Test-Tour: Chevrolet Spark

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Zwar immer noch klein, aber doch ein wenig erwachsen geworden und vor allem: oho! Das ist der neue Chevrolet Spark, der Nachfolger des – nicht nur optisch, sondern auch technisch – etwas in die Jahre gekommenen Matiz, mit dem die GM-Tochter jetzt das Segment der Ultra-Kompakten der Größenordnungen Polo der Corsa bereichert. Nur, die wirkliche Konkurrenz kommt nicht aus den Häusern Volkswagen oder Opel, sondern vor allem aus Fernost oder anderen Importeuren: Denn auch wenn die Marke sich das in Daewoo-Zeiten „erarbeitete“ Image als „Billigheimer“ langsam abgestreift hat, so gilt immer noch als Maxime bei der eigenen Wertschöpfung: Die Kundschaft wollen wir zwar über unsere neuen Produkte, vor allem aber über die Preisgestaltung holen. Und dies ist auch im Falle des neuen „Spark“, bei einem Einstiegspreis von 8.990 Euro, sehr aggressiv.

Was erwartet den Kunden, der bisher einen Matiz oder einen vergleichbaren Japaner, Südkoreaner, Italiener oder Franzosen gefahren hat? Nun, zunächst einmal ein Auto, das sich das „Kulleraugengesicht“ mit dem vergleichbaren Segment-Zwerge über unsere Straßen huschen, verbissen hat. Der Spark ist kein „Knuddelmobil“, sondern trägt ein kantiges und dynamisches, fast schon aufreizend forsch geschnittenes, Blechkleid. Wie der Matiz ist der 3,64 Meter lange Spark nur als viertüriger Fünfsitzer lieferbar, doch das Platzangebot gegenüber dem Vorgänger hat sich, auch dank des längeren Radstandes, erheblich erweitert. Für Knie und Kopf gibt es genügend Freiraum, nur der Kofferraum mit seinen 170 Litern verdient den Namen nicht wirklich.

Chevrolet gehörte zu den Gewinnern der Wirtschaftskrise, die gerade die Automobil-Industrie heftig getroffen hat. Denn mancher potenzielle Käufer überlegt sich nun, wofür er sein sauer verdientes Geld ausgibt. Über ein Absatzplus von etwa 50 Prozent durfte die Marke im Jahr der Abwrackprämie jubeln, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wies Ende des vergangenen Jahres mehr als 30.000 verkaufte „Chevy“-Einheiten auf. Zahlen, von denen die Marke mit dem mächtigen Kreuz im Kühlergrill ansonsten nur träumen konnte.

Nachdem sich die Designer an der äußeren Erscheinung des kleinen „Jungfuchs“ ordentlich und (fast) ohne zu zaudern mit übergroßen Scheinwerfern, ebensolchen Rückleuchten, Heckspoiler und angedeutetem Diffusor austoben durften, wurde auch der Innenraum erheblich aufgepeppt. Statt langweiligem fahlgrauen Plastik-Einheitsbrei wartet ein buntes, mit vielen Rundelementen versehenes, Cockpit, auf die Insassen. Hinter dem Lenkrad prangt statt des Tachos eine regelrechte „Spielekonsole“ aus der Welt, die in erster Linie junge Leute ansprechen soll.

Beatmet wird der neue Chevrolet-Winzling wahlweise von einem neuen Vierzylinder mit 1.0- und 1.2-Liter Hubraum, die entweder 68 oder 82 PS auf die Kurbelwelle stemmen. Im City-Verkehr machen beide Aggregate einen durchaus agilen und recht quirligen Eindruck. Das Fahrzeug ist zudem, handlich, wendig und hat eine gute Rundumsicht. Um auf den angegebenen Sprintwert von 12,1 Sekunden von Null auf 100 oder die 164 km/h Höchstgeschwindigkeit zu kommen, braucht es jedoch jede Menge Drehzahl. Das wiederum geht auf Kosten des Verbrauches, den der Hersteller mit 5,1 Liter auf 100 Kilometer angibt.

In den 8.990 Euro Basispreis sind unter anderem sechs Airbags enthalten, der Schleuderschutz ESP kostet dagegen 300 Euro Aufpreis. Chevrolet hat mit dem neuen Spark vor allem Konkurrenten wie Citroën C1, Suzuki Alto oder Hyundai i10 aufs Korn genommen. Bei diesem Kampfpreis dürfen die Kontrahenten das tun, was in den vergangenen Wochen und Monaten bei uns ohnehin angesagt war: Sie dürfen sich warm anziehen.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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