Juliano Rossi: Free Runner. (Blue Note)
I Want My Money Back – könnte ein Songtitel derzeit aktueller sein? Allerdings: Die Idee zu diesem Song, mit dem Rossi wie beiläufig auch den Swing klangtechnisch auf Vordermann bringt, war schon lange Zeit vor dem Finanzkollaps an der Wall Street geboren worden. Doch gerade in Zeiten einer unaufhaltsamen Rezession nimmt sich I Want My Money Back jetzt aus wie eine Einladung zum Tanz auf dem Vulkan. Doch der Heißsporn offeriert unter den zwölf Songs seines Albums nicht nur Modern Swing voller Leidenschaft und Verve, sondern auch Balladeskes mit genau jenem Stilbewusstsein, jener Mischung aus Charme, Noblesse und Humor, die er an seinen Vorbildern bewundert. Aber Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. kopiert Juliano Rossi nicht, er verneigt sich vielmehr mit liebevollem Respekt vor ihnen.
Die Songs seines neuen Albums Free Runner hat Juliano Rossi mit einer Ausnahme alle selbst komponiert. Die Ausnahme ist I Wake Up Crying, und sie stammt aus der Feder eines weiteren Rossi-Vorbilds – der von Burt Bacharach. Dessen Werk als Komponist schätzt Rossi über alle Maßen. Die klassische Produktion dieses Songs ist auch deswegen so bemerkenswert, weil die meisten anderen Songs wunderbar vertrackt und gegen den Strich produziert wurden.
Juliano Rossi, bürgerlich Oliver Perau, legt im 70. Jubiläumsjahr des Jazzlabels Verve mit Free Runner ein Modern-Swing-Kaleidoskop vor, einen vergnüglichen Abenteuerspielplatz aberwitziger musikalischer Ideen rund um den Swing.