Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Viele außergewöhnliche Formen von Großveranstaltungen sind in der Lage, in einem ganz bestimmten Kreis von Menschen Euphorie und Begeisterung aus zu lösen, während sich andere Zeitgenossen mit Kopfschütteln wenden und sich fragen, was das denn nun alles soll. Dazu gehören nicht nur Mega-Konzerte mit Zehntausenden von Menschen in Fußballstadien, sondern auch Sportereignisse wie der an diesem Wochenende rund um die Moselhauptstadt Trier stattfindende Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft. Schätzungsweise 200.000 Menschen aus ganz Europa werden an vier Tagen erwartet, wenn sich die rasenden Quertreiber zwischen Weinbergsstöcken und auf einem ehemaligen Militär-Übungsgelände im Hunsrück messen. Was für die einen faszinierender sportlicher Zweikampf und Generierung touristischer Einnahmequellen, ist für die anderen nur Krach und Lärm, verbunden mit dem Ausbleiben von Feriengästen, die es lieber etwas ruhiger mögen.
Der Rallyesport, liebe Leserinnen und Leser, war und ist schon seit Jahren so etwas wie die Formel 1 des kleinen Mannes. Irgendwo ein bezahlbarer Motorsport mit einem Auto, das – ausgerichtet an bestimmte Homologationsvorschriften des Deutschen Motorsportbundes – selbst aufgebaut, gewartet und eben auch mit viel Spaß auf abgesperrten Teilstrecken möglichst rasch bewegt werden kann.
Was die wenigsten wissen: Gerade der Rallyesport hat in den vergangenen Jahren viel dazu getan, sein Stinkerimage los zu werden. Nicht nur der deutsche Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft, sondern auch viele kleinere Veranstaltungen haben inzwischen einen Umweltbeauftragten. Ausgeklügelte Leitsysteme verhindern, dass die Fans mit Herz aber ohne Hirn über Bäche, Wiesen und Wälder an die Wertungsprüfungen stapfen und dabei zertrampelte Erde und zunichte gemachte Arbeit des Landwirts hinterlassen. An Sträuchern und Bäumen hängen Müllsäcke. Eigens für diese vier Tage gebaute Stege über Biotope oder schützenswerte Fauna und Flora sollen dafür sorgen, dass Rallyesportler und Umweltschützer nicht nur neben- sondern auch miteinander leben können.
Wie in vielen anderen Teilbereichen des täglichen Lebens geht es auch in diesem Falle darum, sich gegenseitig zu respektieren. Das eigene Vergnügen suchen und finden ja, aber auch darauf achten, keine verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Viele Serienautos haben vor allem von der Entwicklung aus dem Rallyesport profitiert und werden dies auch in Zukunft tun. Dass Ihr Fahrzeug, liebe Leserinnen und Leser, heute einen so umfassenden Insassenschutz gewährt, hat vielleicht auch mit dem Gitterrohr-Rahmen eines World Rallye Car zu tun. Insofern profitiert gerade auf diesem Gebiet einer vom anderen und das ist gut so.
Wenn Sie an diesem Wochenende noch nichts vorhaben, und der Südwesten Deutschlands für Sie keine Terra Incognita ist, dann kommen Sie doch mal nach Trier zur Rallye-Weltmeisterschaft. Sie werden, das verspreche ich Ihnen, nicht nur Ihren Spaß, sondern auch das Gefühl haben, an diesem Wochenende kein Umweltrüpel gewesen zu sein.
Ihr Jürgen C. Braun