Selten sind die Tage, die zur Ausübung schöner Hobbys einladen. Kurvige Straßen, sonniges Wetter und die brandneue F 800 R von BMW bildeten jedoch eine ideale Melange für eine anspruchsvolle Alpentour. Eine echte Prüfung also für die Bayerin, die Herausforderern wie Triumph Street Triple oder Ducati Monster 696 die Stirn bieten will.
Die F 800 R ist eine schöne (und bezahlbare) Alternative in der Streetfighter-Klasse. BMW setzt auf zwei Zylinder in Reihe, 87 PS, eine aufrechte Sitzposition, viel Schräglagenfreiheit, hochwertige Verarbeitung und einen Basispreis von 7.850 Euro. Ausgestattet mit Sportreifen von Metzeler (Sportec M3) taugt die F 800 R gleichwohl für die Attacke als auch für das gemütliche Cruisen zu zweit – dank der bequemen Sitzbank, die noch dazu sehr guten Halt bietet. Allein schnelle Autobahnfahrten empfehlen sich wegen der allzu kleinen Verkleidung nicht.
Auf den engen Alpenstrecken musste sie indes ihre Wendigkeit beweisen. Und sie hat es mit Bravour getan. Die rund 200 Kilogramm schwere BMW ließ sich willig auch in engste Kurven drücken, wonach der Motor, zumeist im zweiten Gang, willig und zügig beschleunigte, bevor die gut dosierbaren und ABS-verstärkten Bremsen den Vorwärtsdrang vor der nächsten Kehre abbrachen.
Der aufrechten Sitzposition war es zu verdanken, dass auch nach vielen Kilometern von Rückenzipperlein oder von schmerzenden Handgelenken keine Rede sein konnte. Etwas eng war lediglich der Kniewinkel wegen der recht hoch sitzenden Fußrasten. Dieser lässt sich aber dadurch variieren, dass BMW drei verschiedene Sitzbankhöhen anbietet, so dass Biker jeder Größe komfortable Verhältnisse antreffen sollten.
Eine Besonderheit ist auch bei dieser BMW der 16 Liter große Tank, der sich hinten befindet – Magnettankrucksäcke können hier leider nicht verwendet werden. Trotz Sprit fressender Straßenführung stieg der Verbrauch nicht über 4,8 Liter, was eine Reichweite von etwa 300 Kilometer ermöglichte. Recht sparsam ist er also, der Zweizylindermotor, dem ein dicker Auspuffendtopf mit derbem Sound Charakter verleiht. Freilich arbeitet das Triebwerk etwas rau und lässt beim Gaswegnehmen den einen oder anderen Seufzer verlauten. Das geht in Ordnung: Etwas herbe Manieren gehören zu den Streetfightern wie die Vollverkleidung zu den Sportlern. Man muss sie halt mögen.
Dank der gut ablesbaren Armaturen ist man jederzeit bestens informiert: Diese werden übrigens dominiert von der großen Ganganzeigeziffer. Weniger gut ablesbar ist der oval geformte Tachometer, da der kurze Zeiger teilweise zu weit von den Zahlen entfernt ist. Als echte Freude erwies sich das Getriebe, das sich butterweich durchschalten lässt und zudem kürzer übersetzt wurde – was ja auch Sinn ergibt, denn für lange Autobahnfahrten eignet sich die F 800 R wie erwähnt nicht unbedingt.
Auch für die F 800 R bietet BMW Extras, wie ABS, einen kleinen Windschutz, Griffheizung, Reifendruckkontrolle und auch Hauptständer an. Dann aber steigt der Preis auf über 9.000 Euro. Den Tripcomputer gibt es immerhin serienmäßig. Wie hilfreich diese im Testbike integrierten Feinheiten sein können, zeigte sich, als sich auf der Tour ein dicker Nagel in den Hinterreifen gefressen hatte. Die Reifendruckkontrolle schlug flugs Alarm, so dass die nächste Werkstatt zwar kriechend, aber noch auf eigenem Pneu erreicht werden konnte. Dort behob ein freundlicher Servicemitarbeiter das Problem schnell und günstig und sorgte dafür, dass die schönen Tage ungetrübt blieben.
Text: Hans-Joachim Mag
Datenbox
Modell: BMW F 800 R
Motor: Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 798 cm3
Leistung: 64/87 kW/PS
Drehmoment: 86/6.000 Nm/U-min
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Radstand: 1.520 mm
Sitzhöhe: 825 mm
Leergewicht: 205 kg
Verbrauch: 4,8 l/100 km
Preis: 7.850 Euro