Es darf ruhig ein wenig mehr sein – nach diesem Motto sind die Entwickler des neuen Z4 bei BMW vorgegangen. Die Anforderungen nach mehr Platz, Komfort und Leistung standen ganz oben im Lastenheft der Ingenieure und Designer. Gespart wurde dagegen an den Dachvarianten. Anders als beim Vorgänger gibt es den Z4 nicht mehr wahlweise als geschlossenes Coupé oder als Roadster mit Softtop. Der Neue fährt ausschließlich mit einem versenkbarem Hardtop aus Metall vor.
Puristen mag die Vorstellung eines Roadsters mit Metall-Klappdach ein Naserümpfen abringen und Visionen unförmiger Heck-Gebilde hervorrufen. Die allerdings sind beim neuen BMW Z4 unbegründet. Den Designern ist es gelungen, das zweiteilige, sehr flache Alu-Dachkonzept harmonisch in die Proportionen des Zweisitzers einzufügen. Kein Pummel-Speck verunziert das Hinterteil. Die lange Motorhaube, die großen Radausschnitten, der lange Radstand und die knappen Überhänge machen unmissverständlich klar, dass hier ein Fahrzeug in klassischer Roadster-Manier vorfährt.
Das zweiteilige, elektrohydraulisch versenkbare Hardtop öffnet oder schließt per Knopfdruck vollautomatisch innerhalb von jeweils 20 Sekunden. Das Kofferraumvolumen variiert zwischen 180 und 310 Litern. Bei geschlossenem Verdeck sollen zwei Golfbags in das Gepäckteil passen. Bei offenen Fahrten lassen sich dort zumindest ein kleiner Koffer, Jacken und Kleinteile verstauen.
Das schafft Übersicht im Innenraum. Der ist zwar in der Neuauflage auch großzügiger geworden, doch der Zweisitzer ist schließlich kein Platzwunder. Zuviel Krimskram sollte man nicht unterbringen wollen, aber Handy, I-Phone und die Handtasche kommen unter. Immerhin: Mittlerweile finden Fahrer und Beifahrer eine bequeme Sitzposition. Das liegt zum einem an den neuen, breiteren Gestühl, das nicht mehr kompromisslos auf Sportlichkeit getrimmt ist wie zuvor. Dass das Fahrzeug auch ein wenig in der Breite zugelegt hat, fördert das Wohlfühlen. Der Durchschnitts-Z4-Fahrer ist eben nicht mehr Mitte zwanzig und austrainiert, sondern ein wenig älter.
Doch nicht nur bei der Gestaltung des Interieurs wurde auf die Ansprüche der komfortliebenden Kundschaft geachtet. Das Fahrwerk ist längst nicht mehr so knüppelhart ausgelegt wie zuvor. Mithilfe des serienmäßigen Fahrdynamik-Controllers kann man die Fahrzeugabstimmung in drei Stufen (Normal, Sport, Sport+) per Tastendruck bestimmen. Je nach gewähltem Modus wird eine vorkonfigurierte Einstellung aktiviert, die die Antriebs- und Fahrwerkkomponenten dem entsprechenden Wunschfahrstil anpasst. Im Sport-Modus sind beispielsweise das Lenkverhalten und das Ansprechen auf Gaspedalbewegungen deutlich direkter als im Normal-Zustand. Im Modus Sport+ lässt die Fahrstabilitätsregelung leichter Schlupf an den Antriebsrädern zu und ermöglicht so eine Kurvenfahrt im kontrollierten Drift. Oder man fährt geruhsam mit der Normal-Einstellung Spazieren und genießt das traute Zusammensein oder zumindest die Aussicht. Wobei geruhsam angesichts des Leistungsangebots der Motoren so eine Sache ist.
Drei Reihen-Sechszylinder stehen zur Markteinführung Anfang Mai zur Auswahl. Im Z4 sDrive23i kommt ein 2,5-Liter-Aggregat mit 150 kW/204 PS zum Einsatz, im Z4 sDrive30i sorgt ein 3,0-Liter-Triebwerk mit 190 kW/258 PS für Fahrvergnügen. Beide Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 5, genau wie der 3,0-Liter mit 225 kW/306 PS, der für erste Testfahrten im Z4 sDrive 35i zur Verfügung stand. Die zweifach aufgeladene Top-Motorisierung mit Benzin-Direkteinspritzung stellt ihr maximales Drehmoment von 400 Nm im breiten Drehzahlband zwischen 1.300 und 5.000 Umdrehungen zum Abruf bereit. Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 5,2 Sekunden. Hat man die Siebengang-Automatik mit Doppelkupplung statt dem serienmäßigen Sechsgang-Handschalter an Bord, ist die Zielmarke um einen Wimpernschlag eher erreicht (5,1 s). Bei Tempo 250 km/h ist ein weiterer Vortrieb elektronisch abgeriegelt. Die unter dem Stichwort Efficient Dynamics vermarkteten Maßnahmen zur Verbrauchsregulierung wie zum Beispiel Bremsenergie-Rückgewinnung, rollwiderstandsreduzierte Reifen, optimierte Aerodynamik oder Schaltpunktanzeige bei Fahrzeugen mit Handschaltung halten den Durst in Grenzen. Durchschnittlich sollen 9,4 Liter (9,0 Liter für die Automatik) durch die Leitungen fließen (CO2-Ausstoß: 219 (210) g/km). Bei engagierter Fahrweise dürfte es aber ein Literchen oder zwei mehr sein. Schließlich verleiten der Heckantrieb, die ausgewogene Achslastverteilung, der lange Radstand und der niedrige Schwerpunkt des Roadsters zu agilen Kurvenhatzen.
Ein wenig länger wird man auch mit dem Studium der Preisliste beschäftigt sein, die wie immer vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten bietet. Der Z4 sDrive 23 i beginnt ab 35.900 Euro, der Z4 sDrive 30i startet ab 42.900 Euro und das Topmodell kostet ab 47.450 Euro. Die Siebengang-Automatik für den Z4 sDrive 35i schlägt mit 2.400 Euro zu Buche. Aber es geht auch mit weniger – wenn auch nur mit kürzeren Lieferwegen. Der Z4 wird nun nicht mehr in den USA gebaut, sondern rollt in Regensburg von den Bändern.
Text: Elfriede Munsch