue Kraft für den Rest der Saison getankt. „Jeder Rennkilometer ist jetzt wichtig für mich“, sagt er und beteuert, dass „ich im Moment viel ausprobiere und dabei natürlich auch ein paar Rückschläge vorkommen können.“ Hergeben wolle man bei Mercedes die Saison, die auch für „Schumis“ Teamkameraden Nico Rosberg nicht zufrieden stellend verlief, aber nicht. „Keine Frage, wir wollen noch möglichst viele Punkte holen.“
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Mercedes-Benz