Buchtipp der Woche

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Erich Kästner: Die Gedichte in einem Band. Haffmans Verlag bei Zweitausendeins; 14,80 Euro.

Herrje, was konnte der Mann böse werden! Bei Erich Kästners Ballade vom Nachahmungstrieb zum Beispiel läuft's einem kalt über den Rücken. Auch seine Gedanken beim Überfahrenwerden schonen die Leserschaft nicht – mit ihrer lapidar formulierten Erkenntnis, dass Menschen ihre Gefühlswelt bisweilen weniger gefühlig als pragmatisch handhaben. Aber er konnte auch ganz anders, zartfühlend und dünnhäutig, was nicht nur die Sachliche Romanze beweist. Das Gedicht nimmt im Werk von Erich Kästner sowieso eine Sonderrolle ein: Während viele seiner Verse eher als Nebenprodukte eines Kinderbuchautors wahrgenommen wurden, ist die Sachliche Romanze fast so berühmt wie Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton und der Kleine Mann.

Im Haffmans Verlag sind jetzt Erich Kästners Gedichte in einem Band erschienen. Die 14,80 Euro dafür sind wahrlich gut angelegt. Was dieser Spötter, Zyniker und zugleich sensible Menschenfreund in Verse und Reime packte, könnte oftmals ein Spiegel unserer Zeit sein. Geschraubte Sprache, verschlüsselte Formulierungen und wolkige Buchstabenexperimente sind seine Sache nicht. Was den Zugang zu seinen Gedichten nur vereinfacht.

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