Am 17. März 1834 wird der geniale Visionär, Erfinder und Konstrukteur Gottlieb Wilhelm Daimler in Schorndorf geboren. Er konstruiert den schnell laufenden Benzinmotor, der wie kaum eine andere Erfindung das Leben der Menschen mobil macht. Nach der Schulbildung, die bereits für seine Eltern eine große finanzielle Belastung war, lernte Daimler zunächst Büchsenmacher in seiner Heimatstadt. Es folgten ein Studium (Physik und Chemie, Maschinenbau, Geschichte, Volkswirtschaft und Englisch) in Stuttgart und weitere praktische Ausbildungen, ermöglicht durch ein vermitteltes Stipendium seines Förderers Steinbeis, in England. Die erfolgreiche Sanierung einer Maschinenfabrik in Reutlingen folgt. Hier lernt er seine Frau Emma Kurz, die er 1867 heiratet, und Wilhelm Maybach kennen. 1868 wechselt er als Vorstand der Werkstätten zur Maschinenfabrik Karlsruhe und nimmt Maybach mit. Ein Duo, das bis zu Daimlers Tod 1900 unzertrennlich ist. 1872 wechseln beide zur expandierenden Gasmotorenfabrik Deutz, getragen vom Ingenieur Gustav Langen und Erfinder Nikolaus August Otto. Geschäftsgrundlage ist eben jene atmosphärische Gaskraftmaschine Ottos. Maybach gelingt es im Laufe der Zeit, den Gasmotor zu verbessern, aber dessen Leistungsfähigkeit ist begrenzt: Er ist zu hoch und zu schwer. Otto nimmt daher seine Versuche mit dem Viertaktprinzip wieder auf, was 1876 auch zum Erfolg führt: Die Viertakt-Kompressionsmaschine entsteht. Doch der Motor ist noch nicht serienreif. Ihn so weit zu bringen, ist die Aufgabe von Daimler und Maybach. Sie optimieren den Motor, machen aus ihm einen Verkaufsschlager. Daimlers Vision eines kleinen, universell einsetzbaren Motors lässt sich aber in dieser Konstellation nicht verwirklichen. Hinzu kommen Spannungen mit Otto. 1882 verlassen beide Deutz und ziehen nach Cannstadt, damals vor den Toren Stuttgarts. Das Gartenhaus in der Taubenheimstrasse 13 wird die Keimzelle des neuen Unternehmens. Beide Männer beginnen den leichten und schnell laufenden Benzinmotor zu entwickeln und zu bauen. 1883 gibt Daimlers Traum seine ersten Töne von sich – der Motor läuft. Mit einem Hubraum von rund 100 Kubikzentimetern leistet er 0,25 PS bei sensationellen 600 Umdrehungen, dreimal so viel wie die Deutzer Gasmotoren, und er ist leicht. Mit ihm sind erste wesentliche Konstruktionsziele erreicht. Die folgende verbesserte Ausführung verwandelt den zunächst liegend gebauten Motor in einen stehenden, der unter dem Namen Standuhr bekannt wird, weil er in seiner Form den damaligen Standuhren gleicht. Er bildet die Basis der Patentanmeldung, die am 3. April 1885 und der DRP-Nummer 34926 Daimlers Vision öffentlich macht. Im November 1885 unternimmt man die erste Ausfahrt mit dem Reitrad, einem höchst kostengünstigen Versuchsträger. 1886 folgen eine Motorkutsche und der Schiffsantrieb. Die Bootsmotoren-Nachfrage führt zur ersten Fabrikationsstätte. Mit 23 Arbeitern wird 1887 begonnen. Daimler verkauft, Maybach konstruiert und Karl Linck führt jetzt den kaufmännischen Bereich. 1889 wird ein Zweizylinder entworfen, in einen von selbst konstruierten Stahlradwagen eingebaut und auf der Weltausstellung in Paris präsentiert. 1890 folgt die Gründung der Daimler-Motorengesellschaft (DMG), um die finanzielle Basis zu verbreitern. Dabei gegebene Zusagen seine beiden Vertrauten zu Vorständen zu machen, werden nicht eingehalten, sie verlassen das Unternehmen. Es geht bergab. 1891 schließen Daimler und Maybach einen Geheimvertrag, um die Entwicklung voran zu bringen. Spritzdüsen-Vergaser, Neuerungen am Kühlsystem, dem größten Problem, und Maybachs Motor mit zwei stehenden, nebeneinander angeordneten, in einem Block gegossenen Zylindern (genannt Phoenix), werden konstruiert. 1894 botet man Daimler bei der DMG aus. Es werden nur noch wenige Fahrzeuge ausgeliefert. Rettung in höchster Not bringt 1895 ein englisches Konsortium unter Führung von Frederick Richard Simms, der die Rechte am Phoenix erwirbt, unter der Voraussetzung, dass Daimler, Maybach und Linck auf ihre alten Positionen zurückkehren. Die DMG gewinnt schnell wieder Boden. Niederlassungen in Amerika, Österreich und England entstehen. In Italien ist die sehr rührige Generalvertretung ein Katalysator für den jungen Kavallerieleutnant Giovanni Agnelli, sich mit der Herstellung von Automobilen zu befassen. Er gründet die Fabbrica Italiana Automobile di Torino, kurz Fiat. In Amerika baut Henry Ford nach Daimler-Vorbild sein erstes Gasolin-Wägelchen. Am 6. März 1900 stirbt Daimler. Er erlebt nicht mehr die Expansion nach Untertürkheim im August 1900 und die ersten Rennerfolge, die Emil Jellinek unter dem Pseudonym Mercedes, dem Namen seiner jüngsten Tochter fährt. Unter diesem Namen, der ab 1902 für Daimler-Automobile zum Markennamen wird, nimmt die Daimler-Motoren-Gesellschaft in den folgenden Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung.
Quelle: Daimler, Text: Bernhard Schoke, Fotos: Daimler