Trophée Andros: Motorsport einmal anders

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Vor 20 Jahren fanden die ersten Rennen auf spiegelglattem Parkett statt. Große Namen des Motorsports machten in den letzten zwei Jahrzehnten die Eisrennen richtig populär.

Mit diesem Erfolg hatten die Macher vor 20 Jahren wohl nicht gerechnet, als in Serre Chevalier das erste Mal auf Eis Rennen gefahren wurden. Schnell erkannten sie aber das Potential und entwickelten daraus eine ganze Rennserie. Partner, Sponsoren, Teams, Werke und nicht zuletzt die Medien machten im Verlauf der Jahre daraus einen Begriff. Drumherum platzierte man ein attraktives Rahmenprogramm. Moto Cross Maschinen und Buggies mit Motorrad-Motoren sowie eine eigene Serie für Ladies sorgen für Furore.

So lockt man die Stars der Motorsport-Szene: Alesi, Alliot, Arnoux, Jabouille, Laffite, Loeb, Muller, Pescarolo, Ragnotti, Saby, Schlesser oder Tambay gehören ebenso dazu wie Alain Prost oder Olivier Panis und Franck Lagorce. Dem großen Wettrüsten in den 90iger hat man von Seiten der Macher um Max Mamers per Reglement längst einen Riegel vorgeschoben. Zuvor kam Hightech vom Feinsten beispielsweise beim Getriebe zum Einsatz, die die Kosten – um ganz vorn mitmischen zu können – ins astronomische steigen ließen. Die Eiskrone eroberten in den letzten Jahren bekannte Namen des internationalen Motorsports. 2007 und 2008 war beispielsweise Alain Prost (Toyota Auris) ganz vorn.

Zuvor war der in der World Touring Car Championship erfolgreiche Seat Pilot Yvan Muller der uneingeschränkte King. Nachdem er seit 1996 (2003 & 2006 nicht am Start) zehnmaliger Gesamtsieger war, suchte er, so die offizielle Erklärung, neue Herausforderungen.Neuer Champion ist Jean-Philippe Dayraut (Škoda Fabia). Mit ausgeglichenen Leistungen – insbesondere in der ersten Saisonhälfte – legte man im Škoda Team den Grundstein für den späteren Erfolg.

Damit überhaupt auf Eis Rennen gefahren werden können, sind bespikte Reifen erforderlich. Serienausrüster Continental, seit 2002 dabei, bringt den Ice Racing Contact an den Start. 232 konische Spikes, 14 mm lang versuchen mit einer computeroptimierten Anordnung den Spagat zwischen mehr Grip – für die spektakuläre Show – einerseits und Schonung des Eises andererseits. Keine einfache Aufgabe für die 16-Zöller in der Renn-Dimension 10/65. Denn die V6-Motoren leisten rund 260 kW/350 PS. Diese Power wird per 4-Rad-Antrieb und 4-Rad-Lenkung aufs Eis gebracht. Das Ergebnis: Irre Driftwinkel und faszinierende Wolken aus hauchfeinen Eiskristallen locken zwischen Ende November und Mitte Februar – mit einer Pause zwischen Weihnachten und Heilig Dreikönig – an nahezu jedem Wochenende tausende Fans in die eigens für diese Events angelegten Eisstadien in hochgelegenen Ski-Ressorts der französischen Alpen, der Pyrenäen bzw. des Zentralmassivs. Diese buhlen um die Gunst einen Lauf austragen zu können – ein wichtiger Differenzierungsfaktor im Wettbewerb der Ski-Zentren untereinander.

Dementsprechend ziehen dort alle Entscheidungsträger an einem Strang und stemmen so jeweils Events, die inzwischen über Frankreich hinaus ausstrahlen. Beispiel: Der Chef der lokalen Polizei (Police Municipale) wird gern zum Herrn über das Fahrerlager ernannt und der örtliche Feuerwehrkommandant (diese baut die ca. 25-30 Zentimeter dicke Eisschicht auf) ist in der Regel auch der Chef des Circuit de glace. Kurze Entscheidungswege – man kennt sich – ermöglichen auch dort Veranstaltungen, wo man hierzulande gern die fehlende Infrastruktur vorschieben würde. Hier gilt noch der gern zitierte Satz: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Text und Fotos: Bernhard Schoke

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