Jammern hilft nicht. Einfach die Krise aussitzen? Funktioniert vielleicht, ist aber sicherlich kein Patentrezept. Der koreanische Hersteller Hyundai hat sich entschieden, mit einer breit aufgestellten Modellpolitik gegen die Absatzflaute anzukämpfen. Zurzeit ist man zwar mit neuen Klein- und Kompaktfahrzeugen i10, 20 und 30 gut aufgestellt. Dass man aber mehr kann als von der Abwrackprämie zu profitieren, soll der neue SUV ix55 zeigen. Unter dem Namen Veracruz hat er sich seit 2007 in den USA recht ordentlich verkauft, für den deutschen Markt erhoffen sich die Marketingexperten zumindest einen Anerkennungserfolg trotz CO2-Diskussion. Vor allem aber soll der ix 55 zeigen, dass Hyundai auch beim Thema Premium mithalten kann.
Der siebensitzige SUV will in der anspruchsvollen Liga der schicken Geländewagen wie Audi Q7 oder BMW X5 mitspielen. Wobei in dieser Klasse der Schwerpunkt nicht auf robuste Geländegängigkeit liegt, sondern auf Aussehen, üppige Platzverhältnisse und gute Ausstattung.
In Punkto Aussehen ist den Hyundai-Designer eine ansprechendes Blechkleid gelungen. Der ix 55 wirkt nicht plump oder wuchtig, trotz seiner Länge von 4, 84 m und einer Breite von fast zwei Metern (1,97 m) sieht der Koreaner recht flott aus. Große Scheinwerfer, je nach Ausstattungsniveau Xenon-Leuchten, und ein tief herunter gezogener Kühlergrill dominieren die Front – ohne dabei aggressiv zu wirken. Auch die seitliche Linienführung und das schnörkellose Heck erwecken mehr einen unauffälligen Eindruck. Fast könnte man sagen, dass das Fahrzeug für einen SUV zu nett aussieht. Prägnante Stilelemente fehlen, der i X 55 wirkt im Vergleich zur Konkurrenz etwas konturlos.
Auch die Gestaltung des Interieurs ruft keine Begeisterungsstürme aus, das Ambiente ist kein echter Hingucker. Es fehlte wohl der Mut zu einer aussagekräftigen Handschrift: zu allgemein, zu wenig individuell. Den selbstauferlegten Anspruch an Premium erfüllt der ix 55 nicht. Auch wenn die Verarbeitung bei ersten Testfahrten einen tadellosern Eindruck hinterließ. Das Platzangebot ist hingegen großzügig, Fahrer und Beifahrer kommen sich überhaupt nicht nahe. Die Passagiere der zweiten Reihe sitzen kommod. Selbst die Insassen Nummer sechs und sieben müssen nicht unnötig darben. Zwar eignen sich diese Sitze klassentypisch nicht für Erwachsene mit langen Beinen, aber für kurze Strecken ist das Gestühl ausreichend. Üblicherweise finden sich hier sowieso die lieben Kleinen wieder. Praktisch: die hintersten Sitze verschwinden bei Nichtgebrauch im Kofferraumboden. Apropos: Das Gepäckvolumen variiert zwischen 598 und 1.746 Litern, bei der Nutzung aller sieben Plätze schrumpft das Gepäckteil allerdings drastisch zusammen. Die Zuladung beträgt zwischen 478 und 560 Kilogramm.
Unverzichtbar in dieser Fahrzeugklasse ist ein kraftvoller Diesel. Daher tritt der ix 55 in Europa mit einem eigens für diesen Markt entwickelten 3,0-Liter Common-Rail-Selbstzünder an. Der Sechszylinder leistet 176 kW/239 PS und stellt sein maximales Drehmoment von 451 Nm in einem Drehzahlbereich von 1.750 und 3.500 Umdrehungen eindrucksvoll zur Schau: Gelassenheit pur und genügend Kraftreserven für spontane Beschleunigungsvorgänge. (Spitze: 200 km/h) Dabei gibt sich das Aggregat angenehm leise. Großen Anteil an dem entspannten Fahrgefühl hat die Sechsstufen-Automatik, die im besten Sinne unauffällig ihre Arbeit verrichtet. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern scheint nicht unrealistisch. (CO2-Ausstoß: 249 g/km). Leider ist der Motor bis jetzt nur nach der Abgasnorm Euro 4 eingestuft. Der Verbrauch geht jedoch in Ordnung, zumal der gut 2,2 Tonnen schwere ix 55 über ein traktionsabhängiges Allradsystem verfügt. Das befähigt zwar nicht unbedingt zur Teilnahme an Wüstenrallyes, reicht aber für die normalen Straßenherausforderungen bei Wind und Wetter. Im Zugbetrieb darf der Koreaner bis zu 3,2 Tonnen an den Haken nehmen.
Im Vergleich zu den Mitbewerbern fehlt dem ix 55 noch der letzte Schliff. Aber dies dürfte viele Kunden angesichts des günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis weiter nicht stören. Schließlich erhalten sie nicht nur viel Platz, sondern auch noch eine gute Ausstattung für ihr Geld. Schon in der Grundversion ab 42.290 Euro verfügt das Fahrzeug über ein komplettes Sicherheitsniveau sowie über eine großzügige Komfortausstattung. In der gehobenen Version ab 46.990 Euro bietet Hyundai unter anderem eine Lederausstattung, elektrisch verstellbare Vordersitze, 18-Zoll-Räder und eine Heckklappe, die auf Knopfdruck elektrisch öffnet oder schließt. Für Kunden, die einen Siebensitzer benötigen und/oder regelmäßig ein Zugfahrzeug benötigen, ist der ix 55 sicherlich keine schlechte Wahl, auch ohne Premium-Realität.
Text: Elfriede Munsch
Fotos: Hersteller