Wenn man nur den Auftritt in Genf als Maßstab nehmen würde, dann gäbe es für die Drei wohl keine Probleme. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass dem dann doch nicht so ist.
Erkennbar ist dies am ehesten bei dem zum GM-Konzern gehörenden Marken, aber auch hier nicht auf den ersten Blick. Stattdessen Business wie gehabt – beispielsweise mit der Chevrolet Corvette. Aber neben dem klassischen ur-amerikanischen Sportwagen – ein Hybrid SUV. Bei Saab zeigte man, als wäre nichts gewesen, den neuen Saab 9.3X – die Produkt-Planungen für die Messe waren auf Grund der bekannten zeitlichen Vorläufe in der Entwicklung bereits vor dem aufgezogenen Unwetter abgeschlossen und genau auf diesen Termin ausgerichtet.
Beim Opel Ampera war mehr als nur ein Blick möglich, wie ein umweltfreundliches Elektroauto von Opel aussehen könnte, wenn es denn in Rüsselsheim entsprechend weitergeht. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking warnte in Genf vor den Folgen einer möglichen Opel-Pleite. Die Vernetzung in der Autoindustrie ist groß. Wenn über Nacht ein großer Volumenhersteller wegfiele, würde das die Lieferanten treffen, und das könnte nicht jeder verdauen. In einem solchen Fall würde es auch auf der Lieferantenseite eine gewisse Bereinigung geben, meinte Wiedeking im Handelsblatt- Gespräch. Zu möglichen Staatshilfen für Opel äußerte er sich aber zurückhaltend. Es gehe einerseits um Arbeitsplätze, anderseits aber auch um den Wettbewerb, sagte Wiedeking in diesem Zusammenhang. Er führte zudem weiter aus, dass jede einseitige Unterstützung eines Unternehmens zu einer Beeinflussung des Wettbewerbs führt. Allerdings müsse auch die Vielfalt in der Autobranche erhalten bleiben, meinte Wiedeking abschließend.
Bei Ford war vom amerikanischen Einfluss am wenigsten zu sehen. Nur der der neue Pick-Up mit der Zusatzbezeichnung Wildtrak an einer Ecke des Standes ließ die Familienbande erkennen. Im Mittelpunkt stand aber die Studie der nächsten Evolutionsstufe des Kinetic-Markendesigns. Der Iosis Max gab einen Ausblick auf die kommende Generation von Focus und C-Max. Als Kompakt-Van ausgelegt, war an dem Konzeptfahrzeug mit dem dynamischen Karosseriedesign das neuartige Türkonzept der Eye-Catcher. Auch die verbrauchsreduzierende EcoBoost-Technologie für künftige Benzinmotoren, die Ford ab 2010 anbieten will, waren bereits an Bord. Mit der markanten Karosseriegestaltung, dem großen Panorama-Glasdach, dem luftigen und hellen Interieur war mehr als ein Blick möglich, wie die nächsten Modelle aussehen könnten.
Bei Chrysler stand Genf im Spannungsfeld zwischen herkömmlicher Ausstellung des Jeep Rubicom und dem im Mittelpunkt stehenden zweisitzigen, schnittigen, im auffälligen orange gehaltenen E-Renner. Wohin das Pendel hier ausschlagen wird, werden wohl bereits die nächsten Wochen zeigen.
Text und Fotos: Bernhard Schoke