Von Aufbruch, von einem neuen Kapitel, einer neuen Designlinie bei Peugeot ist die Rede, wenn es um den ersten reinrassigen Sportwagen der französischen Marke mit dem Löwen im Kühlergrill geht. Just zum 200. Geburtstag des Hauses präsentiert der französische Hersteller ein Fahrzeug, das aus zwei Gründen die Norm der üblichen Modellpalette sprengt. Es trägt zum einen als einziges Fahrzeug des gesamten Portfolios nur drei Buchstaben, und keine Zahl im Namen und es rührt an Emotionen, an ungetrübten puren Fahrspaß wie bisher noch kein Fahrzeug. Der Peugeot RCZ, der Ende Juni beim Händler steht, soll das sportliche Aushängeschild des Konzerns werden. Den ersten Marketing-Auftrag haben die beiden reinrassigen Rennfahrzeuge mit den Startnummern 200 und 201 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bereits erfüllt: Klassensieg und bester Diesel im Feld der über 200 Sportwagen.
Der gewaltige Anschub, den der Neue damit erhalten hat, äußert sich auch in den Auftragsbüchern durch bereits 700 Bestellungen des bei Magna Steyr im österreichischen Graz produzierten Renners. Der RCZ wirkt durch seine gedrungene Form, die in der Silhouette etwas an den Audi TT erinnert, in der Tat wie ein Löwe, der sprungbereit auf seine Beute wartet. Zweites optisches Merkmal, das sofort ins Auge fällt, ist der dezente Heckspoiler, der bis zu einer Geschwindigkeit von 85 km/h auf 19 Grad und bis zu 155 km/h auf 34 Grad ausfährt. Ansonsten ist das 4,30 Meter lange, 1,80 Meter breite und 1,36 Meter hohe Sportcoupé nicht nur eine optische Augenweide, sondern bietet als 2+2-Sitzer auch überraschend viel Platz. Zumindest für Fahrer und Beifahrer. Und mit einem Fassungsvermögen von 639 Litern und einer umklappbaren Rückbank kann sich auch das „Gepäckabteil“ durchaus sehen lassen.
Mit dieser kompromisslos sportlichen Formgebung hätte man den RCZ auch als Mittelmotor-Sportler erwarten können, aber der flotte Franzose basiert auf dem erfolgreichen Kompaktmodell. Das heißt: Frontmotor mit Frontantrieb, Einzelradaufhängung vorn und Verbundlenkerachse. Das heißt, dass der RCZ, den es in zwei Benziner- und einer Diesel-Version geben wird, die üblichen Fronttriebler-Kriterien wie leichtes Untersteuern aufweist. Dennoch offeriert der RCZ vor allem auch wegen seines tiefen Schwerpunktes und der punktgenauen Lenkung, des straffen, aber nicht kompromisslos ausgelegten Fahrwerks, viel Freude an der Bewegung im automobilen Grenzbereich. Der 1,3 Tonnen schwere Peugeot-Sportler reagiert beim Kurven räubern sehr lange neutral und besticht durch seine gute Traktion.
Topmotorisierung ist neben dem 163 PS starken Diesel (ab 28.950 Euro) und dem 26.450 Euro teuren Basismodell mit einem 1,6 Liter großen und 156 PS starken Ottomotor der 200-PS-Benziner für 28.950 Euro. In beiden Fällen werkelt jeweils ein 1,6-Liter-Motor mit Turboaufladung, variabler Nockenwellenverstellung und Direkteinspritzung unter der Motorhaube. Die Zweiliter-Ausgabe verfügt ab 1.700 Umdrehungen über 275 Newtonmeter Drehmoment. Will man den Fahrspaß wirklich auskosten, muss man die Drehzahl schon recht hoch halten. Der Gangwechsel erfolgt beim RCZ mittels eines knackigen Sechsganggetriebes.
Die chice und zum sportlichen Fahren animierende Franzosen-Flunder offenbart Details, die den sprichwörtlichen Aufbruch zu lustvollen Auto-Gestaden im Hause sichtbar machen. Das sind nicht nur die aluminiumfarbenen Bögen, die von der Motorhaube bis zum Heck verlaufen, nicht nur die beiden Höcker, die dem dunkel getönten Glasdach über der Rückbank eine ganz eigenständige Silhouette verleihen und nicht nur die „dicken Backen, also die weit ausgestellten Kotflügel. Dazu gehört neben dem Auspuff-Doppelendrohr auch die Innenausstattung mit passgenauen Sportsitzen, ansprechbarer Instrumenten-Gestaltung und präziser Verarbeitung ohne Klappern und Knarzen irgendwelcher Teile. Eine Sechsgangautomatik wird es für den Basisbenziner später geben. An eine Cabrio-Variante ist nicht gedacht. Womöglich soll jedoch nach reiflicher technischer Vorbereitung und Auslotung des Marktinteresses eine Hybrid-Version nachgeschoben werden, die den RCZ dann auch vom braven Fronttriebler zu einem noch bissigeren Allradler machen würde.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun