Zum Jahresanfang ist eine vernünftige Tourenplanung für die Sommermonate von unschätzbarem Wert. Von Deutschland aus müssen 4×4-Touren-Enthusiasten immer weiter in den rauen Osten und in den wärmeren Süden ausweichen, da Mitteleuropa immer weniger erlaubte und reizvolle Allrad-Ziele aufweist.Behördlichen Einschränkungen und Verboten sind gerade in Italien Teile der Hochgebirgsregion Piemont sowie zahlreiche superfeine Trails in den alpinen Grenzgebieten zwischen Frankreich und Italien zum Opfer gefallen. Ergänzungs- und Ausweichziele sind, so man eben ein Faible für die südliche Hemisphäre besitzt, nur schwer zu finden, zudem mit viel Zeitaufwand verbunden. Die Schuld an zahlreichen Streckensperrungen liegt im Übrigen zumeist bei den Allrad-„Piloten“ selbst: immerhin befahren sie Wege und Stege, die auch von heimischen Hirten, von Mountainbikern und Bergwanderern benutzt werden. Wer da nach dem Motto „Hoppla, jetzt komm’ ich“ fährt und „rumbläst“, macht sich kaum Freunde. Schließlich sind Stock und Stein für Jedermann da. Die Polizia Forestale (Alpin-und Umweltpolizei, halbstaatlich) und die Polizia Municipale (Stadt- und Gemeindepolizei) reagieren auf den Offroad-Wildwuchs ausgesprochen harsch. Wer bei nicht „artgerechter“ Fahrweise erwischt wird, zahlt zwischen 150 und 500 Euro vor Ort. Cash. Wer sich mit den Behördenvertretern gleich anlegen will, riskiert die Konfiszierung des Fahrzeugs nebst anschließendem Strafprozess in Italien ein halbes Jahr später. Kosten ohne Ende für einen Moment der Unbeherrschtheit.
Doch nicht alle reizvollen Pfade sind verboten oder mit Einschränkungen versehen. In Piemont beispielsweise sind frei befahrbar: das Valle Argentiera in voller Länge bis zur Alpe Gran Miol. Oberhalb von Cesana Torinese der Weg zur Sagna Longa und weiter via Colle Bercia in den berüchtigten Mautino-Trail bis zum Lago Nero und nach Bousson. Eines der Offroad-Highlights aus wilder Schönheit und hohem fahrerischen Anspruch ist auch geblieben: der Mont Jafferau (2.805 m).
Wem es nach mehr gelüstet, der schwingt sich 120 km weiter südwärts nach Ligurien. Dort liegt die fantastische Ligurische Grenzkammstraße „Alta Via dei Monti Liguri“. Am Anfang und Ende warten propere Berggasthäuser zu Rast und Übernachtung und genau dazwischen eine bewirtschaftete Berghütte am Monte Grai. Wer das volle Programm auf italienischer und französischer Seite schafft, ist für die insgesamt knapp 200 Kilometer 5–6 Tage unterwegs. Wichtigstes Requisit: die heimischen Landkarten des „Istituto Geografico Centrale“ im 1:50.000- oder gar 1:25.000-Maßstab.
Text und Fotos: Frank Nüssel