Test-Tour: Volvo XC 60

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Knäckebrot und Ikea zählen zweifelsfrei zu den schwedischen Exportschlagern, das Rennen in Sachen skandinavischer Mobilität macht jedoch Volvo. Mit dem XC60 haben die Schweden in der hart umkämpften Klasse der kompakten SUVs längst Fuß gefasst und sich etabliert. Volvo heizt Mitbewerbern wie dem BMW X3, dem VW Tiguan, dem Mercedes GLK und anderen mächtig ein.

Ob die Wirtschaftskrise die Zeit großer SUVs beendet hat, ist noch offen. Sicher ist, dass die Luft bei bulligen, leistungs- und verbrauchsstarken Crossover-Modellen deutlich dünner geworden ist. Die Zulassungszahlen des vergangenen Jahres sprechen Bände: Insgesamt wurden 2009 knapp über drei Millionen Fahrzeuge neu zugelassen – nur 0,13 Prozent davon waren große Geländewagen, Tendenz fallend. Im Segment kompakter bis mittlerer Geländewagen sieht es schon ganz anders aus. Sie machten immerhin 0,40 Prozent der gesamten Zulassung aus. Das zeigt, dass die kleineren SUVs in Beliebtheit unter Fahrern und an Bedeutung bei Herstellern die großen deutlich überholen konnten. Nahezu jeder Hersteller, der ein Oberklasse SUV in seiner Angebotsliste führt, bietet ein kleineres, häufig deutlich günstigeres Pendant an.
So führt Volvo neben dem mächtigen XC90 die deutlich kleinere Version, den XC60 im Programm. Im vergangenen Jahr entschieden sich fast 8.000 Autofahrer für den kompakten Offroad-Schweden. Beim verbrauchsgünstigeren Diesel beginnt der Einstieg in die XC60-Welt bei knapp 34.000 Euro, das High-End-Modell aus der Reihe „Summum“ kostet fast 44.000 Euro, hat dafür alles, was das Autofahrerherz nur im Entferntesten begehrt. Aber schon in der Basisausstattung lässt der XC60 nichts missen: Von A wie ABS mit elektrischer Bremsverteilung über G wie Gurthöhenverstellung vorne und S wie Scheibenwaschdüse beheizt bis hin zu T wie Türverriegelung während der Fahrt und W wie Wegfahrsperre verfügt er über nahezu jedes technisch sinnvolle Gimmick. Auch der Innenraum glänzt bereits in der Basis mit opulenter Ausstattung. Mit den Varianten „Kinetic“, „R Design“, „Momentum“ und „Summum“ verstehen es die Schweden, in Sachen Technik, Ausstattung und Komfort immer noch ein Quäntchen mehr draufzupacken. Hinzu kommen viele Sonderwünsche, die Volvo – selbstverständlich gegen Aufpreis – erfüllt: Fährst du noch – oder reist du schon?

Russpartikelfilter und Leistung satt als Serie
Der T6 mit Allradantrieb stellt mit rund drei Litern Hubraum den kleinsten Motor bei den Benzinern – aber nicht den schwächsten. Denn in dieser Version leistet das Aggregat satte 210 kW/285 PS. Mit 3,2 Litern liegt der „normale“ XC60 zwar hubraummäßig ein wenig überm T6, bei der Leistungsausbeute mit 175 kW/238 PS jedoch etwas dahinter. Bei den Dieselmotoren stehen drei Aggregate zur Auswahl, die alle 2,4 Liter Hubraum und einen Partikelfilter ab Werk haben. Von 129 kW/175 PS bis 151 kW/205 PS reicht die Leistungspalette.
In der von uns getesteten Summum-Diesel-Version macht der XC60 vor allem Freude, sowohl beim Fahren als auch beim Tanken. Die in der Beschreibung angegebenen Verbrauchswerte von rund sieben Liter auf 100 km sind im Alltag zwar nicht ganz zu schaffen, aber man kommt nah dran, ohne dabei auf Spaß verzichten zu müssen. Die Allrad-Version lässt den Verbrauch zwar etwas steigen, ist aber bei Winterwetter einfach unschlagbar. Selbst Tief Daisy konnte dem kleinen SUV nicht von seiner Bahn abbringen – der Schwede fuhr wie auf Schienen. Völlig unbeeindruckt von Schneeverwehungen oder Fahrspuren folgte der XC60 den Anweisungen des Fahrers, ohne ein gefährliches Eigenleben zu entwickeln. Das geschieht natürlich mit Unterstützung der zahlreichen elektronischen Beifahrer, die das Geschehen stets kontrollieren und sanft eingreifen. Apropos Tief Daisy: Arktische Kälte scheint dem Skandinavier nicht sonderlich zu liegen und ein übers andere Mal beginnt die Elektronik auszusetzen. Bei rund 10°C unterm Gefrierpunkt spielte beispielsweise die Zentralverriegelung verrückt und verriegelte mal die eine, dann die andere Tür – jedoch stets nur von innen. Auch die Füllmengenanzeige des Kühlmittels war den Minusgraden nicht gewachsen. Immer wieder signalisierte sie zu geringen Flüssigkeitsstand, tatsächlich war jedoch ausreichend Kühlmittel vorhanden.
Dass auch sinnvolle Elektronik ihre Macken und Tücken hat, zeigte sich beim Halt an der Ampel. Dann nämlich denkt der XC60, man wolle parken und schaltet den Parkassistenten ein, mit der Folge, dass vorbeifahrende oder dicht hinter dem Volvo stehende Fahrzeuge als Hindernis erkannt werden und das System mit Warnlauten darauf aufmerksam macht.

Fazit: Günstig aber keinesfalls billig!
Wie es sich für ein Fahrzeug dieser Kategorie gehört, verfügt der XC60 nicht nur über jede Menge Ausstattung, High-Tech und Luxus, sondern bietet auch viel Raum. Dank Parkassistent und Rückfahrkamera lassen sich die knapp zwei Tonnen Gewicht, die auf 4,62 Meter Länge, 1,89 Meter Breite und 1,71 Meter Höhe wohlgeformt verteilt sind, selbst in kleinste Parklücken unterbringen. Kurzum: Nichts scheint einfacher als den XC60 zu fahren!
Unser Fazit ist eindeutig positiv und kann auch nicht durch die geringe Kälteempfindlichkeit getrübt werden. Mit jeder Menge technischer Finessen im Gepäck, kultiviertem Maschinisten und dynamischem Auftritt kann der kleine Schweden-SUV in allen Belangen überzeugen. Auf den einen oder anderen elektronischen Baustein lässt sich durchaus verzichten, insbesondere, da Fahrzeugelektronik noch immer die größte Fehlerquelle darstellt. Der Verbrauch ist dem Fahrzeug und seiner Größe angemessen, wobei es dem Geldbeutel schon arg schmerzt, wenn man knapp 70 Liter Diesel nachfüllen muss. Mit geringen Eigen-, aber etwas höheren Windgeräuschen lassen sich auch lange Strecken problemlos überwinden.

Text: Redaktionsbüro Meuren; Uwe Meuren
Foto: Uwe Meuren, Volvo

Nach oben scrollen